Zehn Experten-TippsWie man 10.000 Euro sinnvoll anlegen kann
Sie haben etwas Vermögen geerbt? Ihr Festgeld läuft aus? Aktien sind Ihnen zu riskant? Finanzexperten erklären, wie Sie – je nach Typ – Ihr Geld am besten anlegen sollten.
Früher schien alles ganz einfach: Das Ersparte kam aufs Sparbuch oder wurde in Bundesanleihen investiert. Das war sicher und brachte trotzdem ansehnliche Zinsen. Heute ist Geldanlage komplizierter. „Denn nicht die Rendite allein ist ausschlaggebend“, stellt Anlageexperte Stefan Krämer fest. Krämer verfügt über 17 Jahre Branchenerfahrung im Bereich Finanzen und Edelmetalle.
Folgende Fragen sollten sich Sparer stellen: Muss ich jederzeit über mein Geld verfügen können, oder kann ich für längere Zeit darauf verzichten? Will ich ein Risiko eingehen, oder möchte ich mein Vermögen sicher anlegen? Diese zehn Tipps verschaffen einen Überblick.
1. Tagesgeldkonto – für Sparer, die ihr Geld eigentlich brauchen
Wenn Sparer ihr Geld sicher anlegen wollen, eignet sich dafür das Tagesgeld. Im Grunde funktioniert ein Tagesgeldkonto wie ein Girokonto. Das Geld wird eingezahlt und kann jederzeit nach Belieben abgebucht werden – es steht also zur Verfügung.
Damit eignet sich diese Anlage vor allem für jene, die noch nicht genau einschätzen können, ob sie das Geld nicht eventuell doch nach kurzer Zeit für andere Zwecke brauchen. Auch als kurzfristig verfügbarer Finanzpuffer eignet sich ein Tagesgeldkonto. Achtung: Auf die Einlagensicherung achten, diese kann je nach Anbieter unterschiedlich sein.
2. Festgeldkonto – für vorsichtige Planer
Beim Festgeld handelt es sich um eine festverzinsliche Geldanlage, bei der die 10.000 Euro für einen längeren Zeitraum anlegt werden und eine gleichbleibende Rendite abwerfen. Großer Vorteil: Man weiß bereits am Anfang, wie viel Zinsen am Ende der Laufzeit anfallen – die Rendite ist also planbar. Dabei gilt: Je länger die Laufzeit, umso mehr Zinsen gibt es. Zurzeit liegen die Zinsen bei etwa 1 bis 1,5 Prozent für einen Anlagezeitraum von 12 Monaten. Wer also für einen längeren Zeitraum auf sein Geld verzichten kann, sollte über Festgeld nachdenken.
3. Bundesanleihen – für Profi-Anleger
Über Jahrzehnte waren Bundes- bzw. Staatsanleihen die liebste Geldanlage der Deutschen – heute bringen sie so gut wie nichts mehr. Es sind daher vor allem professionelle Anleger wie Stiftungen oder Pensionsfonds, die auch zu Negativzinsen Bundesanleihen kaufen. Für Privatanleger ist die Spekulation auf möglicherweise noch weiter fallende Zinsen schlichtweg zu riskant und nicht empfehlenswert.
Ein Beispiel:
Wer vor 25 Jahren 4000 D-Mark (umgerechnet etwa 2045 Euro) auf Sparkonten angelegt hat, kann heute in etwa über das Doppelte verfügen, rechnet der Bundesverband deutscher Banken vor. Bei offenen Immobilienfonds hätte sich die Summe im Schnitt auf etwa 6500 Euro erhöht und damit gut verdreifacht. Bei Rentenfonds wären, je nach Schwerpunkt des Fonds, bis zu etwa 8000 Euro möglich gewesen. Noch besser wäre man mit Aktienfonds gefahren: Wer 1990 in einen Fonds mit deutschen Standardwerten investiert und bis heute nicht angetastet hätte, könnte nun über einen Betrag von im Schnitt mehr als 10.000 Euro verfügen.
Mehr Tipps für die Geldanlage gibt es auf der nächsten Seite.
4. Schulden zurückzahlen – für Vernünftige
Kredite haben meist Vorrang vor einer neuen Geldanlage. Und es ist in der Regel auch ratsam, Schulden schneller zu tilgen, denn so spart man sich die Kreditzinsen. Rahmen- oder Ratenkredite können meist vorzeitig gekündigt und sowohl ganz als auch teilweise zurückgezahlt werden. Bei Immobilienkrediten mit Festzinsvereinbarung ist die Situation jedoch anders. Hier ist die Tilgung nur im Rahmen von Sondertilgungsoptionen erlaubt – oder am Ende der Zinsfestschreibung. Unter Umständen kann es also nötig sein, das Geld für kurze Zeit „zu parken“, etwa auf einem Tages- oder Festgeldkonto.
