Wer mit dem Rauchen aufhören will, greift immer häufiger zur E-Zigarette. Ist diese Art von Rauchentwöhnung mit dem Umstieg eigentlich eine Gefahr?
E-Zigaretten im FokusNeue Studie zerstört Hoffnungen vieler Raucher
von Jan Voß (jv)
Köln. Wer schon einmal selbst versucht hat, mit dem Rauchen aufzuhören, weiß wie schwierig das ist. Immer häufiger wird bei der Rauchentwöhnung inzwischen auf E-Zigaretten zurückgegriffen. Doch eine neue Studie legt nahe, dass man mit diesem Ausweichverhalten sogar die Chance für einen Rückfall noch steigert. Die Gefahr, wieder normal zu rauchen, ist offenbar groß.
Einigkeit besteht unter Ärzten, dass bei der Sucht zum Rauchen nicht nur eine körperliche, sondern auch die psychische Abhängigkeit eine entscheidende Rolle spielt. Das kleine Päuschen in stressigen Situationen, das Qualmen beim Plausch mit Gleichgesinnten oder die Kippe zum Bier: Das Rauchen stellt auch ein Ritual dar, auf das viele nicht einfach so verzichten können.
Viele Raucher setzen bei der Rauchentwöhnung auf E-Zigaretten
Seit es E-Zigaretten auf dem Markt zu kaufen gibt, setzen viele Raucher, die aufhören wollen und nicht auf ihre Gewohnheiten verzichten können, auf einen Umstieg auf die elektronischen Glimmstängel.
Doch wie erfolgreich ist es eigentlich, zunächst vom Rauchen aufs Dampfen umzusteigen, um es dann schließlich zur völligen Abstinenz zu schaffen? Die Studie des Moores Krebs-Zentrum, die kürzlich im US-medizinischen Fach-Journal „Jama“ erschienen ist, dürfte die Hoffnungen vieler Raucher zerstören.
Studie: Umstieg auf E-Zigarette scheint weniger erfolgreich als kalter Entzug
Die Wissenschaftler kommen zu dem Ergebnis, dass Menschen, die sich das Rauchen mit E-Zigaretten abgewöhnen wollen, häufiger rückfällig geworden sind als die, welche einen kalten Entzug gemacht haben. Wer also auf E-Zigaretten ausweicht, anstatt das Rauchen gleich komplett zu lassen, hat eine geringere Chance, rauchfrei zu werden.
Für die Studie wurden über 13.000 Raucher befragt. Von ihnen hatten 9,4 Prozent kürzlich das Rauchen aufgegeben, wiederum rund ein Viertel davon war zu E-Zigaretten gewechselt.
Ein Jahr später wurden die Studienteilnehmer erneut befragt. Von denjenigen, die ohne Ausweichprodukte mit dem Rauchen aufgehört haben, hatten es am Ende 50,5 Prozent geschafft, rauchfrei zu bleiben. Von denen, die stattdessen zur E-Zigarette gegriffen haben, schafften es allerdings nur 41,6 Prozent.
Der Schluss liegt nahe, dass der Griff zur E-Zigarette womöglich nicht so empfehlenswert ist und der sogenannte kalte Entzug der effektivere Weg ist.
Kritik an Studie zu E-Zigaretten und Interpretation
Allerdings äußerten sich Experten auch kritisch über die Ergebnisse. So wurde zu Bedenken gegeben, dass Raucher, die zum Aufhören auf Hilfsmittel wie E-Zigaretten zurückgreifen, meist abhängiger sind als diejenigen, die es mit einem kalten Entzug versuchen.
Insgesamt ist der Nutzen von E-Zigaretten bei der Tabakabstinenz umstritten. Demgegenüber besteht weitgehende Einhelligkeit darüber, dass E-Zigaretten zwar auf keinen Fall gesund, aber im Vergleich zur klassischen Tabakzigarette wesentlich weniger schädlich sind. Wer also etwa schon mehrfach mit dem Aufhören gescheitert ist, sollte den Umstieg, zumindest als Versuch, durchaus in Betracht ziehen können. (jv)