Diese Szenen kennt jeder!Kleine Unterschiede: Warum ziehen Männer Pullis anders aus als Frauen?

Links der Mann, rechts die Frau: So sieht man es immer wieder.

Liegt es an der Frisur – oder doch an der unterschiedlichen Anatomie? Fest steht: Männer und Frauen wenden unterschiedliche Methoden an, um einen Pulli auszuziehen – zumindest die meisten von ihnen.

Trotz aller Emanzipation und Gleichberechtigungs-Debatten gibt es einige Dinge, in denen sich Männer und Frauen noch heute drastisch unterscheiden.

Das zeigen viele Statistiken – und das äußerst unterhaltsame Buch „Boy Meets Girl“. Die Autoren Katharina und Jan Schwochow haben typische Szenen, Situationen oder Verhaltensweisen gesammelt.

Wir zeigen einige Beispiele – und wir versuchen gemeinsam mit einem Psychologen, die Unterschiede zu erklären..

Los geht's mit: Pullover ausziehen

Die meisten Frauen greifen vorne links und rechts den Pulli, ziehen ihn dann über den Kopf. Männer hingegen neigen dazu, das Kleidungsstück am Rücken zu packen und dann von hinten über den Kopf zu ziehen (Bild oben). Gibt es dafür eine Erklärung? „Darüber ist schon viel spekuliert worden“, sagt Diplom-Psychologe Sebastian Bartoschek. „Die Psychologie kann zur Herkunft nicht wirklich etwas sagen – beobachtet aber auch aufmerksam den Befund, dass bei der weiblichen 'Kreuzmethode' die Frisur unbeschadeter bleiben soll.“

Der Experte glaubt: „Wahrscheinlich handelt es sich hier psychologisch schlicht um geschlechtsspezifisches Imitationslernen - bei der die Kinder das gleichgeschlechtliche Elternteil und Freunde als besonders relevante Rollenmodelle erleben.“ Heißt: Weil es Frauen schon immer so gemacht haben, machen es Mädchen nach – im Alltag immer wieder zu beobachten.

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Die Frauenbeine sind artig übereinandergeschlagen, das männliche Gegenüber sitzt lässig im Stuhl, die Knie weit auseinander – so sieht man es immer wieder. „Das offene Sitzen ist weniger sittsam – es fordert Raum, entblößt den Blick auf den Ort der primären Geschlechtsorgane“, sagt Sebastian Bartoschek. „Aufgrund gesellschaftlicher Erwartungen ist da der historische Kontext bei Frauen klar – wie es dementsprechend auch einen praktischen Aspekt hat, wenn Frau ein entsprechend kurzes Kleidungsstück trägt.“

Die Herren der Schöpfung wirkten durch dieses „Mansitting“ häufig offener, aggressiver und selbstbewusster, sagt Bartoschek. „Und sie beanspruchen im Zweifel zu viel Platz in der U-Bahn.“

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Männerhemden werden rechts geknöpft, Frauenblusen tragen Knopfleisten links – auch das ist ein häufig beobachtetes Alltagsproblem. „Psychologisch gibt es dafür keine Erklärung“, sagt Sebastian Bartoschek.

Aber es könnte historischen Ursprung haben: Denn früher war es aus praktischen Gründen für Männer wichtig, schnell ans Schwert zu kommen, das unter der Kleidung getragen wurde – und das geschah meist mit der rechten Hand. Möglicherweise hat das noch immer Nachwirkungen auf heutige Kleiderschränke...

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Das haben wir im Schwimmbad oder am Strand wohl alle schon gesehen: Männer tragen ihr Handtuch lässig um die Hüfte geschwungen, während Frauen den Körper von Brust bis Knie umhüllen. Auch dann, wenn sie Badeanzug oder Bikini tragen.

Sebastian Bartoschek hat dafür eine Erklärung: „Normalerweise nutzen wir ein Handtuch, wenn wir aus der Dusche kommen – da tragen wir keine Badekleidung.“ In dieser Situation mache es durchaus Sinn, dass Frauen und Männer ihre Handtücher anders tragen, um ihre Blöße zu bedecken.

„Und das überträgt man dann schlicht in andere, ähnliche Lebensbereiche.“ Es ist also egal, ob ein Bikini-Oberteil die Brust ohnehin verhüllt: Frauen gewöhnen sich für den Strand keine neue Handtuch-Wickeltechnik an.

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Diesen Faktor sieht man Frau und Mann nicht äußerlich an, aber dafür den Statistiken: Etwa 26 Prozent der erwerbstätigen Frauen mit Kindern unter drei Jahren nimmt dem Buch zufolge Elternzeit in Anspruch, bei Männern sind es gerade mal zwei Prozent! Bartoschek sagt: „Gerade aus dem Vergleich mit anderen Kulturen wissen wir, dass das hier kein psychologisches, sondern soziologisches Phänomen ist.“

Frauen würden heutzutage noch stark in Mutterrollen gedrängt und würden häufig weniger verdienen – deshalb arbeiten die Männer weiter, während die Frauen die Kinder hüten.

Viel mehr anschauliche Beispiele gibt's im Buch „Boy meets Girl“ (Verlag Hermann Schmidt Mainz, 15 Euro).