Hautarzt über HausmittelHilft Pipi gegen Warzen und Backpulver gegen Muttermale?
Sucht man im Internet Tipps, was man gegen unschöne Warzen, Altersflecke oder Muttermale tun kann, stößt man auf zahlreiche Hausmittel, die angeblich helfen sollen. Aus medizinischer Sicht ist eine Entfernung oft gar nicht notwendig. Dennoch entschließen sich viele Betroffene, gegen ihre Warzen oder Altersflecken vorzugehen und probieren sich durch Empfehlungen wie Eigenurin gegen Warzen und Backpulver gegen Muttermale.
Doch was nützen die Mittel aus dem Haushalt oder sind sie sogar schädlich? Prof. Stephan Grabbe, Direktor der Hautklinik des Universitätsklinikums Mainz, erklärt welche Wirkung die gängigen Hausmittel-Empfehlungen wirklich haben.
Warzen
Warzen werden durch unterschiedliche Typen des humanen Papillomvirus (HPV) hervorgerufen. Sie sind ansteckend und werden meist durch Körperkontakt übertragen. Warzen an sich sind völlig harmlos, wenn man sich jedoch daran stört, sollte man sie entfernen lassen. Wie man sie selbst entfernen kann, dafür hat das Internet einige Tipps parat.
Gerücht 1: Eigenurin
Klingt irgendwie fies, soll aber helfen: Eigenurin. Durch die darin enthaltenen Substanzen soll Urin tatsächlich desinfizierend wirken, doch hat Eigenurin auch einen positiven Einfluss auf die Warzenerreger? Entscheidet man sich für die Anwendung mit Eigenurin, sollte der Mittelstrahl des Morgenurins genutzt werden. Einfach mit einem Behältnis auffangen und die Warze mit dem Morgenurin mehrmals täglich betupfen und einreiben.
Gerücht 2: Aloe Vera
Aloe Vera versorgt die Haut mit Feuchtigkeit, pflegt und wirkt gegen Keime. Dazu ist sie ein sanftes Hausmittel gegen eine Vielzahl von Hautproblemen wie beispielsweise Sonnenbrand.Wer Aloe Vera gegen Warzen einsetzten möchte, verwendet frische, geschälte Stücke der Blätter oder Aloe Vera Extrakt. Zuerst sollte die Haut mit Wasser, Alkohol oder Desinfektionsmittel gereinigt werden, dann kann das Mittel der Wahl dick auf die Warze aufgetragen werden. Bei Bedarf sollte der Bereich mit einem Pflaster abgedeckt werden. Das kann man bis zu zweimal täglich machen.
Gerücht 3: Bananenschale
Bei dieser Methode wird ein kleines Stück Bananenschale mit der Innenseite nach unten mit einem Pflaster auf die Warze geklebt. Die Bananenschale kann über Nacht oder den ganzen Tag auf der Warze bleiben, muss aber täglich gewechselt werden.
Das sagt der Dermatologe dazu
„So wie Warzen kommen, verschwinden sie in aller Regel auch nach einiger Zeit wieder. So kommt es dazu, dass manche Menschen dann den Hausmitteln, die sie gegen die Warze verwendet haben, diesen Effekt zusprechen. Dass Hausmittel einen Effekt haben, ist in keinster Weise gesichert. Eigenurin enthält zwar Harnstoff, der in der Dermatologie in vielen Cremes verwendet wird. Denn Harnstoff macht die Haut geschmeidiger und weicht Schuppen- und Hornstrukturen auf. Da die Warze selbst eine Viruserkrankung ist, kann auch Harnstoff diese nicht bekämpfen. Auch mit Aloe Vera geht das nicht. Dass Bananenschalen gegen Warzen helfen sollen, habe ich noch nie gehört und kann mir auch nicht vorstellen, welchen Effekt sie haben sollen.“
So macht es der Dermatologe
Warzen entfernen
Eine sehr verbreitete Technik ist es, die Warze abzutragen. Wenn man die Warze mit einem Wirkstoff behandeln möchte, kommt man durch die vielen Schichten Hornhaut gar nicht hindurch. Darum muss diese Hornschicht erst aufgeweicht und dann abgetragen werden. Warzenpflaster enthalten meist Salizylsäure oder konzentrierten Harnstoff und weichen so die Haut auf. Dann kann die Warze vorsichtig mit einem Hornhauthobel – der Dermatologe arbeitet häufig mit einer Ringkürette – abgetragen werden.
Dieser Prozess verursacht oft selbst schon eine kleine Entzündung, die das körpereigene Immunsystem auf die Warze aufmerksam macht. Sehr häufig werden Warzen auch vereist („Kryotherapie“). Hierbei wird das erkrankte Gewebe durch einfrieren zerstört, was zudem ebenfalls eine Entzündung hervorruft.
