Das große SurrenAuf diese Blutgruppe stehen Mücken besonders

Nicht alle Menschen schmecken Mücken gleichlecker. Die Biester bevorzugen die Blutgruppe 0.

Köln – Nach den häufigen Regenfällen der vergangenen Wochen legen Mücken in vielen Regionen Deutschlands noch einmal richtig nach.

„Rund alle zwei Wochen schlüpft unter den aktuellen Bedingungen eine neue Generation“, sagt Doreen Walther, Biologin und Mückenexpertin am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (Zalf) im brandenburgischen Müncheberg.

Mücken sind besonders aggressiv

Dass Mücken besonders aggressiv erscheinen, täuscht nicht. „Für sie geht es um Arterhaltung. Mücken denken zur Zeit nur: Blut finden, Eier legen, neues Blut finden, neue Eier legen“, sagt Walther.

„Wir sind 2017 bestimmt schon bei der fünften oder sechsten Mückengeneration, sie schaffen aber sieben bis acht Generationen pro Jahr“, ergänzt sie. Besonders spürbar seien Mückenschwärme zurzeit entlang vieler Flussläufe.

Von den 28 Mückenfamilien, die in Deutschland vorkommen, stechen allerdings nur drei zu - Stechmücken, Kriebelmücken und Gnitzen – und dann auch jeweils nur die Weibchen. Sie benötigen die Proteine aus dem Blut für ihre Eibildung. Allein die Familie der Stechmücken splittet sich allerdings in 50 Arten auf.

Schutzlos ausgeliefert

Die schlechte Nachricht: Gegen den Anflug von Kriebelmücken und Gnitzen schützt gar nichts. Alle chemischen Abwehrmittel zielten auf Stechmücken, sagt Walther. Damit könne der Mensch zwar den Lockstoff Schweiß übertünchen. Nicht aber das Kohlendioxid aus der Atemluft, das Mücken noch stärker anlockt. „Und das Atmen können wir ja schlecht einstellen“, sagt Walther. Je nach Zusammensetzung des Atems und des Schweißes seien Menschen für Mücken als Blutquelle mehr oder weniger interessant.

„Daher kommt die Volksweisheit vom süßen Blut. Das gibt es natürlich nicht. Aber es stimmt, dass wir alle unterschiedlich atmen und schwitzen.“ Deshalb reiche bei einigen Menschen Waschen oder Zitronenmelisse zur Abwehr– und bei anderen helfe selbst die stärkste chemische Keule nicht.

Warum ist das so?

Das hat auch mit der Blutgruppe zu tun, auf manche Blutgruppen stehen Stechmücken einfach mehr.

Am häufigsten gestochen werden Menschen mit der Blutgruppe 0, das haben japanische Wissenschaftler erforscht. In einem Raum mit Testpersonen ließen sie asiatische Tigermücken frei und zählten anschließend, welche Blutgruppe von den Tieren am häufigsten attackiert wurde. Ergebnis: Personen mit Blutgruppe 0 wurden doppelt so häufig gestochen wie solche mit der Blutgruppe A. Auch Menschen mit Blutgruppe B mögen die Mücken lieber als solche mit A. Doch Blutgruppe 0 schmeckt den Tieren einfach am besten.

Chemisches Signal zeigt die Blutgruppe an

Auch warum die Insekten ihre Opfer nach Blutgruppen auswählen, konnten die Forscher herausfinden. Die Mücken erkennen die Blutgruppe über ein bestimmtes chemisches Signal auf der Haut. Allerdings zeigen nur 85 Prozent der Menschen dieses Signal auf der Haut auch an. Die restlichen 15 Prozent sind fein raus, sie sind für die Biester unsichtbar, ganz egal welche Blutgruppe.

Doch der Geschmack der Stechmücken richtet sich nicht nur nach den Blutgruppen. Ein weiterer wichtiger Faktor ist Kohlendioxid. Das Gas „riechen“ die Tiere schon aus weiter Entfernung. So spüren sie potenzielle Opfer auf, denn wir atmen nun mal Kohlendioxid aus. Das ist auch der Grund, warum Schwangere oft besonders fies attackiert werden, sie atmen schließlich kräftig für ihr Baby mit.

Schweiß und Körperwärme locken Mücken an

Doch auch andere Gerüche spielen eine Rolle. Für Milchsäure, Ammoniak und Fettsäuren haben Mücken eine feine Nase. Besonders lecker riechen wir nach dem Sport, schön verschwitzt und aufgeheizt (hier lesen Sie mehr). Also besser erst abduschen bevor man sich nach dem Joggen entspannt auf die Terrasse setzt. (ef)