Brustkrebs mit 36Warum Dietmar Hopp ihr vielleicht das Leben rettet
Heidelberg – Warum ausgerechnet sie? Da treibt eine Frau ihr Leben lang Sport, verzichtet auf Zucker, ernährt sich gesund, genießt das Leben. Dann ertastet ihr Mann 2018 einen Knoten, als er über ihren sehnigen Körper streicht. Vielleicht eine kleine Zyste? Tut ja nichts weh. Wenige Tage später die Diagnose: Brustkrebs, Palliativ-Stadium 4, unheilbar.
Ein Schock für Verena (heute 38) und Achim Sam (40): „Wir gingen mit Flipflops ins Krankenhaus – und gingen mit Bleischuhen wieder hinaus.“ Doch die Diagnose setzte ungeahnte Kräfte frei...
Verena: „Der Krebs trifft das ganze Leben“
Andere stecken vielleicht den Kopf in den Sand, wenn sie hören, dass die Lebenserwartung vielleicht noch drei Jahre beträgt, nicht so die Fitnesstrainerin und der Ernährungswissenschaftler.
„Der Krebs trifft das ganze Leben. Aber das ganze Leben kann auch den Krebs treffen und – niemand weiß es – ihn vielleicht auch besiegen“, sagt sich Verena Sam.
Die nach eigenen Worten „Sportverrückte“ beschließt, die Krankheit wie ein „knallhartes Workout“ anzugehen, stellt sich unendlich viele Fragen: Macht es Sinn, weiter Sport zu treiben oder schwächt das meinen Körper? Soll ich nur noch vegan essen – oder gerade jetzt auch mal tierische Produkte? Ist eine Standardtherapie mit Chemo der einzige Schritt, oder gibt es vielleicht Alternativen? Und: Wem erzähle ich überhaupt von der Krankheit?
Unsensible Reaktionen aus dem Umfeld
Verena macht die bittere Erfahrung, dass ihr Bruder, mit dem sie gemeinsam ein Fitnesscenter betrieben hat, ihr prompt die Kündigung in den Briefkasten steckt. „Das hat mich alles viel mehr von der psychologischen Seite her gepackt als von der körperlichen“, sagt sie.
Auch das kühle, unsensible Verhalten des Arztes, der ihr die „Todesnachricht“ so wenig mitfühlend mitgeteilt hatte, wirkt lange nach. Trotzdem ist schnell der Kampfeswille geweckt: „Wenn’s drei Prozent sind, die diese Diagnose überleben, dann gehöre ich dazu.“
Traumhochzeit trotz der Krankheit
Ihr Mann ist an der positiven Grundeinstellung sicherlich nicht ganz unschuldig. Der Bestsellerautor, der mit seinen Ernährungsvorträgen ganze Hallen füllt, unterstützte sie nicht nur in der Recherche, sondern machte ihr nach dem Motto „Jetzt erst recht“ einen Heiratsantrag. Traumhochzeit mit einer bildschönen Braut, der man die Krankheit wirklich nicht ansieht.
Und dann finden die beiden eine Klinik, die Hoffnung weckt.
Immunthearpie soll Verenas Leben retten
Die Klinik Heidelberg macht mit Verena Sam eine Immuntherapie. Immunzellen werden isoliert, im Labor aktiviert und genetetisch verändert, dann wieder in den Körper zurückgespritzt.
Alle drei bis vier Monate finden diese Impfungen statt. Die Nebenwirkungen würden sich lediglich anfühlen wie Grippesymptome, sagt sie. Einzig die Beulen, die sich an den Einstichstellen bilden und blieben, hätten sie anfangs schon sehr irritiert. Aber der behandelnde Arzt, Prof. Dirk Jäger, habe ihr versichert, dass das ein gutes Zeichen sei, ihr Körper gut auf die Therapie anspreche.
Vielversprechende Thearpie: Dietmar Hopp macht's möglich
Eine Therapie, die Verena nicht zuletzt Unternehmer und Sportmäzen Dietmar Hopp (80) zu verdanken hat. Getreu seinem Motto „Eigentum verpflichtet, Reichtum erst recht“ hat er mittlerweile 850 Millionen Euro in die Dietmar-Hopp-Stiftung gesteckt, die einen Großteil in diese Krebsforschung investiert.
Verena: „Wir haben ihn persönlich getroffen, um Danke zu sagen, denn vielleicht würde es mich ohne ihn nicht mehr geben.“ Sie schreibt in ihrem Buch: „Der Kampf gegen den Krebs hatte auf einmal ein Gesicht, das vor mir saß. Die Hoffnung besaß eine Stimme und zwei Augen. Augen, die mich verstehend und fest anschauten und nicht auswichen.“
Und der Multimilliardär hörte zu – anderthalb Stunden. Verena ist immer wieder fassungslos, wenn sie im Netz Hopp-Schmähplakate sieht: „Wie kann man so einen Menschen im Stadion nur so bepöbeln?“
Krebs: Jeder Zweite macht auch positive Erfahrungen
Jedes Jahr trifft eine halbe Million Deutsche die Diagnose Krebs. Und dann? Die beiden Autoren beleuchten in ihrem Krebskompass alle Facetten – vom Stand der Forschung bis zu Nahrungsmitteln, die dem Krebs nicht schmecken. Ein wichtiges Thema ist aber auch die innere Einstellung, wissen heute beide.
Für eine große Studie haben amerikanische Wissenschaftler zum Beispiel Krebskranke gefragt, ob sie in der schlimmen Zeit auch positive Erfahrungen gemacht hätten. Und mehr als die Hälfte stimmte zu, berichtete von Ereignissen, die ihr Leben bereicherten. Manche Menschen überdenken und erfinden sich durch die Krankheit neu.
Hier lesen Sie mehr: „Gehen Sie sofort zum Arzt“ – Zuschauerin rettet TV-Reporterin das Leben
Viele Patienten bemerken dabei erst in einer Therapie, wie stark sie sich selbst und ihre Gefühle in den vergangenen Jahren vernachlässigt haben. Und häufig wirken sie dann auf ihr Umfeld besonders stark und sortiert.
Wichtig sei deshalb, so sagen es die Autoren, sich vor allem aus der Ohnmachtsrolle zu befreien.