Mein Haus, mein Auto, meine Nerven!7 Tipps, wie man ein Klassentreffen übersteht
Ohje, rund um Weihnachten finden sie wieder statt, die Klassentreffen und Jahrgangsfeiern. Doch soll man wirklich mit alten Klassenkameraden abhängen und sich Geschichten über Karriere, Kinder und Scheidungen anhören, mit gespieltem Enthusiasmus über modische Verirrungen aus der Jugendzeit lachen und in den wilden Zeiten schwelgen, als Tobi mit der Valli auf Klassenfahrt – ach, war das lustig! Auf der anderen Seite könnte es auch ganz schön spannend werden. Und vielleicht fühlt man sich sogar wieder ein wenig jung?
Klassentreffen-Junkie und Lehrer-Kidnapping
Das neue Buch „Schlachtfeld Klassentreffen“ von Heike Abidi und Anja Koeseling (Hrsg.) packt ganz verschiedene Facetten, Gedanken und Gefühle rund um das Thema Klassentreffen in einen bunten Erzählband. Berichtet wird sozusagen aus der Perspektive der Teilnehmer - die sich fragen: Soll ich überhaupt hin? Wie bereite ich mich vor? Die persönlichen Erzählungen reichen vom Tagebuch eines Klassentreffen-Junkies, über das Schicksal eines Mannes, der nach 50 Jahren seine unerfüllte Liebe wieder trifft, bis zum Kidnapping eines verhassten Lehrers.
Diese (nicht ganz ernst gemeinten) Tipps aus dem Buch können auf jeden Fall helfen, ein Klassentreffen besser zu überstehen:
Ich bin jetzt toll!
Es gibt ja durchaus Gründe, zu so einem Klassentreffen zu gehen. Zum Beispiel, um zu zeigen, wie toll man sich verändert hat. Oder wie Melanie W. im Buch erzählt: „Inzwischen ist nicht nur meine Akne verschwunden, sondern meine Haut erweist sich auch als extrem faltenresistent. Den anderen wird der Mund offen stehen vor Staunen! Neulich hab ich Regine, die olle Streberin, gesehen. Sie sieht locker zehn Jahre älter aus als ich.“ Das trägt einen doch heiter durch den Abend.
Rache ist so süß
So ein Klassentreffen kann ja ein guter Anlass sein, mal richtig abzurechnen. Oder wie Henrik B. im Buch schildert „Ich war das perfekte Mobbing-Opfer. Heute bin ich gut zwei Meter groß, habe eine dröhnende Bassstimme, vor der meine gut hundert Angestellten erzittern, und verdiene mich dumm und dämlich. Und ich bin in genau der richtigen Stimmung, meinen einstigen Peinigern zu zeigen, was ‚ne Harke ist.“ Immer raus mit den Rachegelüsten – dann wird es sicher lustig!
Die Devise lautet Small Talk
Ein Klassentreffen ist wahrlich ein verbales Minenfeld. Wieviel gebe ich über mich preis? Wie vermeide ich Fettnäpfchen? Welche Dinge von früher spreche ich besser nicht an? Das Buch gibt für die Party-Konversation einen klaren Tipp: „Schonungslose Ehrlichkeit vermeiden, stattdessen Small Talk betreiben, bis der Arzt kommt. Es hört sowieso keiner wirklich zu.“
Einer geht noch?
Eigentlich ist Alkohol ja ein gutes Helferlein bei so einem Klassentreffen. Macht locker, lässt die Teilnehmer schöner und die alten Geschichten lustiger erscheinen. Er birgt aber auch Gefahren, wie das Buch ausführt: „Komplett auf Alkohol verzichten, ich will ja schließlich nicht die Kontrolle verlieren und mich hinterher mit einer mit Rotwein bekleckerten Bluse auf der Titelseite einer Boulevardzeitung wiederfinden.“
Phrasen können helfen: So ist man gerüstet fürs Klassentreffen
Wiedersehens-Bingo
Es gibt Phrasen, die man in fast jeder Klassentreffen-Konversation benutzen kann – ohne dass man sich wirklich an dem Gespräch beteiligen muss. Und wenn peinliche Schweigeminuten entstehen, kurbeln gewisse Sätze auf jeden Fall eine Unterhaltung an. Das Buch stellt solche Phrasen in einem Wiedersehens-Bingo zusammen. Ein praktischer Katalog mit unvergesslichen Sätzen wie: Weißt du noch, damals auf der Klassenfahrt …? Oder „So jung kommen wir nie mehr zusammen.“
Geschönte Biografie
Wie umgeht man die Tatsache, dass der eigene Lebenslauf im Vergleich mit der super Karriere der anderen abstinkt? Man erfindet einfach eine schillerndere Geschichte. Das Buch schlägt vor: „Eine Biographie erfinden, die mich nicht als Versager outete, sich aber gleichzeitig schwer überprüfen lassen würde. Mir schwebte da eine Karriere als Ghostwriterin für Promi-Biografien vor oder die einer Kronzeugin für ein Kapitalverbrechen, natürlich alles streng geheim und unter dem Siegel der Verschwiegenheit.“
Es kann alles passieren
Ist der heißeste Typ von früher inzwischen ein alter Sack mit Schwabbelbauch? Hat die Ballkönigin inzwischen vier Kinder von drei Männern? Haben die Verlierer von früher inzwischen die Welt gerettet? Die Chance ist groß, dass man sehr viel staunt, sich wundert und es einem graut an so einem Abend. Deshalb sollte man es einfach mit Humor sehen, wie ein gutes Comedy-Programm. Es kann einfach alles passieren. Ein paar kurze Zitate aus dem Buch geben einen Vorgeschmack:
„Toll siehst du aus, sagte er und sah mir dabei etwas zu lang auf die Brüste.“
„Aus Solidarität übergab ich mich kurz darauf selbst herzhaft in den Mülleimer.“
„Ich bekam Lust, alle vier mit einer Gabel zum Spielen vor eine Steckdose zu setzen.“
Buchtipp:
Schlachtfeld Klassentreffen, Heike Abidi/Anja Koeseling, Eden Books, 2016
(iwo)
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