Das schreibt Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser den Leserinnen und Lesern: Die jecken Tage liegen hinter uns und viele haben nun das Gefühl, ihrem Körper und dem Geist etwas Gutes tun zu müssen. Immerhin war das eine tolle Session, in der viel und ausschweifend gefeiert wurde.

Versuchen Sie es doch mal mit einer Fastenkur. Beispielsweise das Heil-Fasten nach Otto Buchinger, ein Kollege aus früheren Zeiten (1878-1966), der das Heilfasten sehr bekannt gemacht hat.

Fasten: So funktioniert die Kur nach Buchinger

Wer nach der Methode von Buchinger fastet, reduziert seine Nahrungsaufnahme für fünf bis sieben Tage (manche auch länger) auf sehr wenige Kalorien am Tag (300 kcal). Diese werden im Rahmen von Gemüsesuppen oder verdünnten Säften zu sich genommen.

Und Tees und Wasser dürfen Sie gerne in großen Mengen zu sich nehmen. Schluck für Schluck tanken Sie damit Energie. Herzkranke sollten die Wasserzufuhr aber mit ihrem Arzt besprechen.

Nach der Fastenzeit „bricht“ man das Fasten mit einer leichten Mahlzeit – meist ein gedünsteter Apfel. Ziel meines Kollegen war die Entfernung von Schlacken aus dem menschlichen Körper. Damit meinte er Abfallprodukte des Stoffwechsels, die nicht aus dem Körper gelangen und diesen so auf Dauer vergiften.

Seit langem weiß man aber, dass diese Sorge überflüssig war. Stoffe, die vom Körper nicht mehr gebraucht werden, werden beispielsweise über die Leber abgebaut und über Niere, Darm oder Haut ausgeschieden.

Fastenzeit: Dem Körper einfach mal Ruhe gönnen

Leider nutzen Hersteller von Detox-Produkten diese Sorge vor Schlacken. Bitte lassen Sie sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen, nichts entgiftet besser als ein gesunder Körper. Dennoch ist Fasten Balsam für unseren Körper (und natürlich Geist). Endlich kommt dieser mal zur Ruhe.

Die Bauchspeicheldrüse ist nicht ständig damit beschäftigt, das Hormon Insulin auszuschütten, um Blutzucker in die Zellen zu bringen. Die körpereigene Energiegewinnung wird hochgefahren, die sogenannte Lipolyse, unsere Fett-Verbrennung, nimmt richtig an Fahrt auf.Nimm hier an unserer Umfrage teil:

Viel wichtiger ist aber, was auf Zellebene passiert. Auch die Zellen kommen endlich mal zur Ruhe und können einen ordentlichen Hausputz betreiben. So eine Zelle ist ja wie ein Gewerbegebiet mit vielen Gewerken und der Chef-Zentrale, dem Zellkern in der Mitte. Und obwohl eine Zelle sehr präzise arbeitet, so unterlaufen auch ihr Produktionsfehler, die dazu führen, dass Proteine oder Enzyme gebaut werden, die so nicht in Umlauf gebracht werden sollten und als Zellmüll in der Zelle abgelagert werden.

Während der Fastenzeit wird dieser Zell-Müll abgebaut und recycelt. Zusätzlich hat Fasten auch eine antientzündliche Wirkung. Es lohnt sich also, diese Kur einmal auszuprobieren. Voraussetzung: Sie sind kerngesund oder sprechen die Fastenkur mit dem behandelnden Hausarzt ab. Ich verspreche Ihnen: Fasten macht Sie zu einem neuen, vitaleren Menschen. Bleiben Sie gesund!

Heilfasten: So entstand vor 100 Jahren die Buchinger-Kur

Buchinger erfuhr am eigenen Leib, dass ein Verzicht auf Nahrung die Selbstheilungskräfte des Körpers mobilisiert – er nutzte das Fasten, um sein Rheuma zu lindern. 1919 unterzog sich der Arzt einer fast dreiwöchigen Fastenkur bei einem Kollegen, der von amerikanischen Fastenärzten und ihren Therapien gehört hatte.

Otto Buchinger schrieb über diese Erfahrung: „Nach 19 Tagen war ich dünn, aber ich konnte wieder alle Gelenke wie ein junger Mann bewegen.“ Na, wenn das keine Aussichten sind ...