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Nie RuheSo entkommen Alleinerziehende einem Burnout

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Nach der Trennung müssen Mütter mit den eigenen Kräften haushalten. Gar nicht so leicht.

Nach einer Trennung ist es für Alleinerziehende unabkömmlich, sich neben Kindern und Arbeit auch noch genügend um sich selbst zu kümmern. Das sagt sich so leicht. Aber wie soll das gehen? Ja, es ist schwierig, aber es gibt Wege und Möglichkeiten, einer drohenden chronischen Erschöpfung vorzubeugen.

Um Alleinerziehenden diese Tipps und Tricks näher zu bringen, hat die Ärztin Alexandra Widmer – selbst alleinerziehende Mutter zweier Kinder – im Mai 2014 das Projekt Stark und Alleinerziehend ins Leben gerufen, um andere Frauen in ihrer Situation zu unterstützen und zu stärken.

Aus dem Projekt heraus ist nun auch ein Buch entstanden: Stark und Alleinerziehend – Wie du der Erschöpfung entkommst und mutig neue Wege gehst, das Ende Juni erschien. Im Kapitel „Ideen für einen guten Umgang mit dir selbst“ gibt die Autorin zum Beispiel folgende Tipps:

Schlafen

Im Buch heißt es: „Kein Wäscheberg, keine chaotische Wohnung ist so wichtig wie dein Schlaf. Erhöhe dein Schlafpensum. Es ist sinnvoll, dass du regelmäßig früh ins Bett gehst. Manche Alleinerziehenden gehen an ein bis zwei Tagen pro Woche zeitgleich mit ihrem Kind ins Bett.“

Sei „perfekt-unperfekt“

Im Buch heißt es: „60 Prozent sind die neuen 100 Prozent! Wenn die Küche am Abend nur zu 60 Prozent statt 100 Prozent fertig ist oder die Wäsche oder die Beantwortung von Mails... dann ist das vollkommen in Ordnung und du bist trotzdem ein wertvoller Mensch. Und der Wert eines Menschen hängt niemals davon ab, was er täglich leistet.“

Pause heißt P-A-U-S-E

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Autorin Dr. Alexandra Widmer

Im Buch heißt es: „Um Energie zu haben, ist es als alleinerziehende Mutter und Frau deine ´Pflicht`, wenn du Pause hast, wirklich das zu tun, was dich glücklich macht. Denn nur dann kannst du gut für dein Kind oder deine Kinder da sein.“

Das sind gute und konkrete Tipps. Was dem zugrunde liegt, haben wir die Autorin Alexandra Widmer im Interview gefragt.

Frau Widmer, wie schaffe ich es als Alleinerziehende, stark zu bleiben und an mich zu glauben?

Alexandra Widmer: Im ersten Moment ist es wichtig, erst einmal inne zu halten und sich klar zu machen, dass das, was man als Paar oder Familie mit den Kindern erlebt hat, ab nun grundlegend anders ablaufen wird. Wenn man an sich den Anspruch hat, mit den gleichen Überzeugungen und Wertvorstellungen weiterzumachen wie bisher, ist eine psychische und auch körperliche Erschöpfung oft die Folge. Stark und alleinerziehend zu sein, bedeutet nicht, alles allein schaffen und durchhalten zu müssen.

Was bedeutet es dann?

Es bedeutet, den Mut zu haben, sich Unterstützung zu holen, um so für das Kind und sich selbst gesund zu bleiben. Stark bin ich, wenn ich beginne in dieser Zeit meine eigenen Gedanken zu hinterfragen und einen neuen Umgang mit meinen Gefühlen zu lernen. Denn neben dem Stress, der von außen auf uns einprasselt, gibt es eine Menge innerer Druckmacher. Diesen widme ich mich in meinem Buch.

Wie Alleinerziehende mit Wut, Angst und schlechtem Gewissen umgehen können

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Job, Haushalt, Kinder: Nach einer Trennung wuppen viele Frauen den Alltag allein.

Und zu den Druckmachern kommt noch ein ziemliches Gefühlschaos... Wie gehe ich mit meiner Wut, meinem schlechten Gewissen und meinen Ängsten um?

