Medizin-Hammer geplantKölner Corona-Held: Impfstoff gegen nächste Todes-Krankheit?

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Die Biontech-Gründer Ugur Sahin (l.) und Özlem Türeci, hier auf einem Foto aus dem März 2021.

von Thomas Werner  (tw)

Köln/Mainz – Die beiden Biontech-Gründer Ugur Sahin (55, aus Köln) und Özlem Türeci (54) gelten als Helden im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Für die Entwicklung des Impfstoffs der eigenen Firma wurden die beiden Wissenschaftler im März 2021 sogar mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Nun haben sie in einem Interview ihre nächsten Pläne verraten. Im Zentrum: der Kampf gegen eine weitere Todes-Krankheit – Krebs!

  1. Biontech: Gründer wollen Medikamente gegen Krebs entwickeln
  2. Auch Impfstoff gegen Krebs soll erforscht werden
  3. „Wir sind schon längst in der nächsten Pandemie”

Man sei schon längst in der nächsten Pandemie, sagt Türeci im Interview mit „Bild”. „Krebs ist eine der Erkrankungen, an der noch heute weltweit die meisten Menschen sterben. Es kann jeden treffen.“

Biontech: Sahin und Türeci wollen Krebs-Impfstoff erforschen

Darum konzentrieren sich auch zentrale Forschungen des Unternehmens (Börsenwert: etwa 20 Milliarden Euro) auf den Bereich Krebs. Das langfristige Ziel: Medikamente und Impfungen gegen die Todes-Krankheit.

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Ugur Sahin (r.) und Özlem Türeci (l.) bekommen am 19. März 2021 im Schloss Bellevue das Bundesverdienstkreuz verliehen.

„Wir sind mit mehreren eigenen Projekten schon in Phase-II. Das heißt: Da schauen wir uns an, ob unsere Impfstoffe im Vergleich zum Behandlungsstandard eine Verbesserung für die Patienten bieten können”, erklärt Sahin.

2022/2023 werde man Datensätze generieren, die wegweisend sein könnten. „Je nachdem, wie diese Projekte ausgehen, könnten einige Kandidaten ab 2023 schon so weit sein, dass man Dossiers zur Zulassung einreichen kann.“

Biontech-Gründer: Krebs ist „die nächste Pandemie”

Wie beim Impfstoff neben Corona soll auch hier die mRNA-Technologie genutzt werden. Eine „Wunderwaffe”, wie sie öffentlich oft genannt wird, sei die Technik allerdings nicht, schränkt Türeci ein. „Man muss sich unseren Ansatz eher wie einen Baukasten vorstellen, aus dem wir die passenden Werkzeuge für die unterschiedlichen Anwendungen zusammenstellen.” Man arbeite deshalb parallel auch an anderen Wirkstoffklassen.

Fest steht: Die Zuversicht ist groß. „Im Bereich Krebs sind wir überzeugt, dass wir innerhalb der nächsten Jahre mRNA-Technologie bei Patienten als Teil der Krebstherapie sehen werden“, so Türeci.

Ugur Sahin fordert mehr Schnelligkeit bei Entwicklung in Deutschland

Laut Sahin habe die Corona-Pandemie gezeigt, zu was Deutschland wissenschaftlich in der Lage sei. Nun sei es aber an der Zeit, diese Produktivität auch ohne eine Ausnahmesituation an den Tag zu legen.

„Wir verlieren viel Zeit mit Warten. Während der Corona-Pandemie haben wir gesehen, dass wir (...) in Lichtgeschwindigkeit Medikamente entwickeln können. Man muss sich die Frage stellen: Was können wir vom Gelernten auf Medikamentenentwicklung im Allgemeinen übertragen? Denn: In der Zeit sind mehr Menschen an Krebs gestorben als an Corona“, so Ugur Sahin, der im Alter von vier Jahren als Sohn eines Ford-Arbeiters nach Köln kam.

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Biontech-CEO Ugur Sahin (rechts unten) als Amateurfußballer auf einem undatierten Foto beim Kölner Verein Barisspor.

Gut möglich also, dass das Entwickler-Paar weiter „die Welt rettet”. Denn, das müssen sie im Zusammenhang mit dem eigenen Impfstoff zugeben, ist ein ziemlich gutes Gefühl. „Wir empfinden Dankbarkeit. Davon träumt der Wissenschaftler: etwas zu entwickeln, das Menschen hilft“, so Sahin. (tw)