Diese Handlung während des Sex ist nicht nur moralisch höchst verwerflich – er ist in vielen Ländern illegal, auch in Deutschland. Eine neue Studie liegt nun nahe: Viele geben an, das gar nicht zu wissen.
Neue beunruhigende StudieAchtung, dieser beängstigende „Sex-Trend“ ist in vielen Ländern illegal
Klar: Beim Sex muss manchmal alles ganz schnell gehen, da ist vieles nicht so ganz eindeutig. Dennoch gibt es bestimmte Verhaltensweisen, die nicht nur moralisch verwerflich, sondern auch strafbar sind.
Ein wichtiger Aspekt: Zustimmung. Der Partner oder die Partnerin sollte mit allen sexuellen Handlungen einverstanden sein. Das ist beim sogenannten „Stealthing“ allerdings nicht der Fall.
„Stealthing“ kann als Vergewaltigung eingestuft werden
„Stealthing“ (zu Deutsch: heimlich) heißt es, wenn der Mann heimlich und ohne Zustimmung der Frau das Kondom abzieht. Wenn der Partner oder die Partnerin ausdrücklich den Wunsch auf geschützten Sex geäußert hat („Safer Sex“) und dieser Wunsch bewusst missachtet wird, liegt auch in Deutschland eine Straftat vor. Dann handelt es sich um einen sexuellen Übergriff gemäß § 177 Abs. 1 StGB – und kann sogar als Vergewaltigung eingestuft werden.
2017 erregte „Stealthing“ erstmalig die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, damals hat die US-amerikanische Wissenschaftlerin Alexandra Brodsky eine Studie dazu veröffentlicht. Sie hatte 626 Männer zwischen 21 und 30 Jahren befragt und herausgefunden, dass 61 von ihnen (9,8 Prozent) seit ihrem 14. Lebensjahr „Stealthing“ betreiben. Viele Medien bezeichneten das anschließend als „Sextrend“.
Neue Studie: Einer von zehn Erwachsenen glaub nicht, dass „Stealthing“ ein Verbrechen ist
Eine neuere beunruhigende britische Studie vom University College London (UCL) fand 2024 heraus: Einer von zehn jungen Erwachsenen glaubt nicht oder ist sich dessen nicht bewusst, dass „Stealthing“ ein Verbrechen ist. Hierfür wurden 1.729 Personen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren gefragt.
Ungefähr 88 Prozent der Befragten hätten erklärt, dass es sich um einen sexuellen Übergriff gehandelt habe. Der Rest, satte 12 Prozent, war der Ansicht, dass das kein Verbrechen sei – oder sie sagten, sie wüssten es nicht. Die Studie ergab zudem, dass Männer es weniger als sexuellen Übergriff betrachten (83 Prozent) als Frauen (91,4 Prozent).
Eine weitere aktuelle Studie aus Australien hat sich zudem mit der Frage beschäftigt: Warum machen Männer das? Forschende der University of the Sunshine Coast in Australien haben 416 sexuell aktive Männer über 18 befragt und fanden heraus, dass „Personen, die durch Stealthing-Szenarien erregt wurden, bei Narzissmus, Machiavellismus und subklinischer Psychopathie (also Soziopathie) deutlich höhere Werte aufwiesen.“
Es stelle sich demnach heraus, dass „Psychopathie und Narzissmus“ signifikante Persönlichkeitsmerkmale für die Täter seien. Mit anderen Worten: Vielen geht es dabei um Macht und Unterwerfung. Opfer von „Stealthing“ wiederum leiden nur unter der Angst vor ansteckenden Krankheiten und Schwangerschaft, sondern auch unter dem Vertrauensmissbrauch. Das wiederum kann auch zu einer Depression führen. Daher ist „Stealthing“ kein „Sex-Trend“ oder ein Fetisch – sondern eine Straftat.
Du bist Opfer sexueller Gewalt oder kennst jemanden? Das Hilfe-Telefon „Sexueller Missbrauch“ (0800 22 55 530) ist die Anlaufstelle für Betroffene von sexueller Gewalt in Kindheit und Jugend, für Angehörige sowie Personen aus dem sozialen Umfeld von Kindern, für Fachkräfte und für alle Interessierten.