Sachbuch-Autorin behauptetFür US-Mädchen gehört der Blowjob zum Date dazu

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Er will. Sie eigentlich nicht. Das sieht man bei US-Teenagern häufig.

Washington – Sex bei Teenagern ist in den USA eine kontroverse Angelegenheit. Die Jugendlichen versprechen ihren Eltern Enthaltsamkeit bis zur Ehe, auf der anderen Seite ist an vielen High Schools „Hookup“, also „Rummachen“, angesagt.

Dieses „Rummachen“ kann vom Kuss bis zum Geschlechtsverkehr alles umfassen. Dazu wird dann ordentlich getrunken – ganz nach dem Motto: „Bloß keine Romantik aufkommen lassen“.

Schwangerschaftszahlen deutlich höher als in anderen Ländern

Trotz Keuschheits-Versprechen sinkt die Schwangerschaftsquote im „Land of the Free“ nur äußerst langsam. Und liegt noch immer deutlich höher als in den meisten entwickelten Ländern.

2014 brachten in den USA 24 von 1000 Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren ein Baby zur Welt. In Deutschland waren es 2013 knapp acht von 1000. Aufklärung ist an US-Schulen vielerorts ein heikles, von Konservativen immer wieder bekämpftes Thema.

Sachbuch zeigt das Dilemma der jungen Frauen - Seite 2

Die Journalistin Peggy Orenstein hat es mit ihrem neuen Buch „Girls & Sex“ (bisher nur in Englisch erhältlich) hoch in die „New York Times“-Sachbuchcharts geschafft. Das Buch beherbergt dutzende Interviews mit weiblichen Teenagern diverser Hautfarben und Gesellschaftsschichten.

Es ist als Wegweiser durch die aktuelle Landschft sexueller Ersterkundungen gedacht und sorgt, wie nicht anders erwartet, für ordentlich Diskussionsstoff.

Denn es zeigt sich: So selbstbewusst wie junge Amerikanerinnen erzogen werden und auftreten, sind sie in sexuellen Dingen offenbar nicht.

„Sie nutzen ihre Sexualität vor allem dazu, anderen zu gefallen“, sagt Orenstein. Das liegt vor allem auch an den amerikanischen Stars und Sternchen wie Rihanna, Beyoncé und Kim Kardashian, die genau dieses Körperbild an die Jugendlichen weitergeben.

Oneway-Oralverkehr gehört einfach dazu

Viele der interviewten Mädchen hatten selbst noch niemals Spaß am Sex, befriedigten aber regelmäßig Wünsche ihrer jungen Hookup-Partner, deren „Kenntnisse“ wiederum oft aus Pornos stammen.

Besonders verbreitet ist demnach Oral-Sex - jedoch nur als Einbahnstraße. Die meisten der Mädchen betrachten so genannte Blow Jobs als unvermeidlichen Teil des normalen Datings. Viele tun es, weil sie nicht als prüde dastehen wollen.

Pizzavergleich statt Baseball-Wettkampf

Selbst liberale amerikanische Eltern führen mit ihren Kindern vergleichsweise selten offene Gespräche über Sex.

Wenn doch, werde vor allem mit Mädchen fast nur über das Risiko geredet, über Verhütung und Schutz vor Krankheiten, beklagt Orenstein. „Es geht kaum um die schönen Seiten der Sexualität.“

Ratlosen Eltern schlägt sie vor, in diesen Gesprächen zu neuen Bildern zu greifen. In den USA sind beim Sex bisher Vergleiche mit Baseball üblich, die anzeigen sollen, welche „Base“ das intime Miteinander erreicht hat. Ein „Homerun“ entspricht dabei dem Geschlechtsverkehr.

„Das klingt nach Wettbewerb, nach Gewinner und Verlierer. Wir sollten Sex lieber als gemeinsames Pizzaessen beschreiben“, sagt Orenstein. „Man wählt den Lieblingsbelag und dann wird mit Genuss gegessen.“

(dpa)