Schwiegereltern, Sex & StreitSo machen Eltern ihre Liebe „kindersicher“

Junge Familie sitzt auf einer Bank

Kinder sind wunderbar, können aber auch das Konfliktpotenzial in einer Beziehung erhöhen. Mangelnde Wertschätzung auf beiden Seiten führt zu Frust statt Lust auf eine gemeinsame Beziehung. Da braucht's schon ein paar Tricks, um die Liebe frisch zu halten.

Kinder sind toll, aber auch fordernd. Und oft bleiben da bei Eltern Liebe, Zärtlichkeit, Respekt und Co. auf der Strecke. Im Gespräch mit EXPRESS.de gibt eine Psychologin wertvolle Tipps.

von Andrea Kahlmeier  (ak)

Für Nina Grimm (36) und ihren Mann Conrad stand immer fest, dass sie Kinder haben wollten. Doch als ihre Mala 15 Monate alt war, musste sie, die Paartherapeutin, sich eingestehen: „Wir haben den Karren so was von gegen die Wand gefahren.“

Ständig Streit, wer die Windeln wechselt, wer wann arbeiten darf. Statt Miteinander-Reden nur noch Vorwürfe. Schließlich die (kurzfristige) Trennung. Heute führen die beiden wieder ein „erfolgreiches Familienbusiness“ – und kennen die häufigsten Fehler frisch gebackener Eltern nur zu gut.

Familientherapeutin Nina Grimm: Tipps gegen häufige Liebeskiller

Mehr als 1000 Elternpaare (98,8 Prozent) bestätigten Nina Grimm in einer Studie, dass der Hauptfokus im ersten Jahr nach der Geburt auf dem Baby lag – und die Paarbeziehung in den Hintergrund rutschte.

Nach einem Jahr folge die Tendenz, sich wieder um sich selbst zu kümmern. Doch dabei würden die Paare sich dann oft die Klinke in die Hand geben, statt gemeinsam „aufzuleben“.

Psychologin Nina Grimm, die mit ihrem provokanten Buchtitel „Wie ihr euch nicht umbringt, wenn ihr Eltern seid“ (GU-Verlag, 19,99 €) einen Bestseller landete, nennt im Gespräch mit EXPRESS.de die schlimmsten Fallstricke für frisch gebackene Eltern.

  1. Rückfall in alte Rollenklischees: Frau übernimmt alles, was mit Kindern zu tun hat, Mann das Brotverdienen. Grimm: „Das kann funktionieren, birgt aber hohes Konfliktpotenzial.“ Sie habe etwa irgendwann keinen Bock mehr, nur Mutter zu sein. Er habe schnell das Gefühl, den ganzen Tag zu arbeiten und dem neuen Leben nicht gerecht zu werden. Sie will mehr Selbstbestimmung, er mehr Familie. Die Paartherapeutin: „Ein Weg, um diese Ziele zu erreichen, ist die gegenseitige Wertschätzung. Sich klarzumachen und auszusprechen, was der andere leistet, unrealistische oder überzogene Ansprüche an den Partner oder die Partnerin über Bord zu werfen.“ Auch das Thema Geld dürfe nicht ausgeklammert werden. Stichwort: Sorge- und Familienarbeit ausgleichen.
  2. Unterschiedliche Erziehungsansätze: Sie ist eher nachgiebig, er steht für klare Grenzen. „Es ist ein Dogma, dass wir alle gleich erziehen müssen, Eltern dürfen verschieden sein. Das Kind bekomme dadurch die Kompetenz, unterschiedliche Dinge an unterschiedlichen Menschen auszuprobieren.“

Mit diesen Tricks halten Eltern ihr Sexleben frisch

  1. Zu wenig Sex: Gelegenheit macht Liebe, heißt es. Aber die bietet sich leider mit Kind und Job nur selten. Wenig Sex führt zu noch weniger Lust. Und dann noch weniger Sex. 18 Prozent der Paare gaben in einer Studie an, mehr als zwölf Monate keinen Sex gehabt zu haben. Grimm rät: „Warten Sie nicht auf den richtigen Moment, er wird nicht kommen. Machen Sie ihre Beziehung zur Prio 1. Lassen Sie den Wäscheberg stehen, bringen Sie die Kinder zur Oma, Freunden oder der Nachbarin, damit Zeit als Paar bleibt.“ Um Sex zu haben, rät sie auch lachend zu „pädagogisch fragwürdigen Maßnahmen: Setzen Sie das Kind dann ruhig mal vor den Fernseher.“
  2. Schwiegereltern-Alarm: „Es führt zu einem krassen Rollenclash“, erlebt die Psychologin. Wenn der Partner beim Besuch zum Beispiel sofort in alte Rollenmuster zurückfällt, toleriere er die Übergriffe seiner Eltern und distanziere sich viel zu wenig von ihnen. Die Expertin: „Machen Sie sich bewusst, dass Mann, Frau, Kind die zentralen Figuren der Familie sind – und nicht die Schwiegereltern.“
  1. Unordnung im Haushalt: Tatsächlich gehöre zu den Top-Streitthemen immer noch herumfliegenden Socken oder die Krümel auf dem Tisch, die immer wieder zu Streit führen.

Doch in 70 Prozent ständen emotionale Themen hinter diesen Ausrastern. Die Liebenden fühlen sich nicht mehr gesehen, nicht mehr wertgeschätzt. Weiteres Konfliktpotenzial: „Wir suchen die Schuld zu oft beim anderen, wir denken, unser Partner/die Partnerin müsse uns wortlos verstehen, wir glauben, der andere müsse sich erst ändern, damit die Beziehung besser wird ...“

Das sind natürlich auch Themen, die in einer kinderlosen Beziehung zu lautstarken Streits führen können, doch in den Ohren der Kleinen sind Wutausbrüche die Hölle: „Es macht keinen Unterschied, ob man sein Kind direkt anschreit oder den Partner. Für das Kind ist beides gleich schlimm.“

Grimm skizziert einen ungewöhnlichen Weg zur Impulskontrolle: „Denken Sie außerhalb des Streits ans Kind und sagen laut zu sich: ‚Ich weiß, dass ich dich verletzen werde, wenn wir uns vor dir streiten, aber es ist mir egal, weil meine Wut in dem Moment wichtiger ist als du‘.“ Autsch, geht gar nicht! Genau dieses Gefühl müsse man beim nächsten Mal abrufen, wenn der Streit vor dem Kind eskaliere, und in sich gehen.