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Alte FreundeAlte Freundschaft wiederbeleben: So kann es gelingen

Wiedersehen macht Freu(n)de: Auch wenn längere Zeit vergangen ist, können alte Freundschaften wieder aufleben und funktionieren. Den Versuch ist es wert.

Wiedersehen macht Freu(n)de: Auch wenn längere Zeit vergangen ist, können alte Freundschaften wieder aufleben und funktionieren. Den Versuch ist es wert.

Wer seinen Freundeskreis erweitern will, kann auch bei früheren Freunden wieder anklopfen. Experten erklären, wie das geht - und warum diese Beziehungen so wichtig sind.

Alte Liebe rostet nicht, sagt ein Sprichwort. Doch gilt das auch für alte Freundschaften? Und ist es überhaupt sinnvoll, wieder Kontakt zu einem früheren Freund aufzunehmen? „Auf jeden Fall“, sagt Wolfgang Krüger aus Berlin. Der Psychotherapeut und Buchautor berichtet, dass er es selbst ausprobiert und viele frühere Freunde wieder kontaktiert hat. Das Ergebnis: 90 Prozent haben sich zurückgemeldet, fast alle Reaktionen waren positiv. 

„Frühere Freundschaften haben ein sehr hohes Potenzial. Man sollte auf sie zurückgreifen, wenn man seinen Freundeskreis erweitern will“, rät der Fachmann. Freunde aus früheren Zeiten, wie der Schule, der Ausbildung oder dem Studium seien unendlich wertvoll, denn man teilt intensive Erinnerungen an eine Zeit, über die man neuen Freunden nur erzählen kann. „Einfach anrufen oder schreiben und sich keinen Kopf machen“, so sein Tipp für die Kontaktaufnahme. 

Wenige Herzensfreunde

Dass sich Freunde aus den Augen verlieren, ist völlig normal. Ein schlechtes Gewissen muss deshalb niemand haben. Schließlich gibt es in der Freundschaft unterschiedliche Nähegrade. Nur wenige Menschen sind Herzensfreunde, die Verbindung zu ihnen ist auch über Jahrzehnte stabil. Die meisten Freunde kommen und gehen allerdings innerhalb von sieben Jahren, wie Krüger weiß. Mit diesen Menschen hat man sich zwar oft wohlgefühlt, aber irgendwie ging die Beziehung doch auseinander. Mögliche Gründe hierfür gibt es viele. 

Vielleicht hat einer von beiden eine Familie gegründet und keine Zeit mehr. Oder einer ist aus der Nachbarschaft weggezogen, hat in der Firma gekündigt oder das gemeinsame Hobby aufgegeben, sodass man nicht mehr automatisch Zeit miteinander verbringt. „Es gibt auch Freunde, von denen man eine Zeit lang genervt ist oder die man zwar mag, aber nicht lange aushält“, erklärt Monika Scheddin, Coach aus München. 

Fest steht: Wer die Zahl seiner Freunde stabil halten will, muss in der Regel immer wieder neue Beziehungen eingehen. Das fällt vielen schwer, vor allem im fortgeschrittenen Erwachsenenalter, weiß Krüger: Diese Menschen haben erfahren, dass viele Freundschaften nicht dauerhaft halten - das Gefühl der Vergeblichkeit hat sich bei ihnen eingeschlichen.

Knick in der Freundschaftskurve 

Je nach Lebensphase spielen Freunde eine unterschiedliche Rolle. Immens wichtig sind sie noch in den 20er Jahren, man ist in der Regel viel unterwegs und hat noch keinen festen Partner. „Zwischen 35 und 45 Jahren ist die Zeit, in der die Freundschaftskurve einen richtigen Knick macht“, erklärt Krüger. Andere Lebensthemen treten in den Vordergrund: Familie, Haus, Karriere. Etwa in der Lebensmitte ist vieles geschafft, die Kinder sind selbstständiger, die Lebensumstände gesichert. Vor allem Frauen schauen sich wieder vermehrt nach Freundinnen und Freunden um - und das ist wichtig. 

