19-Jähriger gestorbenDarum ist synthetisches Marihuana stärker als normales Gras

Er wollte es nur ein einziges Mal ausprobieren – und starb wenig später an den Folgen. Connor Eckhardt (19) verlor sein Leben, weil er synthetisches Marihuana konsumierte. Auch heute, ein Jahr nach seinem tragischen Tod warnen Connors Eltern via Facebook vor der teuflischen Droge. Doch was genau ist an dem synthetischen Marihuana so gefährlich?

Drugcom.de, das Internetportal der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), berichtet, dass künstlich hergestellte Cannabinoide teils deutlich stärker sind als pflanzliches Cannabis. Der Konsum des Rauschmittels kann deshalb gravierende Folgen haben.

Mehrere Todesfälle nach dem Konsum

Welchen Schaden die künstlichen Cannabinoide anrichten können, berichtet der Toxikologe Jeffery H. Moran: Ein 23-Jähriger rastet völlig aus, verwüstet sein Zimmer, zerschmettert eine Fensterscheibe und fügt sich selbst eine stark blutende Schnittverletzung am Hals zu. Als der Notarzt eintrifft, kann er nur noch den Tod des jungen Mannes feststellen. Außer dem synthetischen Cannabinoid AM-2201 hatte er keine weiteren psychoaktiven Substanzen im Blut und galt als psychiatrisch gesund.

Moran und sein Team haben diesen Fall veröffentlicht, um vor synthetischen Cannabinoiden zu warnen.

Zwar reicht ein Fall nicht aus, um die Droge zweifelsfrei als Ursache für psychotische Ausbrüche zu identifizieren, zwölf weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Konsum synthetischer Cannabinoide sowie Berichte aus Notfallambulanzen deuten aber darauf hin, dass der Konsum der Substanzen, alles andere als ungefährlich ist.

So wirken künstlichen Cannabinoide

Sowohl synthetische Cannabinoide als auch der Wirkstoff THC, der in pflanzlichem Cannabis enthalten ist, aktivieren Rezeptoren in unserem Nervensystem.

Konsumenten berichten, dass es sich manchmal anfühle wie Cannabis, mal vollkommen anders.

Dies liegt vor allem daran, dass es sich bei synthetischen Cannabinoiden um ein unkontrolliertes und meist illegales Produkt handelt. Qualität und Quantität der Inhaltsstoffe sind deshalb oft völlig unbekannt.

Für die psychoaktive Wirkung sind laut drugcom.de auch nicht die getrockneten Kräuter verantwortlich, sondern die künstlichen Inhaltsstoffe.

Bekanntestes Beispiel ist „Spice“, das im Jahr 2008 für Aufsehen sorgte und 2009 in Deutschland bereits verboten wurde.

600 Mal stärker als gewöhnliches Marihuana

Im Vergleich zu natürlichem THC kann die Wirkung der synthetischen Cannabinoide mehr als 600 Mal stärker sein. Es gibt Wirkstoffe, die eine kürzere Wirkung als THC haben, bei anderen kann sich die Wirkung aber auch um mehrere Stunden hinziehen. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Herzrasen, starke Unruhe und Halluzinationen.

Einige Konsumenten berichten sogar von starken Brechanfällen. Nicht selten suchen Betroffene nach dem Konsum freiwillig die Notaufnahme auf. Ein deutsches Forschungsteam hat allein zwischen 2008 und 2011 48 solcher Fälle gezählt.

Die Mediziner dokumentierten zudem Nebenwirkungen, die beim Konsum von pflanzlichem THC in der Regel nicht auftreten. Darunter aggressives Verhalten, Krampfanfälle, Bluthochdruck, starke Übelkeit und Kaliummangel. Bei Kaliummangel können Müdigkeit und Muskelschwäche bis hin zu Herzrhythmusstörungen auftreten.

Insbesondere JWH-122 und JWH-210 seien „extrem potente“ synthetische Cannabinoide. Seit Juli 2012 sind diese Substanzen dem Betäubungsmittelgesetz unterstellt worden.

Psychose häufige „Nebenwirkung“

Im Gegensatz zu Cannabis enthalten Kräutermischungen wie „Spice“ kein Cannabidiol (CBD). Diesem CBD wird nachgesagt, den Rausch, der durch THC erzeugt wird, abzumildern. Zudem wird ihm eine Schutzfunktion gegen psychotische Effekte zugesprochen. Konsumenten fühlen sich deshalb eher entspannt oder schläfrig. Fehlt CBD, wie bei bestimmten hochpotenten Cannabissorten, wird der Rausch deutlich intensiver und halluzinogener.

So könne es bei anfälligen Konsumenten zu Psychosen kommen, glauben Wissenschaftler der Universität Amsterdam und des Trimbos Instituts in den Niederlanden.

Etwa elf Prozent der befragten Konsumenten berichteten später von akuten Angstzustände mit Halluzinationen und Wahnvorstellungen. Vor allem unerfahrene Konsumenten seien aus Sicht der Forscher gefährdet.

(jto)