Sie haben die Größe eines Tic Tac, hinterlassen weniger Müll und sollen gesünder als die herkömmliche Zahnpasta sein: Zahnputztabs. Doch sind die Tabletten wirklich so viel besser?
Zahnpasta adéSind diese Tabs die Zukunft für unsere Zahnpflege?
Zahnpasta auf die Bürste geben, Wasser drüber und ab in den Mund damit. Diese Routine im Badezimmer von Millionen Menschen wird durch Alternativprodukte infrage gestellt: sogenannte Zahnputztabs.
Sie sehen aus wie Tabletten, sind aber nicht zum Schlucken gedacht, sondern müssen kurz zerkaut werden. Mit Spucke entsteht im Mund ein cremiges Gemisch, mit dem man sich dann die Zähne putzt. Solche Tabs waren zunächst oft eher in Bio- und Unverpacktläden zu finden, inzwischen aber auch in einigen Drogerien und Supermärkten. Hinzu kommen Anbieter im Internet.
Gehört Zahnpasta der Vergangenheit an?
Die Tabs sind zum Beispiel in Tütchen oder wiederverwendbaren Behältern verpackt. Das können Kaufanreize sein für Menschen, die auf Plastikverpackungen verzichten oder zumindest weniger davon verbrauchen wollen. Tabs gelten zudem als praktisch auf Reisen, weil nichts auslaufen kann und man kleinere Mengen einpacken kann.
Manche Unternehmen stellen ihre Tabs zudem als gesundheitlich vorteilhaft dar – beziehungsweise herkömmliche Zahnpasta als potenziell ungesund. Sie werben zum Beispiel damit, dass sie gewisse Substanzen weglassen.
Teilweise kritisieren sie Fluorid, der für die Karies-Vorsorge wichtige Stoff in vielen Zahncremes. Teils werden noch andere Inhaltsstoffe als Problem bezeichnet – etwa solche, die dafür verantwortlich sind, wie Zahnpasta schäumt, aussieht, schmeckt.
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Nachdem bis vor Kurzem noch möglichst viele verschiedene Zahnpasta-Wirkungen mit immer mehr Wirkstoffen gefragt gewesen seien, habe sich der Trend in der Diskussion um Nachhaltigkeit und Klimaschutz völlig gewandelt, sagt der Leiter des Departments für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde an der Universität Witten/Herdecke, Stefan Zimmer: „Die Produkte sollen nun möglichst pur sein.“ Also möglichst wenig Inhaltsstoffe aufweisen.
Gesundheitliche Bedenken laut BfR nicht existent
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) teilt auf Anfrage mit, dass es „keine Hinweise“ darauf habe, dass Inhaltsstoffe von Zahnpasta in toxikologisch bedenklichen Mengen aufgenommen würden. Generell müsse jeder Inhaltsstoff eines kosmetischen Mittels sowie das Fertigprodukt eine gesetzlich vorgeschrieben Sicherheitsbewertung durchlaufen, bevor sie in den Verkehr gebracht werde.„Der Hersteller/Inverkehrbringer haftet für die gesundheitliche Unbedenklichkeit der Produkte“, erklärt das BfR.
Insbesondere zu Fluorid kursieren seit langer Zeit Falschangaben und abstruse Behauptungen. „Ich bin seit 35 Jahren Zahnarzt und es hat sich in der Zeit nichts daran geändert, dass manche Patientengruppen Vorbehalte gegen Fluorid haben“, sagt Zimmer.
Nicht nur er, auch andere Fachleute betonen, dass das Spurenelement nicht schädlich sei – jedenfalls nicht in den niedrigen Dosierungen, die in Zahnpasta enthalten sind.
„Ökotest“ spricht Klartext über angebliche Vergiftung mit Fluorid
Das Magazin „Ökotest“ berichtete im Sommer, ein Erwachsener müsse für eine akute Vergiftung mit Symptomen zwei bis drei Zahnpastatuben schlucken, sterben würde man erst beim Verspeisen des Inhalts von 33 bis 67 Tuben. Fluorid ist auch keineswegs zu verwechseln mit dem giftigen Gas Fluor.
Die Verbreitung fluoridhaltiger Zahnpasta hat laut Bundeszahnärztekammer zu einem sehr deutlichen Rückgang von Karies bei Kindern und Jugendlichen geführt. Es trage dazu bei, die Zähne widerstandsfähiger zu machen. „Die Hauptwirkung beim Zähneputzen ist die Fluoridwirkung“, sagt Zimmer. Es sei ein Irrglaube, dass das Bürsten allein vor Karies schütze.
Die mechanische Reinigung sei trotzdem nicht überflüssig: Sie sei wichtig gegen Parodontitis, eine bakterielle Entzündung des Zahnhalteapparates, und unterstütze die Wirksamkeit des Fluorids gegen Karies.
Fluoride sind ausschlaggebend beim Zähneputzen
Ob man sich mit Zahnpasta oder Tab die Zähne putzt, ist laut Bundeszahnärztekammer egal, solange genug von dieser Substanz drinsteckt: „Zahnputztabletten können eine Alternative zur klassischen Zahnpasta sein, wenn der Inhalt stimmt, d.h. sie müssen ausreichend Fluoride enthalten.“ Aber wie viel ist ausreichend? Da wird es komplizierter.
Tabs und Zahnpasta können zwar laut Angabe auf der Packung die gleiche Fluorid-Konzentration enthalten, meistens 1450 ppm. Das heißt laut Zimmer aber nicht, dass gleich viel davon im Mund landet. Er gibt ein Rechenbeispiel: Bei einem Hersteller wiege ein Tab nur etwa 0,3 Gramm. Von Zahnpasta hingegen verwende man je nach Größe des Bürstenkopfes 1 bis 1,5 Gramm. „Deshalb kann man nicht davon ausgehen, dass eine Zahnputztablette mit Fluorid die gleiche Wirksamkeit wie Zahnpasta entfaltet.“ Die Datenlage zu Tabs bewertet er generell als schlecht.
Manche Hersteller von fluoridfreien Zahncremes und Tabs nutzen stattdessen Austauschstoffe wie das Mineral Hydroxylapatit (HAP). Es sei nach bisherigem Forschungsstand jedoch „keine wirksame Alternative“ bei der Kariesprophylaxe, stellt die Bundeszahnärztekammer klar.
Wenn in Tabs und Zahnpasta noch weitere Inhaltsstoffe weggelassen werden, wie etwa antibakterielles Zink, Stoffe gegen Mundgeruch, Plaque und Weißmacher, so müsse man natürlich auf diese Wirkungen verzichten, sagt Zimmer.
Einige weitere Substanzen, die teils als problematisch dargestellt werden, hätten Zahnpasta-Hersteller selbst häufig schon vorsorglich aus ihren Produkten entfernt – nur wegen Vermutungen oder Diskussionen darum. Kinderzahnpasta sollte laut BfR jedoch kein Zink enthalten. Am Preis lässt sich gute Zahnpflege laut Bundeszahnärztekammer nicht erkennen. Es schnitten zum Beispiel immer wieder günstige Zahncremes in Tests gut ab. „Dass Fluorid enthalten ist, ist das A und O.“ (dpa)