Speyer – Die Gier nach dem Rausch: Vor allem Kinder und Jugendliche greifen immer öfter zur Deospray-Dose, um sich den „Kick“ zu verschaffen – mit lebensgefährlichen Folgen.

Zwei Jungen (12 und 14) aus Speyer wären beim Schnüffeln fast gestorben – sogar Todesfälle sind traurige Realität.

Die beiden Kinder hatten sich auf der Toilette eines Schnellrestaurants zum Schnüffeln eingesperrt. Doch plötzlich flog die Deospray-Dose in die Luft. Die Teenager wurden so schwer verletzt, dass sie mit Rettungshubschraubern in eine Spezialklinik kamen. Wie es zur Verpuffung kam, ist bisher noch unklar.

Die Droge aus der Dose kursiert vor allem unter Jugendlichen. Mit furchtbaren Folgen nicht nur wegen der Explosionsgefahr: Fabian N. (15) aus Überlingen (BaWü) inhalierte 2010 eine Überdosis Treibgas aus einer Deo-Dose. Sein Vater fand den Jungen mit einer Tüte über dem Kopf. 2006 starb ein Elfjähriger aus Oldenburg an Herzversagen. Eine 14-Jährige fiel beim Schnüffeln ins Koma, wurde zum Pflegefall.

Die große Gefahr beim Sprayen: Es ist kaum kontrollierbar, wie viel Gas inhaliert wird. Beim Schnüffeln kann es zu Vergiftungen, lebensgefährlichen Herzrhythmus-Störungen, zur Bewusstlosigkeit mit Nerven- und Gehirnschäden, zum Atemstillstand kommen, warnt die Suchtprävention des Jugendamts Nürnberg.

Benutzt werden nicht nur Sprays, sondern auch Treibgas aus Feuerzeugen, Lösungsmittel oder Kleber. Die Schnüffelstoffe werden in eine Tüte gefüllt und inhaliert oder auf Tücher geträufelt und eingeatmet.

Eltern sind machtlos: Es gibt keine rechtliche Handhabe, Deos sind frei verkäuflich, stets verfügbar und sehr billig. Alarmzeichen sollte es sein, wenn der Atem, die Kleidung oder das Zimmer von Kindern nach Chemikalien, Farben, Lösungsmitteln riechen, oft Spraydosen im Müll liegen.

In den USA dagegen macht eine andere gefährliche Droge Schlagzeilen: Wer „Cloud Nine“ einnimmt, verfällt in ein aggressives Delirium, greift Menschen an und frisst ihr Fleisch.