Kinderwunsch als SingleInstagram-Stars mit ungewöhnlichem Plan

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Zusammen stark: Die Zwillingsschwestern Lara (l.) und Nina unterstützen sich in jeder Lebenslage. Sie sind Familie, in gleich mehrerer Hinsicht. Sie erziehen zusammen Lea – und bald auch das Kind von Lara, das durch Samenspende entsteht.

von Alexandra Miebach  (mie)

Köln – Mutter werden – einer der größten Wünsche im Leben vieler Frauen. Doch was, wenn man einfach nicht den richtigen Partner findet, mit dem man sich eine Familie vorstellen kann?

  1. Zwei Instagram-Stars leben ungewöhnliches Familienmodell
  2. Zwillinge erziehen schon ein Kind gemeinsam, jetzt soll ein weiteres folgen
  3. Einen Partner braucht Lara jetzt nicht, schließt es aber nicht für später aus

Medizinische Lösungen gibt es heute auch ohne den passenden Partner. Und davon machen immer mehr Frauen Gebrauch. Das klassische Familienmodell ist eben heute nicht mehr unbedingt nötig, um eine Familie zu gründen. So ist es auch bei den Zwillingen Nina und Lara.

„Twinteam“: Zwillinge erziehen Kind gemeinsam

Die beiden Schwestern (28) sind auf Instagram als „dastwinteam“ unterwegs, bloggen über ihren Familienalltag. Nina ist Mutter einer sechsjährigen Tochter, Lea. Lara begleitete ihre Schwester schon in der Schwangerschaft, kümmerte sich auch nach der Geburt intensiv mit um ihre Nichte – bis heute. Sie erziehen sie gemeinsam.

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Lara (r.) versteht sich nicht als „Mama Nr. 2“ für Lea (6) , sie bleibt die Tante, ist aber in die Erziehung involviert. Die beiden Schwestern suchen derzeit ein gemeinsames Haus mit getrennten Wohnbereichen. Und langfristig will auch Nina noch ein zweites Kind – dann auch über eine Samenspende.

In den letzten Jahren sorgte Lara dazu für elf Pflegekinder. Der Wunsch, selbst Mutter zu werden, wurde immer größer.

„Twinteam“: Kinderwunsch als Single

Nach vielen Überlegungen hat Lara entschieden, sich in die Kinderwunschbehandlung zu begeben – als Single. „Pflegekinder zu betreuen war toll – und trotzdem war der Wunsch nach einem leiblichen Kind da und den möchte ich mir jetzt einfach erfüllen“, sagt Lara im Gespräch mit EXPRESS.

„Ich möchte mein Glück einfach nicht mehr davon abhängig machen, ob ich jetzt jemanden kennenlerne oder nicht.“ Mit ihrer Schwester und ihrer Nichte hat sie ja schon ein Familienleben, das funktioniert, warum sollte da nicht noch ein eigenes Kind hineinpassen?

Samenspende soll Kinderwunsch ermöglichen

Mit Hilfe einer Samenspende will Lara nun Mutter werden. Als Single-Mama nicht ganz einfach, nicht jede Kinderwunsch-Klinik unterstützt alleinstehende Frauen. Allerdings gebe es mittlerweile in jedem Bundesland mindestens eine, die das macht, wissen die beiden Schwestern.

Der Haken: Alleinstehende Frauen müssen alle Kosten für die Behandlung alleine tragen. Krankenkassen unterstützen den Kinderwunsch von Single-Mamas nicht. Wenn man aber eine Klinik gefunden und die notwendigen finanziellen Mittel hat (Kosten: ca. 2000 Euro pro Versuch), kann die Behandlung schnell starten.

