Sabia BoulahrouzFehlgeburt – die zwölf wichtigsten Fragen und Antworten
Im sechsten Schwangerschaftsmonat hat sie ihr Kind verloren: Sabia Boulahrouz (37). Die Ex-Freundin von Rafael van der Vaart brachte laut ihrem Management am 13. Dezember in Hamburg ihr Kind still zur Welt.
Was viele nicht wissen: Jede dritte Schwangerschaft endet in einer Fehlgeburt. Meist geschieht dies noch ganz am Anfang der Schwangerschaft, so dass viele Frauen eher an eine verspätete Periode denken, als an eine Fehlgeburt.
Sobald aber der Schwangerschaftstest positiv und die erste Vorfreude da war, kann eine Fehlgeburt zu einer Belastungsprobe werden, gerade wenn sie in so fortgeschrittenem Stadium geschieht wie bei Model und Moderatorin Sabia Boulahrouz. Wir klären die wichtigsten Fragen, die sich Frauen rund um die Fehlgeburt stellen.
1. Wann ist die Gefahr einer Fehlgeburt am größten?
Die ersten drei Monate werden oft als die „kritische Phase“ beschrieben. In dieser Zeit ist die Wahrscheinlichkeit einer Fehlgeburt am größten. Eine Fehlgeburt im sechsten Monat wie bei Sabia Boulahrouz ist eher die Ausnahme.
2. An wen können sich Betroffene wenden?
Zu allererst: An jemanden, der ihnen gut tut. Wer sich in professionellen Händen gut aufgehoben fühlt, kann sich an den Frauenarzt oder die Hebamme wenden. Hebammenhilfe steht Frauen auch nach einer Fehlgeburt zu.
Einige Frauen lassen sich lieber von ihrem Partner, der besten Freundin oder der eigenen Mutter trösten. Manchen hilft ein Gespräch bei einer Schwangeren-Beratungsstelle wie Pro Familia. Zudem gibt es Selbsthilfegruppen und Hilfetelefone. Führt die Fehlgeburt zu einer ernsten Depression, kann auch therapeutische Hilfe in Anspruch genommen werden.
Tipps für Angehörige
3. Wie lang trauern Frauen nach dem Verlust?
Das ist von Frau zu Frau verschieden. Ganz gleich wie es ihr geht, es ist wichtig zu wissen, dass es in Ordnung ist, wie es ihr geht. Jeder Mensch trauert anders und das sollte das Umfeld anerkennen – auch wenn die Trauer länger dauert. Immerhin hat die Frau ihr Kind verloren.
4. Wie sollten Angehörige reagieren?
Verständnisvoll. Das Signal „Ich bin für dich da“ ist wichtig. Die Paare haben einen Verlust erlebt, sie hatten sich vielleicht schon sehr auf ihr Kind gefreut.
Oft wusste das Umfeld noch gar nichts von der Schwangerschaft, so dass es auch noch keine Beziehung zum Baby im Bauch aufbauen konnte. Trotzdem ist es wichtig, empathisch zu reagieren, zuzuhören und nicht zu erwarten, dass die Betroffene „es jetzt auch mal wieder gut sein lassen kann“ mit ihrer Trauer. Nein, die Gefühle die da sind, sind da. Und die sollten ernst genommen werden. Das gilt auch für den Mann, der sich bereits auf sein Kind gefreut hatte. Auch er braucht möglicherweise jemanden, der ihm zuhört und ihn nicht übersieht.
5. Kann eine Frau nach einer Fehlgeburt wieder schwanger werden?
Die gute Nachricht: Wenn es einmal geklappt hat mit dem Schwangerwerden, dann wird es wohl auch wieder klappen. Aber es hilft wenig, Stress aufzubauen und mit Druck möglichst schnell wieder eine Schwangerschaft herbeizuführen. Bei manchen braucht die Trauer noch Raum.
6. Was sind die häufigsten Ursachen?
Manchmal kann eine Störung des kindlichen Erbgutes Auslöser gewesen sein oder eine Stoffwechselerkrankung der Mutter. Bei manchen Kindern wickelt sich die Nabelschnur um den Hals und verhindert die Sauerstoffzufuhr. Es können aber auch ganz andere Ursachen sein. Viele Frauen fragen sich: Habe ich zu schwer gehoben? War es das Glas Wein, das ich zu viel getrunken habe, als ich noch nichts vom Baby wusste? Sie suchen einen Grund, eine Erklärung.
Gabrielle Stöcker, Frauenärztin und Beraterin bei der Pro Familia in Köln sagt: „Wir leben einfach in einem Zeitalter, in dem wir mit Schicksalsschlägen der Natur nur schwer zurecht kommen. Und eine Fehlgeburt ist genau das.“ Frauen sollten also nicht die Schuld bei sich suchen.
7. Hilft es den Frauen, zu wissen, dass eine Fehlgeburt in gewisser Weise „normal“ ist?
Es tröstet sie in dem Moment nicht unbedingt. Auch nicht eine Aussage wie: „In ein paar Monaten werden Sie wieder schwanger“. Sie haben jetzt erst einmal diesen Verlust zu verarbeiten. Aber es ist für viele Frauen auf längere Sicht doch hilfreich und tröstlich.
Wie es nach der Diagnose weitergeht
8. Wenn eine Frau den Verdacht auf eine Fehlgeburt hat, wie sollte sie ganz konkret reagieren?
Hat die Frau das Gefühl, etwas könnte nicht stimmen oder treten Unterbauchschmerzen oder Blutungen auf, sollte sie zum Frauenarzt oder in eine Notfall-Ambulanz gehen. Es wird erst einmal im Ultraschall geschaut, wie die Lage ist. Nicht jede Blutung bedeutet gleich eine Fehlgeburt.
9. Wenn klar ist, dass das Baby nicht mehr lebt, wie geht es danach weiter?
In bestimmten Fällen kann man der Natur ihren Lauf lassen. Irgendwann wird die Schwangerschaft vom Körper abgestoßen. Das ist ein Prozess, der sich über Tage hinziehen kann.
10. Wann wird eine Ausschabung gemacht?
Manchmal ist dies medizinisch notwendig, das muss im Einzelfall mit dem Arzt besprochen werden. Manche Frauen können es sich aber auch nicht vorstellen, noch Tage lang in diesem Zustand zu bleiben und wollen es schnell hinter sich bringen.
11. Ab wann wird eine „Geburt“ eingeleitet?
Viele Kliniken leiten jenseits des dritten Schwangerschaftsmonats bereits eine Art Geburt ein. Mit Medikamenten werden die Wehen eingeleitet. Das Kind kommt dann „still“ zur Welt.
12. Sollte eine Frau nach einer Fehlgeburt in die Rückbildung gehen?
Nach einer sehr frühen Fehlgeburt braucht sie das nicht. Das leistet die Natur ganz gut. Wenn es wirklich schon eine sehr fortgeschrittene Schwangerschaft war, nach einer Totgeburt zum Beispiel, dann ist es sinnvoll., ein Angebot für betroffene Frauen zu suchen. Das kann ein guter Rahmen sein, in dem man sich austauschen kann. Eine Alternative wäre ein individuelles Angebot einer Hebamme zu nutzen, die auch Begleitung nach Tot- und Fehlgeburten anbietet.