Besorgniserregende Gesundheits-NewsBabyboomer leben länger, haben aber mehr gesundheitliche Probleme im Alter

Babyboomer erreichen oft ein höheres Alter als vorangegangene Generationen, haben aber auch mit mehr körperlichen Einschränkungen zu kämpfen. (Bild: iStock/Jacob Wackerhausen)

Babyboomer erreichen oft ein höheres Alter als vorangegangene Generationen, haben aber auch mit mehr körperlichen Einschränkungen zu kämpfen.

Sie leben länger, aber nicht besser: Babyboomer haben mehr chronische Krankheiten als je zuvor. Eine neue Studie deckt besorgniserregende Gesundheitsdaten auf.

Menschen, die in den späten 1940er- und 1950er-Jahren geboren wurden, haben in ihrem höheren Alter häufiger gesundheitliche Probleme als frühere Generationen. Eine Studie des University College London (UCL) zeigt, dass die Zahl chronischer Erkrankungen, Fettleibigkeit und Behinderungen in England, den USA und Europa im Laufe des 20. Jahrhunderts zugenommen hat. Das Forschungsteam untersuchte Gesundheits- und Mobilitätsdaten von mehr als 100.000 Personen über 50 Jahren, die zwischen 2004 und 2018.

Mehr chronische Krankheiten bei Babyboomern

Die Untersuchung ergab, dass Babyboomer eine eineinhalbmal höhere Wahrscheinlichkeit haben, an Krebs, Lungenkrankheiten, Herzproblemen, Diabetes oder erhöhtem Cholesterin zu leiden als ihre Vorgänger-Generationen. Trotz medizinischer Fortschritte und einem größeren Bewusstsein für eine gesunde Lebensweise ist das Risiko für chronische Erkrankungen und Behinderungen bei dieser Generationen gestiegen.

Laura Gimeno vom UCL Centre for Longitudinal Studies erklärte: „Unsere Studie bestätigt, dass Menschen zwar länger leben, aber nicht unbedingt in besserer Gesundheit.“ Sie sprach von einem „generational health drift“, einer gesundheitlichen Verschlechterung über die Generationen hinweg. In westlichen Ländern sind mittlerweile bis zu 20 Prozent der Bevölkerung über 65 Jahre alt, was steigende Anforderungen an das Gesundheits- und Sozialwesen nach sich zieht.

Regionale Unterschiede bei Erkrankungen

Während Diabetes in allen untersuchten Regionen gleichmäßig zunahm, wurden in England und Kontinentaleuropa besonders hohe Anstiege bei Krebs, Herzkrankheiten und hohem Cholesterin festgestellt. In den USA und Europa traten vermehrt Lungenkrankheiten und Bluthochdruck auf. Vor allem auf dem europäischen Kontinent war die Häufigkeit von chronischer Bronchitis oder Emphysemen fast dreimal so hoch wie in früheren Generationen.

Ein weiteres auffälliges Ergebnis: In Skandinavien ist der Body-Mass-Index (BMI) am stärksten gestiegen. In Dänemark und Schweden war die Wahrscheinlichkeit, dass Babyboomer fettleibig sind, eineinhalbmal höher als bei früher Geborenen. Einzig in Südeuropa - also Italien, Spanien und Griechenland - sind die Fettleibigkeitsraten nicht so stark angestiegen wie in anderen Regionen.

Körperliche Einschränkungen nehmen wieder zu

Die Studie deutet ebenfalls darauf hin, dass sich der Abwärtstrend bei körperlichen Einschränkungen verlangsamt oder sogar umgekehrt hat. Während frühere Generationen seltener von Bewegungseinschränkungen betroffen waren, sind Babyboomer in Großbritannien 1,5 Mal häufiger nicht in der Lage, alltägliche Aufgaben wie Waschen oder Essen selbstständig zu bewältigen, als ältere Menschen aus früheren Generationen.

Folgen für das Gesundheitswesen

Die Auswertung umfasste ärztlich diagnostizierte Krankheiten, BMI-Werte sowie objektive Messungen wie Griffstärke und Blutdruck. Die Hauptautorin der Studie, Laura Gimeno, warnte: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass später geborene Generationen mit zunehmendem Alter eine schlechtere Gesundheit haben.“ Sie befürchtet, dass steigende Fettleibigkeitsraten und chronische Erkrankungen zu einer Zunahme schwerer körperlicher Einschränkungen führen könnten. Das würde eine zunehmende Belastung für Gesundheitssysteme bedeuten.

Falls die Lebenserwartung weiter ansteigt, verbringen jüngere Generationen immer mehr Jahre in schlechter Gesundheit. Laut der Forscherin kann einer schlechteren Lebensqualität und mehr körperlichen Einschränkungen im Alter aber zumindest durch eine gute Behandlung entgegengewirkt werden. (tsch)