Liebe geht echt durch den MagenBesserer Sex dank der richtigen Lebensmittel
Köln – Liebe geht durch den Magen, sagt ein altes Sprichwort. Aber gibt es Lebensmittel, die uns buchstäblich verführen? Obst und Gemüse, das schlaffe Glieder aufrichtet?
Pflanzen, die luststeigernd wirken? Kräuterkundlerin Elvira Grudzielski ist überzeugt: „Der Griff ins Kräuterregal kann genauso viel bewirken wie die kleinen blauen Pillen.“
Schon der Urgroßvater der 69-Jährigen, Otto Liebmann, reiste als eine Art Medizinmann durch die Lande bis nach Österreich. Im Gepäck hatte er getrocknete Kräuter, Pflanzen und Heilmittel aus dem Thüringer Wald.
Minze ist ein natürliches Aphrodisiakum
Für ihr Buch „Sinnliche Rezepte für schöne Stunden“ beschäftigte sich Grudzielski mit Volksglauben und Botanik bis hin zu antiken Vorbildern. Denn in allen Kulturen wurden und werden Kräutern, Gewürzen oder Speisen erotisierende Wirkung zugeschrieben.
„Es sind natürliche Potenzmittel“, meint die Autorin.
So ließ Liebesgöttin Aphrodite vor einem Gastmahl die Tische mit frischer Minze einreiben, um ein entspanntes, beschwingtes Miteinander zu fördern.
Lesen Sie hier: Liebe und Lust – Kölner Therapeut erklärt, warum Sex im Alter besser ist.
Plinius der Ältere (23/24-79 n. Chr.), Verfasser der Enzyklopädie „Naturalis historia“, behauptete: Fenchel, in Essig eingelegt und verspeist, führe zu vermehrter Samenbildung: „Es wirkt sich besonders günstig auf die Geschlechtsorgane aus.“
Muskat sorgt für Entspannung vor dem Sex
Die Spitzenreiterin der modernen Liebesküche der Kräuterfrau ist aber ein Exot – die Ananas. „Sie wurde schon von den alten Ägyptern als Heilmittel angewendet“, betont Grudzielski.
Das Gesamtpaket der Wirkstoffe sorge für dieselben Glücksgefühle, als wenn wir in die Sonne gehen. Und dafür, dass wir uns in unserem Körper gut fühlen – nachweislich eine der wichtigsten Voraussetzungen für erfüllte Lust. Auch auf eine Prise Muskatnuss schwört sie, gegen Bauchkrämpfe, und um vor dem Liebesakt locker zu werden.
Aphrodisierende Lebensmittel in der Wissenschaft umstritten
Doch was sagt die auf wissenschaftlichen Studien basierende Forschung?„Weltweit gibt es sicher mehrere Hundert Gewächse, denen eine aphrodisierende Wirkung nachgesagt wird“, so Johannes G. Mayer, Leiter der Forschungsgruppe Klostermedizin an der Universität Würzburg.
In Deutschland wären es verhältnismäßig wenige im Vergleich zu China oder Südamerika. „Wir befinden uns hier aber immer im Bereich der Spekulation, des Glaubens und überlieferten Volkswissens“, betont Mayer.
„Der wissenschaftliche Beweis für die Wirkung ist bislang nicht erbracht.“ Dabei klopften schon im Mittelalter Männlein wie Weiblein an die Klosterpforte, um nach Stärkung aus dem Garten zu fragen.
Mystikerin Hildegard von Bingen warnte vor „Liebeszauber“ durch Arnika und Benediktinerkraut. Im „Macer floridus“, dem Standardwerk der Kräuterheilkunde aus dem 11. Jahrhundert, wird Brennnessel als luststeigernd beschrieben, am besten mit Honig und Pfeffer vermischt, in Wein getrunken.
Glaube an potenzsteigernde Kraft der Kräuter
Auch die Idee, aus der Gestalt einer Pflanze oder Blüte auf luststeigernde Wirkung schließen zu können, war in der Volksmedizin beliebt. „Dahinter steckt die Lehre von den Signaturen“, erklärt Medizinhistoriker Meyer.
„Danach hat der Schöpfergott den Pflanzen ihre Eigenschaften gleichsam eingeschrieben.“ Da kommen der Spargel ebenso wie die Karotte ins Spiel. Zu belegen ist der Erotik-Effekt nicht.
Allein der Glaube an die Kraft eines Krauts kann aber beflügeln, vor allem, wenn andere Sorgen, Versagensängste den Liebesgenuss hemmen. Das bestätigt nicht nur uraltes Erfahrungswissen, sondern auch die moderne Potenzforschung. Nur spricht man da – ganz unromantisch – vom Placebo-Effekt.
Mehr Testosteron durch Haferflocken
Prof. Frank Sommer (51) ist Präsident der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit.
Ist Essen wichtig für Sex und Liebeslust?
Frank Sommer: Ja, in mehrfacher Hinsicht. Zu jedem guten Date gehört ein gemeinsames Essen. Um zu kommunizieren, Vertrauen zu schaffen. Da kommt es weniger auf den Speiseplan an. Und: Es ist sowohl für Frauen als auch für Männer wichtig, dass Blut in die für den Liebesakt wichtigen Organe fließt.
Was hilft dabei? Es gibt eine Reihe nachweislich günstiger Stoffe, vor allem Eiweiße. Etwa Arginin in Nüssen (200 g pro Tag) und fettem Fisch (Thunfisch, Lachs), Wassermelonen, besonders die weiße Rinde und die Kerne, sowie Gurke und Zucchini liefern Citrullin. Sogenannte Flavonoide, z.B. in Ananas und Erdbeeren, sind wichtig fürs Gewebe, die „Infrastruktur“. Eine Geheimwaffe sind Haferflocken. In ihnen stecken Avenacoside, die für mehr biologisch aktives Testosteron sorgen – bei Mann und Frau.
Was ist mit Austern? Sie enthalten viel Zink, das ist gut für die Libido, weil es die Testosteronproduktion anregt.
... und Alkohol? Hilft in Maßen manchem lockerer zu werden, Hemmungen abzulegen, ansonsten: absolut kontra-produktiv. Man wird müde wie durch zu viel Essen. Richtig reinhauen ist ein ungünstiger Start in den romantischen Abend.