Ansonsten besteht die Therapie des Dermatologen darin, das körpereigene Abwehrsystem auf die Viruserkrankung aufmerksam zu machen. Oft schafft der Körper selbst, den Virus zu bekämpfen. Es sei denn, das Immunsystem ist geschwächt. Durch Cremes zum Auftragen beispielsweise wird das Immunsystem an Ort und Stelle aktiviert, denn diese Cremes verursachen dort eine leichte Entzündung.
Alterswarze
Alterswarzen werden nicht durch Viren verursacht. Sie sind die häufigsten Hautveränderungen, die bei Menschen im Alter entstehen. Sie neigen zu Verfärbungen von grau über braun bis schwarz, sind rund oder oval und können so winzig wie ein Sandkorn oder so groß wie eine Bohne sein. Sie sind aber auch in der Regel völlig ungefährlich. Wer sich eine Alterswarze aus kosmetischen Gründen entfernen lassen möchte, sollte zuvor einen Arzt aufsuchen. Diese Hausmittel findet man im Netz:
Gerücht 1: Teebaumöl, Schwedenkräuter
Eine regelmäßige Anwendung des Öls bzw. Safts der jeweiligen Pflanze durch Auftragen auf die Alterswarzen über einige Tage oder auch Wochen kann dazu führen, dass die Warzen mit der Zeit austrocknen und dann abfallen.
Gerücht 2: Schöllkraut
Schöllkraut wird traditionell gegen Warzen verwendet. Tragen Sie Schöllkrauttinktur oder einen Teeaufguss mehrmals täglich auf die Warze auf und führen Sie diese Behandlung so lange fort, bis die Warze abfällt oder sich zurückbildet.
Das sagt der Dermatologe dazu
Die Behandlung mit Teebaumöl kann etwas bewirken, ist jedoch in zweierlei Hinsicht problematisch. Zum einen oxidiert das Teebaumöl an der frischen Luft, es entstehen aggressive Substanzen. Das heißt: Wenn man Teebaumöl länger stehen lässt, kann es schlecht werden. Zweitens reagieren manche Menschen allergisch auf Teebaumöl, insbesondere wenn dieses nicht mehr ganz frisch ist. Außerdem kann der Gebrauch von Teebaumöl auf der Haut zu Verfärbungen führen. Der Einsatz von Schwedenkräutern und Schöllkraut gegen Alterswarzen ist mir nicht geläufig. Schwedenkräuter schaden wahrscheinlich nicht, doch ob sie helfen, wage ich zu bezweifeln. Einen Nachweis für die Wirkung gibt es jedoch nicht.
So macht es der Dermatologe
Alterswarzen entfernen
Dermatologen behandeln Alterswarzen ebenfalls mit einer Kürette. Das heißt, die Alterswarze wird oberflächlich abgeschabt, sodass an Ort und Stelle eine kleine Schürfwunde entsteht, die rasch wieder abheilt.
Muttermale
Alle Muttermale sollten regelmäßig vom Arzt kontrolliert werden. Die meisten Muttermale sind gutartig, doch ob ein Muttermal wirklich bösartig ist, kann selbst ein Profi nicht immer allein mit bloßem Auge erkennen. Darum gilt im Zweifelsfall: herausnehmen und unter dem Mikroskop untersuchen.
Gerücht 1: Mischung aus Backpulver und Rizinusöl
Eine Mischung aus Backpulver und Rizinusöl soll helfen. Dafür bestreicht man das Muttermal mit der Mischung und lässt es über Nacht einwirken. Am Morgen sollte die Hautstelle gut abgewaschen werden. Diese Behandlung kann man zwei bis drei Wochen lang jeden Abend wiederholen.
Gerücht 2: Knoblauch-Paste
Dafür sollte eine frische Knoblauchzehe pulverisiert und zu einer Paste verarbeitet werden. Auch die Knoblauchpaste sollte über Nacht einwirken.
Das sagt der Dermatologe dazu
Dass man an Muttermalen selbst herummanipuliert, kann ich in gar keinen Fall empfehlen. Bei Muttermalen, die neu aufgetreten sind, sich verändern, deutlich wachsen oder gar bluten gilt immer: Ab zum Arzt. Zuerst muss gesichert sein, dass ein Muttermal gutartig ist. Danach kann man sich überlegen, wie man damit verfahren möchte.
Altersflecken
Dass die Haut altert, zeigt sich oft durch Falten, aber auch durch Altersflecken. Wer die braunen Verfärbungen als störend empfindet, sollte sich von einem Facharzt beraten lassen. In der Regel sind Altersflecken harmlos. Aus medizinischer Sicht muss man also nichts gegen Altersflecken unternehmen – wenn ein Facharzt mit der Entnahme von Gewebeproben ausgeschlossen hat, dass keine Vorstufe von Krebs vorliegt.
