„Leben einblasen“Oralverkehr im Wandel der Zeit
Keine Frage, Sex gilt weltweit als die schönste Nebensache der Welt. Doch Oral-Verkehr, die lustvolle Stimulation mit dem Mund, galt in der Vergangenheit längst nicht immer als reines Vergnügen.
Welchen Sinn und Zweck Fellatio in vergangenen Epochen hatte, erklärt das Schweizer Nachrichtenportal „20 Minuten“.
Überlieferungen der alten Ägypter
Der französische Autor Thierry Leguay schreibt in seinem Buch „Histoire Raisonnee de la Fellation (Le Cercle Poche)“, dass schon die alten Ägypter oralen Sex praktizierten. Allerdings wird dieser ganz anders beschrieben, als wir es vielleicht vermuten würden: Aus Pyramidentexten und dem ägyptischen Totenbuch geht hervor, dass Gottkönig Osiris von seinem Bruder Seth ermordet und zerstückelt wurde.
Seine Schwester Isis sammelte daraufhin die Stücke seines Körpers ein und fügte sie wieder zusammen. Allerdings fehlte das Geschlechtsteil des Ermordeten. Isis formte einen Penis aus Ton und blies ihm neues Leben ein. Beide zeugten einen Sohn und Osiris verschwand in der Unterwelt.
Oralverkehr ist der übergeordnete Begriff für Praktiken, bei denen ein Sexualpartner die Genitalien des anderen mit dem Mund, Lippen, Zähnen oder Zunge liebkost und stimuliert.
Unter Cunnilingus versteht man eine Form des Oralverkehrs, bei dem die äußeren weiblichen Geschlechtsorgane (Klitoris, Schamlippen, Scheideneingang) mit der Zunge, den Lippen oder den Zähnen erregt werden.
Bei der Fellatio wird der Penis durch Mund, Zunge und Lippen, beim sogenannten Deepthroting durch die Rachenregion, stimuliert. Lutschen, Blasen und Saugen am Penis sind ebenfalls möglich.
Der Anilingus ist eine Sexualpraktik, bei der der Anus (oft samt Dammregion) mit Lippen und Zunge erregt wird. Diese Erregung kann oberflächlich oder durch Penetration des Anus mit der Zunge erreicht werden.
„Lotus im Mondenschein“ ist nur eine von vielen Möglichkeiten
Auch in anderen Kulturen wurde Fellatio schon vor Hunderten von Jahren praktiziert. Allein das indische Kamasutra, welches zwischen 200 und 300 nach Christus geschrieben wurde, beinhaltet unzählige Stellungsspiele. Dem Oralverkehr ist sogar ein ganzes Kapitel gewidmet, das Auparishtaka.
Ausführlich beschrieben werden Stellungen wie „Lotus im Mondenschein“ (der Mann liegt auf dem Rücken, die Frau hockt sich über ihn) oder „Beißen der Seiten“ (die Eichel wird umfasst, der Penis mit Zähnen und Lippen stimuliert).
Umgekehrte Rollenverteilung bei den Römern
Selbst die Römer ließen sich gerne mit dem Mund befriedigen. Allerdings mit anderer Rollenverteilung als heute: Die Person, die verwöhnt werden wollte, übernahm den aktiven Part, der Partner, der seinen Mund zur Verfügung stellte, blieb passiv.
Warum das so war? Ganz einfach: Fellatio wurde von den Römern als Strafe angesehen und der Bestrafte hatte der Anordnung bereitwillig zu gehorchen.
Durch Sperma-Schlucken zum Mann werden
Die Vorstellung an sich mag manchen merkwürdig vorkommen, doch in Neuguinea gibt es Volksstämme, für die Oralverkehr eine wichtige Rolle beim Erwachsenwerden spielt: So wird ein Junge erst dann zum Mann, wenn er im Laufe des Rituals das Sperma von erwachsenen Männern schluckt.
(jto)