Denn wer schon mit 50 Jahren innerlich resigniert und sich sagt, die Freundschafts-Suche hat keinen Sinn, wird sich auch später im Alter damit schwertun. Sinnvoller ist es, den Wandel an Freundschaften zu akzeptieren und immer wieder auch im steigenden Alter Menschen kennenzulernen, damit neue Beziehungen entstehen können. So bleibt man in Übung und zudem steigt die Chance, auch einen Herzensfreund zu finden, der bleibt. „Diese Menschen werden dann die fröhlichen, aktiven Alten“, so der Fachmann. 

Dazu gehört auch Mut, schließlich kann man abgewiesen werden. Das Gleiche gilt auch beim Versuch, alte Freundschaften wieder aufzufrischen. Wie der oder die andere reagiert, kann keiner vorher wissen. Vielleicht freut er sich, vielleicht auch nicht. „Man investiert und weiß nicht, ob es sich rentiert. Das ist so wie immer im Leben“, erklärt Scheddin.

Aufhänger suchen

Empfehlenswert sei es auf jeden Fall, vor der Kontaktaufnahme ein wenig über das heutige Leben des anderen Menschen zu recherchieren. Vielleicht gibt es gemeinsame Bekannte, die gefragt werden können? Oder im Internet finden sich Informationen, ob der andere etwa gerade eine tolle Reise gemacht, einen neuen Job angefangen oder ein interessantes Hobby hat. Die Rechercheergebnisse lassen sich gut als Aufhänger bei der Kontaktaufnahme nutzen, so hat man schon mal ein gemeinsames Gesprächsthema.

Dabei ist es laut Scheddin egal, ob man jemanden anruft oder anschreibt. Beides hat Vor- und Nachteile. „Introvertierte schreiben eher, Extrovertierte telefonieren lieber“, erklärt sie. Beim Telefon hat man den Überraschungsmoment auf seiner Seite, das kann gut, aber auch schlecht sein. Beim Schreiben hat man mehr Zeit zum Formulieren und der andere zum Reagieren. Ein möglicher Nachteil: Geschriebenes kann schneller missverstanden werden und der Schreibende hat in der Regel keine Chance, dies zu merken und entsprechend zu reagieren.

Die Fachfrau aus München empfiehlt, auf jeden Fall „Ich-Botschaften“ zu formulieren, zum Beispiel: „Ich musste an unsere guten Zeiten denken und frage mich, warum unsere Freundschaft abhandengekommen ist“. Wer es lieber legerer mag, kann zum Beispiel sagen oder schreiben: „Klopf, klopf. Ich hoffe, Du bist einer treulosen Seele nicht böse.“ 

Fremd und zugleich vertraut

Krüger empfiehlt dagegen eine schriftliche Kontaktaufnahme, wenn man jemanden lange nicht gesehen hat, er empfindet das als höflicher. Komme es zu einem Treffen, sei dies schon ein komisches Gefühl - eine Mischung aus Fremdheit und Vertrautheit, berichtet er. „Man hat zwar viele gemeinsame Erinnerungen, muss sich aber gleichzeitig neu kennenlernen, weil jeder in der Zwischenzeit so viel erlebt hat.“ 

Warum es sich lohnt

Übrigens: Wer Freundschaften pflegt, tut sich selbst etwas richtig Gutes. So gibt es Studien zufolge einen Zusammenhang zwischen Freundschaften und unserem allgemeinen Wohlbefinden. „Freundschaften sind eine der ungenutzten Ressourcen, aus denen Menschen schöpfen können, um ein glücklicheres und gesünderes Leben zu führen. Sie kosten buchstäblich nichts und haben Vorteile für die Gesundheit und das Wohlbefinden“, so der Sozial- und Persönlichkeitspsychologe William Chopik, der an der Michigan State University dazu forscht. (dpa)