Gerücht 1: Labkrautpulver
Um Altersflecken zu bleichen, kann eine Mischung aus Ingwerpulver, Rosenblütenblättern und Labkrautpulver aus der Apotheke hergestellt werden. Die Zutaten einfach mit etwas warmem Wasser verrühren. Den Brei auf die Altersflecken geben und rund 30 Minuten einwirken lassen. Angeblich sollen die Inhaltsstoffe – Saponine, Zitronensäure, Rubichlorsäure und wichtige Spurenelemente – dafür sorgen, dass Pigmentflecken wieder aufgehellt werden.
Gerücht 2: Petersilie
Derselbe Effekt wird im Internet auch Petersilie zugesprochen. Der Saft der zerdrückten Petersilie soll Altersflecken wieder aufhellen.
Gerücht 3: Gurkensaft
Einfach Gurkensaft auf die von Pigmentflecken betroffene Stelle streichen und für mindestens für 20 Minuten einwirken lassen.
Das sagt der Dermatologe dazu
Bei Altersflecken ist es lediglich die Pigmentierung der Haut, die für den Patienten ein kosmetisches Problem darstellen kann. Altersflecken kommen oft an Händen und im Gesicht vor, sodass man sie besonders sieht und gern entfernen möchte, damit die Haut wieder ebenmäßig erschient. Das kann man mit den Tipps aus dem Internet versuchen – diese können ein wenig helfen, aber aus der Apotheke oder auf Rezept gibt es Cremes, die wesentlich wirksamer sind.
So macht es der Dermatologe
Altersflecken entfernen
Werden die Pigmentstörungen von dem Betroffenen als Makel empfunden, kann man versuchen, diese kosmetisch – wie etwa mit Make-Up – zu überdecken. Aber es gibt auch noch andere Verfahren. Bleichcremes beispielsweise. In solchen Cremes sind Substanzen wie Hydrochinon enthalten, die die Flecken aufhellen sollen. Allerdings ist die Creme nicht immer gut verträglich. Es kann sein, dass die Haut gereizt reagiert. In einem solchen Fall sollte die Creme unbedingt abgesetzt werden. Der Dermatologe bietet ebenfalls Verfahren – beispielsweise mit Lasern oder Laser-ähnlichen Geräten – an, die wesentlich wirksamer sind.
Hautanhängsel (Fibrom)
Hautanhängsel sind auch als Fibrome bekannt. Sie sind unansehnliche Auswüchse der Haut, die oft am Hals und auch an anderen Körperstellen entstehen. Sie sind vollkommen harmlos und es besteht keine medizinische Notwendigkeit, sie zu entfernen. Trotz finden sich im Netz einige Hausmittel, die helfen sollen, die Hautanhänsel zu entfernen.
Gerücht 1: Nagellack
Das Auftragen einer Schicht Nagellack ist ein verbreitetes Hausmittel zur Entfernung des Hautanhängsels. So soll der Nagellack austrocknend wirken, was dazu führt, dass das Hautanhängsel irgendwann einfach abfällt. Zudem soll man den Prozess beschleunigen können, indem das Hautanhängsel jeden Tag bewegt wird.
Gerücht 2: Apfelessig
Apfelessig gilt auf einschlägigen Internetseiten als sehr sicheres Mittel zur Entfernung von Hautanhängseln. Einfach einen Wattebausch oder einen Q-Tip in den Apfelessig tauschen und das Hautanhängsel damit betupfen. Das kann zwei bis dreimal täglich wiederholt werden. Nach einiger Zeit soll sich das Hautanhänsel braun färben und schließlich abfallen.
Gerücht 3: Klebeband
Wer sein Hautanhänsel loswerden möchte, soll es mit festem Klebeband fixieren. Bei Warzen rät das Internet ebenfalls zu dieser Methode. Einfach die betreffende Hautstelle abkleben und warten, bis es anfängt, sich zu lösen. Dann den Klebestreifen schnell abziehen. Das kann so oft wiederholt werden, bis sich auch das Hautanhänsel mit ablöst.
Das sagt der Dermatologe dazu
Man kann das Gewebe mit Apfelessig so stark zerstören, dass das Hautanhängsel abfällt. Auch Nagellack kann diesen Effekt haben. Einfacher ist es jedoch, das Hautanhängsel einfach abzuschneiden. Dann ist es wichtig, die kleine Wunde zu desinfizieren.
Klebeband jedoch bringt es nicht. Mit dem Klebeband trägt man lediglich die oberste Hornschicht ab. So wird die Hornschicht immer dünner. Aber das ist sicherlich der beschwerlichste Weg, ein Hautanhänsel loszuwerden, zumal es nicht nur aus Hornmaterial besteht.
So macht es der Dermatologe
Hautanhänsel entfernen
Fibrome sind nicht überschüssiges Hornmaterial, sondern dabei handelt es sich um Haut mit Unterhautbindegewebe. Wenn das Fibrom nur mit einem dünnen Stiel mit der Haut verankert ist, kann man es selbst abschneiden und verarzten. Natürlich kann man aber auch zum Dermatologen gehen.
(sar)
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