Bei FacebookWarum Sie Anfragen von heißen Single-Frauen nicht trauen sollten
Köln – Manche Kontaktanfragen sind zu verlockend, um wirklich wahr zu sein: Die attraktive junge Frau mit tiefem Ausschnitt, die in einer unglücklichen Beziehung steckt und einsam ist. Der gutaussehende Witwer aus den USA, der nach Deutschland ziehen will. Oder der sportliche Arzt, der keine Zeit hat, Frauen im echten Leben kennenzulernen – sie alle wollen auf Facebook gern mit uns befreundet sein, obwohl wir sie nicht kennen.
Sie folgen uns auf Instagram, matchen uns bei Tinder oder schicken uns E-Mails. Doch was bringt ihnen der Kontakt – wieso schreiben sie uns tagtäglich lange Nachrichten?
Hinter den vielversprechenden Profilen stecken professionelle Banden aus dem Ausland – und eine weit verbreitete Betrugsmasche. Beim sogenannten „Romance Scamming“ oder „Love Scamming“ (deutsch: Liebesbetrug) werden dem Betrugsopfer romantische Absichten vorgegaukelt, um es finanziell auszunehmen.
Das führt nicht nur zu emotionaler Enttäuschung und Demütigung der Opfer, sondern kann bis zu ihrem finanziellen Ruin führen und sogar straf- und zivilrechtliche Folgen für sie haben.
„Romance Scamming“ – so gehen die Betrüger vor
Den ersten Kontakt stellen die Liebesbetrüger online her, häufig über soziale Netzwerke wie Facebook und Instagram, aber ebenso über E-Mail und Messenger oder Dating-Portale und -Apps, auf denen einsame Singles nach der großen Liebe suchen. Sie sprechen meist Englisch und geben sich als US-Amerikaner, Kanadier oder Engländer aus. Oder sie schreiben mit der passenden Erklärung auf schlechtem Deutsch.
Danach wird oft mit viel Ausdauer und Aufwand versucht, ein Vertrauensverhältnis zwischen Betrüger und Betrugsopfer aufzubauen. Über Wochen und manchmal sogar Monate chatten und telefonieren die „Scammer“ mit ihren Opfern. Dabei geben sie augenscheinlich viel von sich selbst preis, zeigen reges Interesse für die Sorgen und Probleme der Scamming-Opfer und überschütten sie mit Liebeserklärungen.
Betrugsopfer werden nicht nur ausgenommen – sie machen sich auch selbst strafbar
Ist erst einmal eine emotionale Bindung aufgebaut – und alle Zweifel an der Identität und den guten Absichten des Betrügers beseitigt, – werden die Betrüger kreativ und lassen sich die unterschiedlichsten Maschen einfallen, um ihren Opfern Geld zu entlocken. Der geplante Besuch steht auf der Kippe wegen Problemen mit dem Visum oder dem Ticket, ein Angehöriger erkrankt schwer oder sie planen einen gemeinsamen Urlaub: Unter einem Vorwand bitten die Betrüger um Bargeldüberweisungen oder die Eröffnung eines gemeinsamen Kontos.
Andere Opfer werden mit kompromittierendem Bild- oder Fotomaterial erpresst, das sie selbst dem vorgeblichen neuen Freund geschickt haben. Oder sie werden gebeten, Geld oder Waren anzunehmen und weiterzuverschicken. Beides stammt mit hoher Wahrscheinlichkeit aus anderen kriminellen Machenschaften der Betrüger, wodurch die Opfer sich selbst wegen des Verdachts der Geldwäsche strafbar machen, erklärt das Faktencheck-Portal „Mimikama“. Auch um Ausweiskopien werden die Opfer gebeten.
Hinweise auf „Love Scam“: Daran erkennen Sie die Betrüger
Nicht nur Verbraucherschützer, auch die Polizei warnt regelmäßig vor „Romance Scamming“. Die Fake-Profile seien überwiegend männlich und haben angesehene Berufe, sind Ingenieure, Architekten, Ärzte, Anwälte und Computerspezialisten. Die Betroffenen sind meist Frauen mittleren Alters. Es gibt jedoch auch weibliche Scammer: Sie geben sich als Krankenschwestern, Lehrerinnen oder oder Schauspielerinnen aus, geben häufig an, aus Russland zu kommen und haben es auf ältere alleinstehende Herren abgesehen.
Die Scammer legten sich ungewöhnliche Lebensgeschichten zu und hinterließen einen seriösen Eindruck, warnt die Polizei. Sie „schaffen es, sich im täglichen Leben ihrer Opfer unverzichtbar zu machen – und zwar ohne ein einziges Treffen“. Die Liebe werde immer stark hervorgehoben. Ihre Profilbilder seien gestohlen, was man an der schlechten Auflösung erkennen oder über die Rückwärtssuche bei Google überprüfen kann. Die Betrügerbanden säßen meist in Westafrika, vor allem in Nigeria und Ghana – was polizeiliche Ermittlungen schwierig mache. Somit ist jeder Euro, der den Betrügern überwiesen wird, mit großer Wahrscheinlichkeit unwiederbringlich verloren.
Hohe Dunkelziffer: Viele Opfer schämen sich zu sehr
Die Netzwerke kennen die Masche und versuchen, Betrugsfälle einzudämmen. „Wir haben ausgefeilte Filterkriterien entwickelt, anhand derer unsere Mitarbeiter Scammer schnell erkennen“, erklärt ein Sprecher des Datingportals „ElitePartner“. Auch andere Portale wie Parship, eDarling oder auch Facebook versuchen, sich mit Sicherheitsmechanismen zu schützen. Bundesweite Zahlen der Polizei sind zu dem Thema nicht verfügbar. Das Landeskriminalamt (LKA) in Stuttgart hat 2017 131 Fälle erfasst, wie der „Spiegel“ berichtet. Die Dunkelziffer ist jedoch hoch, weil viele Opfer aus Scham nicht zur Polizei gehen.
(mit Material der dpa)
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