Unseriöse Angebote im InternetVerbraucherzentrale warnt Eltern vor ADHS-Coachings

Kinder mit ADHS haben unter anderem häufig Probleme mit der Konzentration, etwa auf Schulstoff. Diagnose und Therapie gehört in die Hände von Fachpersonen mit entsprechender Qualifikation.

Kinder mit ADHS haben unter anderem häufig Probleme mit der Konzentration, etwa auf Schulstoff. Diagnose und Therapie gehört in die Hände von Fachpersonen mit entsprechender Qualifikation.

Auf Social Media finden sich immer häufiger Coaching-Angebote für ADHS-Betroffene – mit fragwürdigen Heilsversprechen. Die Verbraucherschützer geben Beispiele und erklären, wo Eltern Hilfe finden.

Verbraucherschützer warnen vor unseriösen Coaching-Angeboten für von ADHS betroffene Kinder und Jugendliche im Internet. „Nicht immer stecken dahinter qualifizierte Fachleute und seriöse Therapien“, so die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. 

Gerade in sozialen Medien, etwa auf Facebook und Instagram, finde sich Werbung von - womöglich selbst ernannten - Coaches, die „schnelle Lösungen ohne Medikamente oder lange Therapien“ versprechen. 

Was Eltern dazu wissen müssen

1. ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung und ist eine der häufigsten psychischen Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen. Für die Entstehung gibt es bislang keine eindeutige und allumfassende Erklärung. Eine ADHS wird in einem festgelegten Verfahren anhand bestimmter Kriterien von Fachärztinnen und -ärzten (in der Regel Kinder- und Jugendmediziner oder Kinder- und Jugendpsychiater) diagnostiziert, die sich auf die Diagnostik und Behandlung dieser Störung spezialisiert haben.

2. Daraus folgt: „Coaches dürfen keine ADHS-Diagnose stellen“, stellt Susanne Punsmann klar. Sie ist Juristin im Projekt „Faktencheck Gesundheitswerbung“ der Verbraucherzentralen NRW und Rheinland-Pfalz. Denn: „Coach“ ist kein geschütztes Berufsbild. „Jede und jeder darf sich so nennen, dann aber keine Heilbehandlung anbieten. Die gibt es nur bei Ärztinnen und Psychotherapeuten“, erklärt Punsmann.

Das bedeutet für viele der ADHS-Coaching-Angebote im Netz: Gefahr durch mangelnde Qualifikation und irreführende Versprechen. Gegen mehrere unzulässige Werbeversprechen sind die Verbraucherschützer nach eigenen Angaben nun rechtlich vorgegangen. 

Hypnose und Selleriesaft - unwissenschaftliche Therapien

So versprach ein „Hypnotiseur und Mental-Coach“, ADHS in ein bis zwei Sitzungen durch Hypnose heilen zu können. Eine Behauptung, die wissenschaftlich nicht haltbar ist, so Punsmann: „Das ist aus unserer Sicht ein unzulässiges Erfolgsversprechen, denn dass Hypnose bei ADHS die Symptome lindert, ist nicht wissenschaftlich belegt.“ 

Eine andere Anbieterin behauptete, mit Nahrungsergänzungsmitteln und Selleriesaft helfen zu können. „Das hat nichts mit Medizin zu tun“, betont Punsmann. Belege dafür gibt es nicht: „Das sind Lebensmittel, die per Definition eine ernährungsphysiologische, aber keine pharmakologische Wirkung haben.“

Die Verbraucherschützer warnen daher: „Unwissenschaftliche Therapien können Schaden anrichten. Diagnose und Therapie von ADHS gehören in die Hände von Ärztinnen oder Psychotherapeuten mit spezieller Qualifikation.“ Seriöse ADHS-Behandlungen sind idealerweise multimodal – sie umfassen medizinische, psychologische und pädagogische Maßnahmen.

Hier finden Eltern Hilfe

Coaching-Angebote für Eltern betroffener Kinder finden sich ebenfalls im Internet. Aber, so Susannne Punsmann: „Ein solches Elterntraining gehört bei Kinderärzt:innen zur Behandlung dazu.“ Sie rät daher: „Am besten erkundigt man sich in der Arztpraxis oder bei der Krankenkasse danach.“

Diese beiden Anlaufstellen empfiehlt auch das Portal ADHS.info generell, wenn Eltern auf der Suche nach Diagnostik und Therapie für ihr Kind in ihrer Umgebung sind: Denn häufig weiß der Kinder- oder Hausarzt gut Bescheid, welche Ärzte und Psychologen in der Nähe sich gut mit ADHS auskennen. Auch die Krankenkassen haben meistens eine Liste von allen infrage kommenden Ärzten und Psychologen in der Umgebung.

Auf dem Informationsportal des vom Bundesgesundheitsministerium geförderten zentralen ADHS-Netzwerks finden Eltern, aber auch betroffene Kinder und Jugendliche sowie Erwachsene Informationen und Hilfestellung rund um das Thema. Für Eltern gibt es unter anderem Tipps, was sie selbst machen können, um ihr Kind zu unterstützen.

Zum Thema Seriosität und Risiken von Coaching-Angeboten informiert die Verbraucherzentrale NRW online. (dpa)