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Was für eine SensationKompletter menschlicher Embryo im Labor gezüchtet – ohne Eizelle und Sperma

Israelischen Forschenden ist es gelungen, einen menschlichen Embryo heranreifen zu lassen, der von einem natürlich gewachsenen, 14 Tage alten Embyro kaum zu unterscheiden ist. Das Foto zeigt die Zellen, die eine Plazenta (rosa), einen Dottersack (gelb) sowie die innerste Haut der Fruchtblase bildeten, das den Embryo während der Schwangerschaft umgibt (blau).

Israelischen Forschenden ist es gelungen, einen menschlichen Embryo heranreifen zu lassen, der von einem natürlich gewachsenen, 14 Tage alten Embyro kaum zu unterscheiden ist. Das Foto zeigt die Zellen, die eine Plazenta (rosa), einen Dottersack (gelb) sowie die innerste Haut der Fruchtblase bildeten, das den Embryo während der Schwangerschaft umgibt (blau).

Israelischen Forschenden ist es gelungen, einen menschlichen Embryo heranreifen zu lassen, der vom natürlich gewachsenen kaum zu unterscheiden ist. Ohne Eizellen, ohne Sperma.

von Martin Gätke  (mg)

Es ist eine wissenschaftliche Sensation auf einem Gebiet, das sowohl sehr aussichtsreich als auch ethisch sensibel ist: Einem Forscherteam aus Israel ist es gelungen, aus Stammzellen einen menschlichen Embryo heranreifen zu lassen – gezüchtet im Labor, ohne Eizellen oder Sperma.

Das „Embryomodell“, das man hergestellt habe, sei einem etwa 14 Tage alten menschlichen Embryo im Mutterleib sehr ähnlich, teilen die Forschenden mit. Es sei ohne Gebärmutter gewachsen.

Wissenschaft: Forscherteam züchtet Embryo im Labor

In einem Aufsatz in der Fachzeitschrift „Nature“ beschreibt das Team, wie die Sensation gelingen konnte: Man habe Stammzellen genutzt, die sie in einen sehr frühen Zustand versetzten, den sogenannten naiven Zustand. In diesem seien die Zellen in der Lage, sich zu jeder Form von Zelle weiterzuentwickeln.

Aus anfangs etwa 120 Zellen, ein Haufen unorganisierter menschlicher Stammzellen, bildeten sich im Laufe weniger Tage spontan 2500 Zellen und ein Gebilde, das etwa einen halben Millimeter groß ist. Es stellt einen vollständigen menschlichen Embryo dar. Der Stammzellforscher Jacob Hanna, der es in einem Labor am Weizmann Institut in Israel züchtete, nennt es „Synthetisches Embryo-Modell“ (SEM). Es sei einem 14 Tage alten menschlichen Embryo „frappierend ähnlich“.

Der Laborkeim habe erstmals all jene Strukturen, die ein menschlicher Embryo haben sollte: Die Zellen wurden so behandelt, dass sie zum Beispiel eine Plazenta oder einen Dottersack bilde.

Entstehen nun Klone wie in Science-Fiction-Filmen?

Die Stammzellforschung betritt mit diesem Schritt ein aussichtsreiches Terrain, weil er viele medizinische Anwendungsmöglichkeiten eröffnen könnte. Bisher könne man die ersten Wochen der Entwicklung eines Embryos kaum erforschen, teilt das Institut weiter mit, aus ethischen und technischen Gründen.

Der erste Monat sei „eine Blackbox“, wird Hanna zitiert. „Unser aus Stammzellen gewonnenes menschliches Embryomodell bietet eine ethische und zugängliche Möglichkeit, in diese Schublade zu blicken.“ Es ahme die Entwicklung eines echten menschlichen Embryos genau nach, insbesondere die „Entstehung seiner äußerst feinen Architektur“.

Und nun: Entstehen bald zahlreiche Klone wie in Science-Fiction-Filmen? Hanna erklärt gegenüber dem „Tagesspiegel“, dass das Ziel seiner und anderer Labors nicht das Züchten künstlicher Menschen oder von Klonen wie bei „Star Wars“ sei. Es gehe in erster Linie darum, die frühe Embryonalentwicklung des Menschen studieren zu können.

Denn darüber sei eben wenig bekannt. Dabei seien die Anfangsstadien für die späte Entwicklung von entscheidender Bedeutung. „Das Drama spielt sich im ersten Monat ab“, so Hanna, in der übrigen Schwangerschaft wachse der Embryo nur noch. Solche Embryomodelle böten „eine ethische und zugängliche Möglichkeit, einen Blick in diese Entwicklungsphase zu werfen“.