Der SchlussmacherPeter Treichl beendet Beziehungen – für andere und gegen Geld
- Sie wollen sich trennen, haben aber keine Lust, es Ihrem Partner selbst zu sagen? Kein Problem. Peter Treichl übernimmt das.
- Der Österreicher beendet mit seiner „Trennungsagentur“ gegen Geld sieben bis zehn Beziehungen pro Woche.
- Wie laufen diese Trennungen ab und wer zahlt bis zu 1999 Euro für den Schlussstrich? Peter Treichl hat mit uns über seine Arbeit gesprochen.
Köln – Stellen Sie sich vor, es klingelt an der Tür. Sie machen nichts ahnend auf und vor Ihnen steht ein gepflegter Mann im schicken Anzug, in der Hand einen kleinen Koffer mit einem roten Aufkleber in Form eines zerrissenen Herzens. Sie fragen sich, was dieser Mann von Ihnen möchte und er sagt: „Guten Tag, mein Name ist Peter Treichl. Ich muss Ihnen leider sagen, dass Ihr Partner sich von Ihnen trennen möchte.“
Eine Trennung für 1999 Euro
Genauso sieht Peter Treichls Arbeitsalltag aus. Er führt in Wien „Die Trennungsagentur“ und beendet Beziehungen für andere Leute. Die „Trennung vor Ort“ kostet 365 Euro und beinhaltet ein persönliches Gespräch vor Ort sowie die Trennungsbox mit Champagner, Schokolade und Taschentüchern. Die „Luxustrennung“ kostet 1999 Euro. „Dafür bekommen Sie das, was Sie möchten. Beim letzten Herren habe ich zum Beispiel seiner Frau ein Auto überbracht. Ich helfe aber auch bei Herausgabe von persönlichen Gegenständen“, erklärt Treichl. Man kann bei ihm auch die „gelbe Karte“ als letzte Chance für die Beziehung (365 Euro) oder die Option „Freunde bleiben“ (365 Euro) buchen. Warum machen die Leute nicht selbst Schluss, sondern bezahlen stattdessen viel Geld dafür? Und wie funktionieren diese unpersönlichen Trennungen?
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„Gut die Hälfte der Menschen ist froh, wenn ich komme“
„Es kommt erstmal jemand zu mir und will sich trennen. Ich nehme mir für diesen Menschen Zeit, er erzählt mir sein Leid und ich frage nach. Dann fahre ich zum Partner und überbringe die Botschaft", erklärt er seinen Arbeitsalltag. Die meisten Menschen reagierten sehr nüchtern auf seine Botschaft, einige seien aber auch überrascht. „Gut die Hälfte der Menschen ist froh, wenn ich komme, weil sie schon längst nicht mehr möchten, aber nicht wissen, wie sie es ihrem Partner sagen sollen. Ich biete eine Hilfestellung beim Beenden an. So viele Beziehungen werden per Whatsapp oder SMS getrennt. Da ist es doch eleganter, wenn ich zu den Menschen hinfahre, mit ihnen spreche und ihnen Schlüssel oder andere persönliche Dinge überbringe.“, erzählt Treichl.
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„Die Menschen haben verlernt, miteinander zu sprechen“
Interessanterweise bleiben nach seinen Angaben 40 Prozent der Leute nach seinem Besuch trotzdem zusammen. „Die meisten Leute haben einfach verlernt, miteinander zu sprechen und fangen dann wieder an zu kommunizieren", glaubt Treichl. Manchmal läuft es aber auch nicht so geschmeidig ab. Zum Beispiel bei einem 42-jährigen Mann, den seine Frau unter anderem deshalb nicht mehr wollte, weil er sonntags lieber mit seinem Freund Formel 1 im Fernsehen schaute, anstatt mit ihr etwas zu unternehmen. „Da kam ich dann an, natürlich saß er mit seinem Freund vor dem Fernseher. Als er meine Botschaft hörte, sprang er auf und schleuderte seine Bierflasche durch die ganze Wohnung. Er war so wütend, weil seine Frau erst kurz zuvor noch mit ihm geschlafen hatte und er nichts von ihren Trennungsabsichten geahnt hatte“, erzählt Treichl.
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Auf die Geschäftsidee kam er durch seinen anderen Job: Treichl leitet seit 26 Jahren auch noch eine Partnervermittlung und hat festgestellt, dass viele seiner Kunden eigentlich noch in Beziehungen stecken. Die Idee, nicht nur professionell Paare zusammen zu bringen, sondern auch zu trennen, hatte er bereits 2011. Zwei Jahre später kam der Film „Der Schlussmacher“ mit Matthias Schweighöfer in die Kinos. Schweighöfers Figur arbeitet darin als professioneller Beziehungsbeender für eine Berliner Trennungsagentur. Zu dieser Zeit habe Treichl aber weder Zeit noch Muße gehabt, um sich mit seiner Idee am Markt zu platzieren. „Ich war geschockt als ich den Film gesehen habe. Das war doch meine Idee!“, erinnert er sich. Drei Monate später brachte er seine Trennungsagentur auf den Weg, konnte dann aber einige Jahre krankheitsbedingt nicht arbeiten.
Die Anfrage ist so hoch, dass er ein Franchise-System gegründet hat
Mittlerweile ist er so erfolgreich, dass er für Österreich, Deutschland und die Schweiz ein Lizenzsystem mit Franchise-Partnern etabliert hat. Alleine sind die ganzen Trennungen für ihn nicht mehr zu meistern. Pro Woche erhält er sieben bis zehn Anfragen und fährt dafür oft zwei bis drei Stunden mit dem Auto irgendwo hin. „Besonders nach Urlauben, im Herbst und nach Weihnachten gehen die meisten Beziehungen auseinander“, ist seine Erfahrung.
Peter Treichl profitiert nicht nur auf eine Art davon, wenn das Geschäft gut läuft. Bei jeder Trennung generiert er zugleich Kunden für seine andere Firma: in den Geschenkboxen, die er übergibt, ist außer Champagner und Schokolade immer auch ein Gutschein für seine Partnervermittlung dabei. Das nennt man wohl eine nachhaltige Geschäftsidee.