Die Kliniken kooperieren mit Samenbanken, bei denen man sich Spender auswählen kann. Lara hat sich für eine offene Spende entschieden, das bedeutet: „Der Spender erzählt (schriftlich) viel über sich, schreibt auch einen Brief an das zukünftige Kind. Das fanden wir total wichtig. Wir haben auf das Profil gewartet, wo wir dachten »Das passt total zu uns«. Wir haben sogar ein Kinderfoto von ihm.“ Wenn das zukünftige Kind 16 Jahre alt ist, kann es den Samenspender kontaktieren.

„Sucht jemanden, der mit Euch den Gegenwind aushält“

Viele Frauen haben Angst, wie das Umfeld reagieren könnte, wenn sie sich alleine für eine Kinderwunschbehandlung entscheiden. Die Zwillinge raten, sich im Vorfeld eine vertraute Person zu suchen. „Eine beste Freundin, die Mama, eine Tante. Irgendjemanden, mit dem du reden kannst und der mit dir den Gegenwind aushält.“ Und den gibt es durchaus...

Aber: Seitdem Lara und Nina den Kinderwunsch öffentlich gemacht haben, erreichen die zwei auch immer wieder Nachrichten von Frauen jeder Altersgruppe, die sagen: „Wenn Ihr das durchzieht und das jetzt so bekannt macht, dann traue ich mich das auch“.

Das freut die beiden, der Kinderwunsch als Single-Mama sollte kein Tabuthema mehr sein, sagen sie. Nina: „Man hat nur dieses eine Leben und man ist niemandem Rechenschaft schuldig, man muss nicht nur nach der Norm leben.“ Ein gutes und stabiles Zuhause für ein Kind kann man auch in besonderen Konstellationen schaffen. Zum Beispiel mit der Schwester. „Familie kann so vielfältig sein.“

So lebt das „Twinteam“

Auch wenn Nina und Lara Tochter Lea gemeinsam erziehen, leben sie in getrennten Wohnungen – das soll auch so bleiben. Bald zieht Lara aber in die unmittelbare Nachbarschaft und auf lange Sicht ist auch ein gemeinsames Eigenheim geplant, aber stets mit getrennten Wohnbereichen.

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Sie machen alles gemeinsam: Nina (l.) und Lara sind unzertrennlich. Sie sind aber offen für eine Liebesbeziehung, das Team sei jederzeit erweiterbar. Aber der Partner sei eben kein Muss.

„Wir haben getrennte Wohnungen und das wird auch immer so bleiben. Wir haben zwar gesagt, dass wir in Zukunft ein Eigenheim beziehen möchten, aber auch da legen wir Wert auf getrennte Wohnbereiche. Wenn man privat und beruflich so eng miteinander ist, ist es auch wichtig, das man am Ende des Tages mal die Tür schließen kann“, erklärt Nina. Natürlich kracht es auch mal bei den Zwillingen, aber das komme in anderen Familien schließlich auch vor.

Das „Twinteam“ glaubt noch an die große Liebe

Aber was ist, wenn eines Tages doch die große Liebe über den Weg läuft?

„Ich bin überzeugt, dass man den Traumprinzen nicht suchen sollte. Viele denken, dass uns wegen unseres Familienmodells und der künstlichen Befruchtung keiner mehr will. Okay, dann ist das so. Wenn ich jemanden an meiner Seite will, dann nimmt er mich, mein Kind und alles, wie wir sind“, findet Nina.

Zahlen, Daten, Fakten: Familie in Deutschland

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gibt es in Deutschland 11,6 Millionen Familien mit Kindern im eigenen Haushalt – darunter 2,6 Millionen Alleinerziehende (2,2 Millionen Mütter und über 400.000 Väter, Zahlen aus dem Mikrozensus 2019).

Verheiratete Eltern sind nach wie vor die häufigste Familienform, aber die Zahl der Familien, in denen Kinder in Lebensgemeinsschaften aufwachsen, steigt. Damit sind sowohl hetero- als auch homosexuelle Lebensgemeinschaften und alle Formen der „Regenbogenfamilie“ gemeint . Sie machen über 11 Prozent der Familienmodelle aus.