Wie konnte es dazu kommen?Raucher bekommt plötzlich eine grüne Haar-Zunge – Ärzte warnen

Rauchen und Antibiotika: Diese Kombination hat einem Mann eine grüne, haarige Zunge beschert.

Langjähriges Rauchen und Antibiotika: Diese Kombination hat einem US-Amerikaner eine grüne, haarige Zunge beschert.

Es ist ein äußerst seltener Fall, den die Ärztinnen und Ärzte in den USA dokumentiert haben: Ein langjähriger Raucher hat seit zwei Wochen eine grüne, haarige Zunge. Wie konnte es dazu kommen?

von Martin Gätke  (mg)

„Schwarze Haarzunge“ – so wird eine äußerst seltene Veränderung der Zunge bezeichnet, die tatsächlich so unappetitlich aussieht, wie sie klingt: Betroffene bekommen einen schwarzen, manchmal auch bräunlichen und haarigen Zungenbelag. Ist der Belag besonders stark, kann das gar zu Sprech- oder Schluckstörungen führen.

In den USA war ein 64-Jähriger aus Ohio ebenfalls von solch einer Haar-Zunge betroffen – allerdings war sie bei ihm giftgrün. Der Mann litt bereits seit zwei Wochen unter dieser seltenen Krankheit, bevor er ins Wright-Patterson Medical Center kam. Dort untersuchten Medizinerinnen und Mediziner den dicken grünen Teppich aus abgestorbener Haut und Bakterien, das berichtet das „New England Journal of Medicine“.

Antibiotikum und Tabak führten zur grünen Haarzunge

Der Mann gab an, langjähriger Raucher zu sein. Allerdings haben nicht Zigaretten allein zu seiner Haar-Zunge geführt, sondern eine Kombination aus Tabak und Medikamenten. Denn der Mann habe sich rund 21 Tage früher einer Parodontitis-Behandlung unterzogen – und dabei Clindamycin verabreicht bekommen, ein Antibiotikum.

Zwei Wochen vor seiner Entlassung begann sich die Farbe der Zunge zu verändern und die Ärzte dachten zunächst, der Mann leide an einer Pilzinfektion im Mund. Doch bei der Untersuchung stellten sie fest: Es hatten sich lange Papillen gebildet – ein Symptom der Haarzunge.

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Tatsächlich gehören auch Antibiotika neben Teer und anderen Medikamenten zu den Auslösern für die unangenehme Krankheit. Auch zu intensiver Gebrauch von Mundspüllösungen kann zur Haarzunge führen. Dr. Eric Karr erklärt in dem Bericht: „Zu den Risikofaktoren zählen Rauchen, Dehydrierung, schlechte Mundhygiene und die Verwendung antimikrobieller Mittel.“ Obwohl die Zungenverfärbung bei der Krankheit im Normalfall schwarz sei, seien auch „braune, gelbe oder grüne Verfärbungen möglich.“

Haarzunge: Rauchen kann Bakterienbildung im Mund steigern

Die Schwarze Haarzunge (auch „Lingua villosa nigra“) entsteht durch die Verlängerung der Papillen der Zunge in Folge einer verstärkten Hornbildung. Verfärbt wird die Zunge zum Beispiel durch bakterielle Zersetzungsprozesse. Wirklich gefährlich sei die Schwarze Haarzunge nicht – allerdings sehr unansehnlich.

Rauchen kann die Wahrscheinlichkeit einer Bakterienbildung in der Mundhöhle steigen. Antibiotika wiederum wirkt sich auf das Mikrobiom der Mundhöhle aus, also die Darmflora im Mund, sodass sich Bakterien auf der Zunge ansammeln können.

Und wie konnte dem Mann geholfen werden? Dr. Karr erklärt: „Dem Patienten wurde geraten, die Oberfläche seiner Zunge viermal täglich sanft mit einer Zahnbürste zu schrubben, und er bekam einen Rat, mit dem Rauchen aufzuhören.“ Bei der Nachuntersuchung nach sechs Monaten habe sich das Aussehen der Zunge wieder normalisiert, „obwohl der Patient weiterhin rauchte.“