Kaum einer hat eine Idee davon, was für Gefühle in einem aufbrechen können, wenn eine Trennung mit Kind erfolgt. Dabei ist es auch völlig egal, wer sich trennt. Gefühlen wie Wut, Angst, Trauer und schlechtem Gewissen sind die meisten von uns zu Beginn hilflos aufgeliefert und viele haben keine Idee, wie sie in dieser Zeit gut mit diesen Gefühlen umgehen können. Uns fehlt das Handwerkszeug. Die Konsequenz daraus ist, dass wir anfangen mit Kindsvater/-mutter zu kämpfen, vor Gericht zu ziehen, uns von anderen Menschen abkapseln oder uns selbst vergessen, um die Kinder zu stützen. Wichtig ist es, die Botschaft hinter dem jeweiligen Gefühl zu verstehen.

Was will diese Wut und Angst sagen? Und was braucht es in dieser Zeit am meisten?

Diese Gefühle sind wichtig, da sie uns zeigen, dass in dieser Zeit sehr viele unserer psychischen Grundbedürfnisse nicht erfüllt werden. Die Idee, das Gefühl wegmachen zu wollen, klappt nicht. Schon gar nicht mit den eben genannten Handlungen wie Streit, Rückzug oder Anpassung. Im ersten Schritt ist es wichtig, das jeweilige Gefühl ernst zu nehmen und dazu „Ja“ zu sagen. Es zu würdigen. Erst dann kann langsam eine Änderung entstehen. Wer diesen mutigen Weg wählt, wird und seine Gefühle zu neuen Freunden machen. Wer sie zulässt, bleibt eher psychisch gesund.

Dafür braucht es vermutlich Unterstützung. Wie gelingt es mir, bei Freunden um Hilfe zu fragen, wenn ich nicht mehr kann?

Es zu tun. Machen. Sinnig wäre, es nicht erst zu fragen, wenn man nicht mehr kann, sondern frühzeitig ein Netzwerk aus Freunden, Familie und natürlich auch dem anderen Elternteil zu haben. Aber auch da gibt es oft Ängste oder schlechte Erfahrungen, wenn einem mal nicht geholfen wurde. Am Ende ist es sinnvoll, sich zu sagen: Ich habe Angst vor einer Ablehnung und frage trotzdem. Das kann passieren und wird womöglich passieren. Dennoch dran bleiben. Kein Mensch schafft es, im Alltag allein über Jahre hauptsächlich für das Kind da zu sein. Manche versuchen es dennoch. Die Rechnung ist bitter: Burnout, Depression oder andere körperliche Beschwerden sind oft die Folge. Kein Mensch schafft es allein im Alltag.

Wie meistern andere Alleinerziehende die Situation?

Viele Alleinerziehende werden sehr kreativ und flexibel. Es geht nur, wenn wir unsere alte Vorstellung von unserem Leben loslassen. Dinge, die früher undenkbar waren, gehen plötzlich. Zum Beispiel mit dem Mitbewohner. Sie tun sich zu neuen Gemeinschaften zusammen und entlasten sich. Wichtig ist immer: Nur wenn es mir gut geht, geht es meinen Kind gut. Das hat nichts mit Egoismus zu tun, sondern mit Selbstfürsorge. Diese Tatsache war mir vor dem Ende meiner Beziehung so nicht bewusst. Es war ein Satz. Klar, jeder weiß es, doch was es tatsächlich bedeutet, wird erst danach deutlich. Irgendwann geht es wieder darum, zu planen, was jetzt kommt in meinem Leben, also nach Familie 1.0. Einen neuen Plan zu entwickeln, ist unheimlich wichtig und ein Schutz vor einer Erschöpfung.

Was kann ich daraus lernen?

1. Dass eine Trennung nicht das Ende ist… Natürlich sollte man versuchen, alles für das Gelingen einer Familie zu tun. Doch wenn die Liebe weg ist, dann ist es schädlich, eher zusammen zu bleiben – für die Kinder und für einen selbst auch. 2. Als Mutter auf dich und deine Gesundheit zu achten und sie nicht zum Wohle aller anderen in der Hintergrund zu stellen. Denn die ist die Basis von allem. Nur wenn du gesund bist, kannst du deinen Kinder und auch deinem Partner ein gutes Gegenüber sein. 3. Dass man es schafft, Krisen zu überleben und eigenverantwortlich zu leben.

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Alexandra Widmer: Stark und alleinerziehend – wie du der Erschöpfung entkommst und mutig neue Wege gehst, Kösel, 19,99 Euro.