Mythos PlauzeWie entsteht eigentlich ein Bierbauch – und wie wird man ihn wieder los?
Köln – Für den einen ist er eine Zierde, die er stolz vor sich her trägt. Der andere hält schon mal minutenlang die Luft an, damit er nicht so auffällt. Die Rede ist vom Bierbauch. Doch wo kommt er eigentlich her und viel wichtiger – wie wird man ihn wieder los?
Wir haben Experten zehn Fragen rund um die männliche Plauze gestellt.
Ein Phänomen mit vielen Namen Plauze, Wampe, Omme – der Bierbauch hört auf viele Namen. Jüngst ist der englische Begriff „Dadbod“ (eine Mischung aus Dad und Body) dazu gekommen, also der Papakörper.
Rund bedeutet nicht unbedingt gesund Schön oder nicht schön, das ist längst nicht die einzige Frage, die sich Bierbauch-Besitzer stellen sollten. Der kann nämlich zu einem echten gesundheitlichen Problem werden. Im Inneren des Bauchraums kann sich Fett ansammeln und sich an und zwischen den Organen anlagern. In diesem Fall würde das Risiko für Herzerkrankungen oder Diabetes steigen.
Der Bierbauch kommt gar nicht zwingend vom Bier Wer hätte das gedacht! Mit Bier hat er gar nicht unbedingt was zu tun. „Der Bierbauch kommt natürlich daher, dass man zu viele Kalorien zu sich nimmt und zu wenig verbrennt“, sagt Prof. Andreas Fritsche vom Lehrstuhl für Ernährungsmedizin und Prävention an der Universität Tübingen. Zugegeben, Bier kann die Plauze formen, muss aber nicht unbedingt der Hauptverursacher sein. Neben Fett ist Alkohol eines der Lebensmittel mit den meisten Kalorien - und kann zumindest dazu beitragen, dass man einen Bierbauch bekommt. Prof. Richard Raedsch vom Berufsverband Deutscher Internisten: „Der typische Mensch mit einem Bierbauch trinkt gerne Bier, isst aber auch sehr gerne.“
Reine Männersache? Das klassische Plauzen-Modell wird vor allem von Männern getragen. Woran das liegt? Die Herren der Schöpfung sind meist vom Fettverteilungstyp Apfel, während sich das Fett bei Frauen eher birnenförmig verteilt - also an Oberschenkeln und Po.
Gene und Hormone sind schuld Welcher Fettverteilungstyp man ist, entscheidet aber nicht das Geschlecht allein. Gene spielen ebenfalls eine Rolle. Deshalb gibt es auch (wenige) Frauen, die zum Bierbauch neigen –Männer die eher an Oberschenkel und Po zulegen gibt es ebenfalls.
Fettes Ding Hauptbestandteil der Hopfen-Wampe ist natürlich Fett. Allerdings ist Fett noch lange nicht gleich Fett. Es gibt das subkutane Fett, das sich direkt unter der Haut anlagert. Und das viszerale, das sich tief im Inneren des Bauchraums sammelt.
Der gefährliche Bierbauch Das viszerale Fett sendet bestimmte Hormone aus. Raedsch: „Die tragen zu einer Appetitsteigerung bei, man isst mehr und die Fettablagerung nimmt noch zu - ein Teufelskreis.“ Prof. Matthias Blüher, Adipositas- und Fettgewebeforscher der Universität Leipzig ergänzt: „Das viszerale Bauchfett sendet Entzündungsstoffe aus, die die Blutgefäße schädigen, Fettstoffwechselstörungen begünstigen und zu Diabetes beitragen können.“ Außerdem bildet es Stoffwechselprodukte wie Fettsäuren, die direkt und unverdünnt in der Leber landen. Dadurch speichere die Leber zu viel Fett und werde unter Umständen insulinresistent, sagt Blüher. Zudem steigert das viszerale Bauchfett etwa das Herzinfarktrisiko und die Gefahr koronarer Herzerkrankungen.
Die eigene Wampe richtig einordnen Ist der eigene Bauchumfang schon gefährlich oder einfach nur auffällig? Ein erstes Indiz ist natürlich Übergewicht. Ein hoher Body-Mass-Index (BMI) allein sagt allerdings noch nichts über die Fettverteilung oder viszerales Fett aus. Wichtiger sei die Waist-to-hip-ratio, also das Verhältnis zwischen Taillen- und Hüftumfang. Bei Frauen sollte die Taille schmaler als die Hüfte sein, bei Männern sollte beides etwa den gleichen Umfang haben.
Die Stichprobe Ein weiteres Anzeichen: „Der typische Bierbauch mit viszeralem Fett wölbt sich prall wie ein Fußball und hängt wenig“, sagt Blüher. Fritsche: „Wenn man mit dem Finger reinpiekst und der Bauch prall-elastisch wirkt oder man zwischen Daumen und Zeigefinger keine Hautfalte zu fassen bekommt, ist das ein Indiz für viszerales Fett.“ Endgültig klären lässt sich das aber nur durch Verfahren wie Kernspintomographie oder Computertomographie.
Absaugen bringt nichts Irgendwie hatte man es sich schon gedacht: Einfach Fett absaugen lassen hilft nicht. „Nur subkutanes Fett kann abgesaugt werden“, erklärt Fritsche. Wer den Bierbauch loswerden will, muss seinen Lebensstil ändern, weniger und gesünder essen. Wer dies tut, muss oft nur wenig Gewicht verlieren, um das viszerale Fett schmelzen zu lassen. Selbstkasteiung und Hungern müssen nicht sein. Raedsch empfiehlt stattdessen, sich dreimal pro Woche zu bewegen: etwa beim Schwimmen oder schnellen Spazierengehen.
(dpa,jto)
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