Forscher erklärtWas sagen mir meine Träume?
Schweißgebadet, völlig verwirrt und aufgelöst – da war er wieder, dieser fiese Traum. Es passiert etwas, ich habe Angst und möchte weglaufen, doch es geht nicht – nur in Zeitlupe. Der Rest zieht schnell an mir vorbei.
Was ist los? Wieso komme ich nicht voran? Das ist mein Traum, der sich ständig wiederholt. Er verfolgt mich schon seit mehreren Nächten.
Träume erlebt jeder, jede Nacht. Es gibt drei Schlafphasen. Phase 1: Liegezeit, Phase 2: Leicht-/Tiefschlafphase. Aber nur in Phase 3, der REM-Phase, mit schnellen Augenbewegung unter den Lidern (REM = Rapid Eye Movement) träumen wir.
Jede REM-Phase dauert einige Minuten bis eine Stunde und kann sich vier- bis sechsmal pro Nacht wiederholen. Hier entstehen die nächtlichen Bilder, die uns glücklich machen – und Alpträume, die den Schlaf zum Horror-Trip machen.
Wie man böse Träume stoppt, was Träume uns sagen - wir fragten Traumforscher Stephan Schumann (49).
Was sagt mir mein Alptraum?
In der Regel offenbart sich ein verdrängter emotionaler Aspekt der Persönlichkeit, der geheilt werden möchte.
Warum wiederholen sich manche Träume?
Was wir tagsüber emotional nicht verarbeiten, verarbeitet das Gehirn in der Nacht. Solange die Seele nicht glücklich ist, wiederholt sich ein Traum.
Muss man Angst- und Alpträume ernst nehmen?
Ja, gerade diese Träume sind ein emotionales Frühwarnsystem, wie eine rote Ampel, bei der man stehen bleiben muss. Gerade über furchteinflößende Träume sollte man reden.
Weisen mich Träume auf etwas hin?
Ja, jeder Traum hat etwas zu erzählen. Sie müssen ihn aber entschlüsseln, sich fragen, was sie gefühlsmäßig mit dem verbinden, was in dem Traum auftaucht und passiert. Professionelle Unterstützung kann da helfen.
Was kann man machen, wenn man aus einem schrecklichen Alptraum erwacht und nicht mehr an Schlaf zu denken ist?
Eine Möglichkeit ist, am helllichten Tag bewusst in den Traum zurückzukehren. Gehen Sie mit Ihrer Vorstellung wieder in den Traum hinein. Dann lassen Sie den Traum vor Ihrem geistigen Auge weiterlaufen. Dabei können Sie unangenehme Situationen so verändern, dass sich der Traum zum Guten auflöst.
Oft springt der Schalter dann auch in der Nacht um, man kann wieder schöner träumen. Sind Sie vor Schreck wie gelähmt, sprechen Sie laut zu sich selbst oder ein Gebet.
Was können Eltern tun, wenn ein Kind Alpträume hat?
Nehmen Sie ihr Kind ernst. Sagen Sie nicht: „Es war nur ein Traum.“ Hören Sie ihrem Kind zu, wenn es über den Traum sprechen möchte. Es kann den Traum zum Beispiel zeichnen. Um das Kind zu ermutigen, kann man dann gemeinsam ein Feuer machen und die Zeichnung mit dem Monster verbrennen.
Ab wann sollte man sich professionelle Hilfe holen?
Wenn man selbst durch wiederkehrend schlechte Träume stark belastet wird, der Traum den ganzen Tag im Kopf hängen bleibt, sodass man sich aus Angst vor dem nächsten bösen Traum fürchtet, wieder schlafen zu gehen.
Traumforscher Stephan Schumann erklärt drei Arten von Träume:
• Traum 1:
In Begleitung ihres verstorbenen Patenonkels läuft eine Frau eine Straße entlang, die ihr große Angst macht. Sie schämt sich, denn sie ist nackt. Ihr Onkel fragt sie, ob sie ihm verzeihen könne ...
Erklärung: Ein Traumexperte stellt viele Fragen zu ihrer Vergangenheit. Plötzlich erinnert sich die Frau daran, dass sie immer Angst hatte, wenn ihre Mutter sie mit ihrem Onkel alleinließ. Ihr Onkel küsste und berührte sie.
Heute ist ihr klar, dass ihr Onkel sie in ihrer Kindheit sexuell missbrauchte. Ihr Traum wollte ihr damit sagen, dass sie ihrem Onkel verzeihen muss. Heute hat sie diese Träume nicht mehr.
• Traum 2:
Eine Frau ließ ihre Tochter eine Woche nicht aus dem Haus. Sie träumt, dass sie vor einem brennenden Gebäude steht. In dem Gebäude: ihre Tochter! Sie will sie retten, doch sie kann nicht.
Erklärung: Bedenken, der Traum könne auf den Tod der Tochter deuten, lassen sich ausräumen: Vor einem Jahr ließ sich die Frau scheiden. Mit Lebensfreude verbindet sie ihre Tochter, mit Feuer starken Schmerz.
• Traum 3:
Eine Frau träumt, dass sie alles über Kräuter und ihre Kräfte weiß, dabei hat sie sich nie damit beschäftigt.
Erklärung: Die Frau hat gerade eine Ausbildung zur Heilpraktikerin beendet, weiß aber nicht, welche Richtung sie einschlagen soll. Der Traum zeigt, dass die Frau sich im tiefsten Innern vor allem für Kräuter interessiert. Diese Kraft liegt jenseits des Verstands.
Nach dieser Traumdeutung schlug sie eine neue Berufsrichtung ein. Heute ist sie spezialisiert auf Heilkräuter.