5. Sparbuch – für Nostalgiker
Die Bundesbürger lieben ihr Sparbuch heiß und innig. Es ist nach wie vor ein Klassiker der Geldanlage – und das, obwohl die Zinsen meist so niedrig sind, dass sich die Anlage eigentlich gar nicht lohnt. Dennoch zählt es auch heute noch zu den beliebtesten Anlageprodukten, wohl weil wir es alle aus Kindheitstagen kennen und das Münzgeld aus unserem Sparschwein genau dorthin gebracht haben.
Viele Sparer bleiben aus Bequemlichkeit oder alter Verbundenheit beim Sparbuch oder ähnlichen Sparkonten, doch mit Zinsen von nur 0,1 Prozent für klassische Spareinlagen ist das keine rentable Geldanlage.
6. Immobilien – für risikobewusste Anleger
In vielen deutschen Städten boomt der Immobilienmarkt und die Kaufpreise für Wohnungen und Häuser steigen entsprechend. Immobilien gelten bei deutschen Anlegern als sichere Investition angesichts der Unsicherheit an den Finanzmärkten. 10.000 Euro reichen zwar nicht für ein Wohneigentum, aber über offene Immobilienfonds können sich Anleger an Objekten beteiligen und vom Boom profitieren.
Man sollte jedoch bedenken, dass auch bei offenen Immobilienfonds Gefahren lauern, beispielsweise die ungewisse Entwicklung bei Preisen und Mieten. Zwar sind solche Immobilieninvestitionen nicht hochriskant, aber Anleger sollten ganz genau hinschauen.
Mehr Tipps für die Geldanlage gibt es auf der nächsten Seite.
7. Aktienfonds – für Renditejäger mit langem Atem
Aktienfonds bestehen überwiegend aus Aktien. Sie bieten die höchsten Gewinnaussichten, bergen aber auch eine relativ hohe Wertschwankung. Mit einer langfristigen Anlage verringert sich das Risiko eines Verlustes deutlich, denn langfristig geht es in der Regel immer bergauf.
Für risikobewusste Anleger mit hohen Gewinnerwartungen dürften Aktienfonds die richtige Strategie sein. Denn Privatanleger können bereits mit relativ kleinen Beträgen starten. Aktuell sollte man eher die „Standardwerte“, also nur große Unternehmen von hoher Solidität und Bonität, in vielen kleineren Beträgen ins Depot legen.
8. Rentenfonds – für besonnene Strategen
Bei Rentenfonds investiert man hauptsächlich in festverzinsliche Wertpapiere wie Pfandbriefe oder Bundesobligationen. Das ist deutlich risikoärmer als eine Anlage in Aktienfonds, bringt aber auch weniger Gewinn. Mit Mischfonds – aus Aktienfonds und Rentenfonds – wird in guten Börsenzeiten überwiegend in Aktien investiert und in schlechteren Zeiten auf sichere Anleihen gewechselt. So erreichen Mischfonds eine Risikostreuung bei gleichzeitig hohem Ertrag.
9. Gold – für alle, die abwarten können
Über Gold heißt es gern: Es kann nicht pleitegehen. „Eine Anlage in Gold ist immer eine Anlage, bei der die Sicherheit im Vordergrund steht. Der Nachteil dabei ist, dass Anleger nicht über ihr Geld verfügen können. Aber der große Vorteil ist, dass Gold de facto nicht an Wert verliert. Gerade in Krisenzeiten schützt eine Anlage in Gold das Vermögen vor Kaufkraftverlust“, so Edelmetallexperte Stefan Krämer, der CEO der CelticGold AG ist. Anleger könnten ihre 10.000 Euro splitten und einen Teil davon in Goldmünzen oder -barren anlegen.
Vorsicht
Max Herbst von der FHM-Finanzberatung warnt: „Da Rentenfonds in unterschiedliche Anleihen investieren, ist zwar das Ausfallrisiko geringer – bei steigenden Zinsen drohen jedoch ebenfalls Kursverluste.“ Zögen die Marktzinsen um einen Prozentpunkt an, gehe der Kurs für jedes verbleibende Jahr der Laufzeit um etwa ein Prozent zurück. Wer dann Anteile verkaufe, fahre trotz der Zinserträge ein Minus ein.
10. Crowdfunding – für Kreative, die Banken nicht trauen
Anleger können ihr Geld auch in Firmen-Kreditprojekte investieren. Dabei handelt es sich um eine Art Crowdfunding, bei dem sich Unternehmen Geld von Privatanlegern leihen. Gerade klein- und mittelständische Unternehmen erhalten derzeit eher zögerlich Kredite von Banken, so dass Privatinvestoren dort gute Chancen haben. Über Kreditmarktplätze kann man sein Geld in ein Unternehmen investieren und so eine Rendite von 2,99 Prozent bis 14,6 Prozent erhalten. Es handelt sich dabei um eine alternative Form der Geldanlage, die in Zukunft immer beliebter werden könnte.
Bildergalerie: Wie viel Wahrheit steckt tatsächlich in Börsenweisheiten?
(Bearbeitung: gs, mit dpa-Material)