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Forschende alarmiertBedenklicher Fund an Dänemarks Strand – „Höheres Risiko auch für Menschen“

Kopenhagener und Touristen genießen im Amager Strandpark das warme Sommerwetter.

Bei mehreren toten Robben an der dänischen Ostseeküste sind Vogelgrippe-Viren nachgewiesen worden. Unser Archivfoto (2020) zeigt einen Strand bei Kopenhagen.

Kein Zweifel: das sich ausbreitende Vogelgrippe-Virus H5N1 hat Pandemiepotenzial für Menschen. Die WHO bereitet sich darauf vor, aber jedes Land muss selbst etwas tun, um die Gefahr einzudämmen. Nun wurde auch an der dänischen Küste ein besorgniserregender Fund gemacht.

Bei mehreren toten Robben an der dänischen Ostseeküste sind Vogelgrippe-Viren nachgewiesen worden. Das teilte das dänische Gesundheitsinstitut Statens Serum Institut (SSI) am Montag (11. September) mit.

Die verendeten Robben waren Ende August an einem Strand im Süden der dänischen Ostseeinsel Seeland (Sjælland) gefunden worden. Dort hätten auch viele tote Schwäne gelegen, berichtete das SSI. Nun sei bei mehreren der Robben und bei einem der Schwäne ein Vogelgrippe-Virus nachgewiesen worden.

Vogelgrippe grassiert weltweit: „Müssen prüfen, wie gut wir vorbereitet sind“

Es sei zwar nicht das erste Mal, dass die Vogelgrippe bei Säugetieren nachgewiesen worden sei. Doch es sei noch immer ein seltenes Phänomen, hieß es. Mit der Ausweitung der Vogelgrippe wächst die Gefahr für eine Ausbreitung unter Menschen - davor warnte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits vor einigen Monaten.

„Das ist kein Anlass zur Panik“, sagte die Direktorin der WHO-Abteilung für die Vorbereitung auf Infektionsgefahren, Sylvie Briand, Ende März in Genf. „Aber wir müssen prüfen, wie gut wir vorbereitet sind.“

Auch in Argentinien womöglich Robben an Vogelgrippe verendet

Derzeit grassiert die größte je dokumentierte Vogelgrippewelle bei Vögeln, die sich über mehrere Erdteile erstreckt. Zuletzt war der Erreger vereinzelt bereits bei mehreren Säugetierarten wie Waschbären, Füchsen und Mardern gefunden worden. Eine direkte Übertragung zwischen Säugetieren ist mittlerweile nach Ansicht von Fachleuten nicht mehr auszuschließen. Das wäre demnach ein Hinweis dafür, dass sich das Virus H5N1 an Säugetiere anpasst und dadurch auch dem Menschen gefährlicher werden könnte.

Eine Mähnenrobbe liegt neben einer anderen toten Mähnenrobben an einem patagonischen Atlantikstrand in der Nähe von Viedma, Provinz Río Negro, Argentinien.

Eine Mähnenrobbe liegt neben einer anderen toten Mähnenrobben an einem patagonischen Atlantikstrand in der Nähe von Viedma, Provinz Río Negro, Argentinien. Fachleute der Regierung vermuten, dass die Vogelgrippe die Seelöwen an der argentinischen Atlantikküste tötet. Auch in Dänemark waren tote Robben mit Vogelgrippe infiziert.

Erst Ende August sind zwei Dutzend tote Mähnenrobben an der argentischen Küste entdeckt worden. Möglicherweise seien die nahe Punta Bermeja gefundenen Tiere an der Vogelgrippe verendet, teilte das Umweltministerium mit. Zudem seien bei weiteren 53 Robben entsprechende Symptome der Vogelgrippe registriert worden. Auch bei einem Schweinswal in der Ostsee war das Virus im vergangenen Sommer nachgewiesen worden, wie Timm Harder vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) bei Greifswald sagt.

Vogelgrippe: Fachleute alarmiert - „Virus überspringt leichter Artenschranken“

„Das Virus breitet sich nicht nur aus, es überspringt auch leichter die Artenschranken“, sagte Briand. „Das stellt ein höheres Risiko auch für Menschen dar.“ Je stärker ein Virus sich ausbreite, desto höher sei auch die Gefahr, dass es sich verändere und für den Menschen gefährlicher werden könne.

Der WHO wurden seit den ersten tödlichen H5N1-Fällen bei Menschen in Hongkong 1997 insgesamt 873 Fälle gemeldet. 458 der Infizierten starben, sagte der niederländische Virologe Ron Fouchier. Er warnte aber davor, daraus abzuleiten, dass das Virus beim Menschen oft zum Tod führt. Denn Ansteckungen ohne oder mit milden Symptome würden in der Regel nicht gemeldet und daher bei der Berechnung nicht gezählt.

„Eine Pandemie steht vielleicht nicht direkt vor der Tür, aber es wäre keine schlechte Idee, die Notfallpläne zu überprüfen“, sagte er. Bei der derzeit kursierenden H5N1-Entwicklungslinie 2.3.4.4b ist nach FLI-Angaben erst ein Todesfall bei Menschen erfasst: Im Oktober starb eine 38-jährige Chinesin nach Kontakt zu infiziertem Hausgeflügel. Mitte April meldete China den weltweit dritten Fall einer menschlichen Ansteckung mit dem Vogelgrippevirus A(H3N8).

Vorarbeiten für einen Impfstoff für potenzielle Massenimpfungen liefen zwar, sagte Richard Webby vom St. Jude Kinderkrankenhaus in Memphis in den USA. Aber ohne die genaue Art zu kennen, die sich im Menschen vermehren kann, sei es nur möglich, die ersten Bausteine für Impfstoffe anzufertigen. (dpa/mg)