Häusliche GewaltSo reagieren Sie richtig, wenn der Partner Sie schlägt
Über Gewalt gegen Frauen redet niemand, keiner bemerkt sie, niemand unternimmt etwas dagegen. Statistisch gesehen wird jedoch jede vierte Frau in Deutschland im Lauf ihres Lebens Opfer von gewalttätigen Übergriffen in der Partnerschaft.
Theoretisch kennen wir alle mindestens zwei oder drei Betroffene - wir wissen es oft nur nicht. Doch was tun, wenn man selbst betroffen ist? Das beantwortet nun Bestseller-Autorin Katja Schneidt ("Gefangen in Deutschland").
Schneidt, die selber Opfer massiver häuslicher Gewalt wurde, hat einen neuen Ratgeber geschrieben: In "Du hast keine Macht über mich!" (mvg-Verlag, 16,99 Euro) gibt sie betroffenen Frauen konkrete Tipps, wie sie mit ihrer Situation umgehen können und was sie tun müssen, um aus dem Strudel der Gewalt zu entkommen.
Für uns hat Autorin Schneidt zehn Tipps zusammengestellt, wie Frauen, die in der Partnerschaft Gewalt erfahren, aufstehen und sich gegen ihren prügelnden Partner stellen können. Klicken Sie sich hier durch:
Was Sie tun sollten, wenn Sie von häuslicher Gewalt betroffen sind
Gewalt ist keine Privatsache
Gewalt ist keine Privatsache. Wenn Sie unter häuslicher Gewalt leiden, vertrauen Sie sich unbedingt sofort jemandem in Ihrem Umfeld an und bitten Sie um Unterstützung. Im Durchschnitt vergehen sieben lange Jahre, bis ein Gewaltopfer sich aktiv Hilfe von außen holt.
Die Familie muss nicht um jeden Preis erhalten werden
Falls Sie Kinder haben, unterliegen Sie bitte nicht dem Irrtum, Ihren Kindern um jeden Preis die Familie erhalten zu müssen. Eine Familie in der Gewalt an der Tagesordnung ist, ist nichts, was es sich zu erhalten lohnt.
Verletzungen schnell attestieren lassen
Wenn ihr Partner Sie geschlagen hat, gehen Sie schnellst möglichst zu Ihrem Arzt und lassen Sie sich die erlittenen Verletzungen attestieren. Im Falle dass Sie Ihren Partner anzeigen möchten, werden diese Atteste ein wichtiges Beweismittel vor Gericht sein.
Rufen Sie die Polizei an
Rufen Sie unbedingt die Polizei an, wenn Ihnen Gewalt angetan wurde. Das Gewaltschutzgesetz hat die Position des Opfers gestärkt. Wer schlägt geht! Die Polizei kann Ihren gewalttätigen Partner sofort für mehrere Tage der gemeinsamen Wohnung verweisen und Ihnen so die nötige Luft zur Vorbereitung der Trennung verschaffen.
Bleiben Sie nicht passiv, wenn Sie Gewalt bei Anderen mitbekommen
Falls Sie nicht selbst von Gewalt betroffen sind aber mitbekommen, dass es in ihrer Umgebung jemanden gibt, der häuslicher Gewalt ausgesetzt ist, bleiben Sie nicht passiv sondern handeln Sie! Niemand erwartet von Ihnen, dass sie aktiv in eine Gewaltsituation eingreifen und sich selbst in Gefahr bringen aber die nächste Polizeistation über den Vorfall zu informieren kann unter Umständen Leben retten und im Notfall kann man das auch Anonym tun.
Wenden Sie sich an Profis
Wenden Sie sich an eine Gewaltberatungsstelle. Hier sitzen Menschen, die sich mit Ihrer aktuellen Situation auskennen und Ihnen bei den weiteren Schritten behilflich sein werden.
Nach Trennung Vorkehrungen treffen
Falls Sie befürchten, dass Sie nach einer Trennung von Ihrem Ex Partner bedroht oder verfolgt werden könnten, treffen Sie die notwendigen Vorkehrungen, damit Sie nicht gefunden werden. D.h. Auskunftssperre beim Einwohnermeldeamt beantragen, Auskunftssperre bei der KFZ Zulassungsstelle beantragen, Postfach Adresse einrichten, Handynummer wechseln.
Wenden Sie sich an ein Frauenhaus
Wenn Sie nicht wissen, wo Sie in der ersten Zeit nach einer Trennung wohnen können, wenden Sie sich an das nächste Frauenhaus. Dort wird man Ihnen ein Zuhause auf Zeit bieten. Eine Kontakttelefonnummer bekommen Sie bei ihrer Polizeistation. Versuchen Sie auf jeden Fall so viel wie möglich an wichtigen Unterlagen und Papieren (Familienstammbuch, Krankenkassenkarten, Impfausweise, Gehaltsnachweise des Partners, Darlehnsverträge, usw.) mit aus der Wohnung zu nehmen. Dies erleichtert einen Neustart ungemein.
Offen zu Ämtern, Behörden und Anwälten sein
Wenn Ihnen die Trennung von einem gewalttätigen Partner gelungen ist, seien Sie unbedingt offen im Umgang mit Ämtern, Behörden und Anwälten, denn nur dann kann Ihnen auch auf Ihre Situation zugeschnitten geholfen werden. Scham ist hier völlig fehl am Platz. Sie sind Opfer und nicht Täter!
Suchen Sie Hilfe beim Therapeuten
Scheuen Sie sich nicht, für sich selbst und Ihre Kinder therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Seelische Verletzungen sitzen oft tief und können unter Umständen das weitere Leben beeinflussen. Auch Kinder haben oft mehr von der Gewalt mitbekommen als man selber wahr haben möchte. Sie brauchen die Möglichkeit, die schlimmen Erlebnisse aufarbeiten zu können.