Immer mehr Menschen treten aus der Kirche aus. Doch wie hoch ist die Kirchensteuer und was passiert eigentlich mit dem Geld?
KirchensteuerWas passiert eigentlich mit meinem Geld?
Die Kirche polarisiert und das zeigt sich auch an den aktuellen Zahlen: Sei es aus steuerlichen Gründen oder als bewusste Entscheidung gegen die Religion – im Vorjahr sind erstmalig eine halbe Million Menschen in Deutschland aus der Kirche ausgetreten.
Viele Menschen fragen sich zudem: Was passiert eigentlich mit dem Geld, was in Form der Kirchensteuer gezahlt wird? Wir haben es uns genauer angeschaut.
Was ist die Kirchensteuer?
Jeder, der in Deutschland lebt und Mitglied einer Kirche ist, muss auch Kirchensteuer zahlen. Die Kirchensteuer geht in der Regel direkt vom Lohn ab und wird direkt an die Kirche weitergegeben.
Der Betrag landet aber nicht komplett bei der Kirche. Denn auch die Kirche zahlt einen Betrag an den Staat, und zwar eine Gebühr zwischen zwei und vier Prozent vom Gesamtwert der Kirchensteuer.
Alles in allem macht die Kirchensteuer aber den Großteil des Gesamthaushalts der Kirchen aus.
Wer zahlt alles Kirchensteuer?
Tatsächlich gibt es mehrere Kriterien, die darüber entscheiden, ob man Kirchensteuer zahlen muss oder nicht. Denn nicht jedes Kirchenmitglied muss auch automatisch Kirchensteuer zahlen.
Entscheidend sind folgende Kriterien:
- eine Mitgliedschaft in der Kirche
- die steuerliche Leistungsfähigkeit
- der Wohnort
Während also die meisten Menschen, die Einkommens- und Lohnsteuer zahlen, auch Kirchensteuer abtreten müssen, sind Rentnerinnen und Rentner, Arbeitslose, Schülerinnen und Schüler, Studierende, Ordensleute und Geringverdiener davon ausgenommen.
Wie hoch ist die Kirchensteuer?
Die Höhe der Kirchensteuer ist sowohl abhängig vom Bundesland, als auch vom eigenen Einkommen. In NRW und den meisten anderen Bundesländern beträgt der Kirchensteuersatz beispielsweise 9 Prozent. In Baden-Württemberg und Bayern liegt er bei 8 Prozent.
Auch lesen: Bei der Kirche austreten oder neu eintreten – wie geht das?
Was passiert mit den Geldern aus der Kirchensteuer?
Wofür das eingenommene Geld verwendet wird, kann jede Kirchengemeinde selbst entscheiden. Allerdings sind die Ausgaben für die Unterstützung bestimmter Bereiche und ihre Verteilung meist ähnlich, sowohl bei der katholischen als auch evangelischen Kirche.
Folgende Verwendungszwecke sind möglich:
- Berufliche Bildung
- Kindertagesstätten
- Katholische Schulen
- Religionsunterricht
- Seelsorge, zum Beispiel in Krankenhäusern oder an Hochschulen
- Gottesdienste, Taufen, Konfirmationen, Trauungen, Beerdigungen
- Leitung und Verwaltung des Bistums
- Caritas
- Zuschüsse an die Gemeinde
- Altersvorsorge
- Beratungsstellen
Konkret landet aber nur ein sehr geringer Teil des Geldes in sozialen Einrichtungen, der Großteil wird für die Finanzierung des Kirchenpersonals verwendet.
Welche Vor- und Nachteile hat ein Austritt aus der Kirche?
Der größte Vorteil liegt auf der Hand: Es wird Kirchensteuer gespart, diese liegt durchschnittlich bei 300 Euro pro Jahr. Viele Menschen möchten die Kirche aufgrund der Missbrauchsskandale zudem nicht unterstützen.
Nachteilig kann ein Austritt aus der Kirche hingegen für Menschen mit bestimmten Berufen sein. Dazu zählen Ärztinnen und Ärzte, Krankenpflegerinnen und -pfleger, Krankenschwestern, Sozialarbeiterinnen und -arbeiter sowie Pädagoginnen und Pädagogen. Der Grund: In Deutschland sind die Kirchen mitunter Träger von Kindergärten, Schulen, Seniorenheimen oder Krankenhäusern. Das erlaubt es ihnen, Kirchenmitglieder bei der Vergabe von Jobs zu bevorzugen. Menschen, die kein Mitglied der Kirche sind, könnten also benachteiligt werden.