Leber, GehirnDas macht tagelanger Alkoholkonsum mit unserem Körper
Ja, wir Deutschen sind dem Alkohol durchaus zugetan. So trank jeder Deutsche ab 15 Jahren im Jahr 2015 durchschnittlich 10,7 Liter reinen Alkohol. Das entspricht einer ganzen Wanne alkoholischer Getränke pro Kopf. 2016 sank der Alkoholkonsum nur unwesentlich auf 133,8 Liter pro Kopf der Bevölkerung, so die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS).
Am liebsten trinken wir Bier (5 Liter pro Kopf) und Wein (2,3 Liter pro Kopf). Der Rest verteilt sich auf Spirituosen (1,8 Liter pro Kopf) und Schaumwein/Sekt (0,4 Liter pro Kopf). Im weltweiten Vergleich liegen wir damit ziemlich weit vorn.
Wie sehr schadet ständiger Alkoholkonsum eigentlich unserem Körper?
Was passiert, wenn der Alkohol im Gehirn ankommt?
„Das Gehirn wird durch den Konsum von zu viel Alkohol massiv beschädigt. Schon bei jedem einzelnen Rausch sterben Millionen von Gehirnzellen ab“, warnt die BZgA. Im Gehirn werden nicht nur Sinneseindrücke verarbeitet und Informationen abgespeichert, sondern auch unsere Handlungen geplant und koordiniert. Über Neurotransmitter wie Dopamin oder Serotonin sind die verschiedenen Hirn-Zentren miteinander verbunden und können Informationen austauschen.
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Konsumieren wir Alkohol, ist auch das Gehirn davon betroffen: „Alkohol regt beispielsweise die Produktion von GABA an, einem Neurotransmitter, der die Aktivität von anderen Nervenzellen hemmt,“ heißt es auf der Internetseite der BZgA. Dadurch fühlen wir uns zwar einerseits schnell entspannt, gleichzeitig werden Konzentrationsfähigkeit und das Kurzzeitgedächtnis vermindert sowie die Reaktionszeit deutlich verlängert. Die Dauer und Intensität dieser Folgen des Alkoholkonsums hängt individuell von der getrunkenen Menge und der erreichten Promille ab.
Wie macht sich punktuell erhöhter Alkoholkonsum (über mehrere Tage) körperlich bemerkbar?
Dr. Peter Strate, Chefarzt der Klinik für Abhängigkeitserkrankungen der Asklepios in Hamburg, sagt: „Jeder Mensch verträgt unterschiedlich viel Alkohol und ob Sie zu viel getrunken haben, erkennen Sie am Kater am nächsten Morgen.“ Generell spreche man ab fünf Standardgetränken vom Rauschtrinken, dem „Binge-Drinking“. Das entspreche rund einem halben Liter Wein oder anderthalb Litern Bier.
Außerdem weist der Suchtexperte darauf hin, das Fehlverhalten beim Rauschtrinken nicht nur körperlich schade, sondern auch soziale Folgen haben könne: „ Etwa wenn ich mich im Rausch total daneben benehme, von der Theke falle oder aggressiv werde.“ Außerdem können eine akute Herzmuskelentzündung, oder Leberentzündung die Folge von erhöhtem Alkoholkonsum sein.
Kristina Schmid, Referentin für Prävention des Substanzmissbrauchs, Suchtprävention der BZgA warnt: „Zu viel Alkohol – auch wenn es nur gelegentlich vorkommt –, erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Übergewicht oder Bluthochdruck deutlich.Während eines Alkoholrausches steigt außerdem die Gefahr eines Schlaganfalls sowie von Herzrhythmusstörungen.“
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Wie viel Alkohol schadet der Leber?
Die Leber ist für den Abbau des Alkohols verantwortlich und vom übermäßigen Alkoholkonsum besonders stark betroffen. Haut oder die Nieren haben weniger Einfluss auf den Alkoholabbau. Es ist also ein Irrglaube, den Alkohol „ausschwitzen“ zu können. Auch eine kalte Dusche oder ein Kater-Spaziergang tun vielleicht gut, ändern aber nichts an der Dauer des Alkoholabbaus, der mit Hilfe von Enzymen stattfindet. Ebenfalls falsch: überschüssiger Alkohol könnte durch den Urin ausgeschieden werden. Beim Alkoholabbau in der Leber entstehen giftige Nebenprodukte, die dem Körper schaden und die Symptome, die wir „Kater“ nennen, verursachen.
Wird über einen längeren Zeitraum regelmäßig Alkohol konsumiert, können massive Schädigungen der Leber wie etwa Leberschwellungen, Fettleber, Leberentzündungen und schließlich die lebensbedrohliche Leberzirrhose – das ist eine Schrumpfung der Leber – die Folge sein. Die Deutsche Leberstiftung warnt: „Das Zirrhoserisiko kann bereits bei einem täglichen Konsum von über 30 Gramm Alkohol pro Tag beim Mann und von der Hälfte bei der Frau signifikant erhöht sein.“ Das heißt: bei täglich einem Glas Wein (300 ml) oder einem Bier (600 ml) erhöht sich das Risiko. Frauen und übergewichtige Männer leben generell mit einem erhöhten Risiko.
Wie lange muss man auf Alkohol verzichten, bis der Körper vollständig regeneriert ist?
Der Suchtexperte Dr. Strate hat einen Tipp parat: „Nutzen Sie die Fastenzeit. Denn: Wer feiern kann, der kann auch fasten. Probieren Sie einfach mal vier Wochen keinen Alkohol zu trinken.“ Damit durchbreche man das gewohnte Trinkmuster.
Wer keine Pause machen will, sollte trotzdem Grenzwerte beachten: Generell sollten Männer höchstens 30-40 Gramm Alkohol zu sich nehmen, Frauen 20-30 Gramm. Und das an nicht mehr als drei Wochentagen.
Warum bekommt man einen Kater?
Die Symptome eines Katers – Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, Erschöpfung – sind die Folgen der Vergiftung und beruhen auf einem Flüssigkeitsmangel. Die Abbauprodukte des Alkohols fördern das Ausscheiden von Wasser über die Niere, wie Isabelle Keller von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung in Bonn erklärt. „Mit dem Wasser verliert der Körper auch Elektrolyte.“ Das sind etwa die Mineralstoffe Kalium, Natrium, Magnesium und Kalzium. Durch diesen Mangel dröhnt der Schädel.
„Ein Konterbier gegen Kater gehört allerdings in den Bereich der Mythen“, erklärt Kristina Schmidt von der BZgA. Denn mit einer erneuten Alkoholaufnahme werde der Körper nur erneut belastet und müsse noch mehr abbauen.
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