Tripper, Syphilis und Co.Was Sie über Sexkrankheiten wissen sollten
Köln – Nein, klicken Sie jetzt nicht einfach weiter! Dieses Thema ist wichtig, auch wenn's unangenehm ist.
Sexuell übertragbare Krankheiten gehören nach wie vor zu den Tabuzonen der Medizin – verschwiegen, verdrängt, unterschätzt.
Dr. Katrin Baumhauer, Leiterin des Fachdienstes für sexuell übertragbare Infektionen und sexuelle Gesundheit beim Gesundheitsamt Köln:
Fälle von Geschlechtskrankheiten nehmen zu
Aber: Einige STI (= Abkürzung für Sexually Transmitted Infections) nehmen stark zu, falsche Scheu ist – genauso wie Überreagieren – fehl am Platz.
Oft sind die Symptome unspezifisch, sie bleiben lange unerkannt. Was jeder wissen sollte, wie wir uns schützen – ein unaufgeregter Überblick.
Tripper
Auch Gonorrhoe genannt, ist – wie Clamydien – eine der häufigsten STI. Bakterielle Schleimhaut-Infektion, die v. a. Harnröhre, Gebärmutterhals, aber auch Enddarm, Rachen, Augen betreffen kann. 2 bis 6 Tage nach Ansteckung kann eitriger Ausfluss, Brennen, Schmerzen beim Wasserlassen auftreten. Infektion bleibt oft symptomlos, v. a. bei Frauen. Kann unbehandelt zu Infertilität führen.
Übertragung: Direkter Schleimhautkontakt beim Geschlechtsverkehr, auch oral und anal. Diagnose: Schleimhaut-Abstrich, Urinprobe bei Männern
Behandlung: Antibiotika-Therapie.
Problem: Es wirkt oft nur noch ein einziges Antibiotikum! Partner müssen unbedingt mitbehandelt werden.
Vorbeugung: Kondome
Chlamydien
Schleimhautgebundene Bakterien, die Infektionen in Harnröhre, Gebärmutter, Eileiter hervorrufen. Neben Tripper eine der häufigsten STI. Folgen sind Verwachsungen, die bei Frauen und Männern zu Unfruchtbarkeit führen können. Häufig symptomlos, kann aber zu Unterbauchschmerzen bei Frauen, Jucken und Brennen sowie Schmerzen beim Wasserlassen führen.
Übertragung: Geschlechtsverkehr
Diagnose: Test mit Schleimhautabstrich oder Urinprobe
Behandlung: Antibiotika, der Partner wird mitbehandelt
Vorbeugung: Kondome. Frauen bis 25 erhalten 1 x jährlich einen Check auf Kassen-Kosten
HPV (Feigwarzen)
Das HP-Virus (Humane Papillom Virus) löst schmerzlose Genitalwarzen innen und außen an den Geschlechtsteilen, am After, im Enddarm aus. Der chronische Befall mit bestimmten Virus-Typen kann zu Gebärmutterhalskrebs führen.
Übertragung: Geschlechtsverkehr, Schmierinfektionen
Diagnose: Optische ärztliche Begutachtung, PAP-Abstrich, Labortest
Behandlung: Tinkturen, Salben oder operative Entfernung der Genitalwarzen und Krebsvorstufen, z.B. mit Laser.
Vorbeugung: Sex mit Kondom. HPV-Schutzimpfung vor dem ersten Sex – für Mädchen und Jungen von 9 bis 14 Jahren zahlt die Krankenkasse.
Syphilis
Bakterielle Infektion. Die Neuerkrankungsrate hat sich drastisch erhöht, v. a. bei Männern, die Sex mit Männern haben, die Zahlen steigen aber auch bei Heteros. "Die Infektion ist aus dem Gedächtnis verschwunden, ist aber derzeit auf einem Höhepunkt", so die Expertin.
Symptome: Schmerzlose Hautausschläge/Geschwüre an Extremitäten, im Genitalbereich, geschwollene Lymphknoten. 10, 15 Jahre später drohen Spätschäden am zentralen Nervensystem. Auch Ärzte denken oft nicht an diese Infektions-Option.
Übertragung: Vaginaler, analer, oraler Sex
Diagnose: Kontrolle der Haut auf Ausschläge & Pusteln, Bluttest beim Arzt
Behandlung: Antibiotika. Partner der letzten 3 Monate müssen mit behandelt werden.
Vorbeugung: Kondome, aber nur bedingt. Bei Hautveränderungen nach dem Sex zum Arzt!
Genitalherpes
Durch Viren bilden sich schmerzhafte Geschwüre im Intimbereich, am After, Mund, die leicht aufplatzen, ggf. tritt Juckreiz auf.
Übertragung: Kontakt mit frischen Herpes-Bläschen (die Viren liegen in der Flüssigkeit der Bläschen). Riskant ist Sex, auch Oralsex. Kontakte der letzten 4 Wochen können betroffen sein.
Diagnose: Haut-Begutachtung
Behandlung: Meist verschwinden die Bläschen von selbst. Medikamente können verabreicht werden. Der Virus bleibt im Körper, kann wieder ausbrechen.
Vorbeugung: Direkte Berührung mit infizierter Haut meiden. In dieser Zeit kein Sex!
Hepatitis B und C
Hepatitis B: Infektion der Leber. In 50 % der Fälle verrät sie eine vorübergehende Gelbsucht. Kann ausheilen. Neu ist, dass auch Hepatitis C zu den STI gezählt wird.
Übertragung: Geschlechtsverkehr für Hepatitis B; Hepatitis C durch Blutaustausch z. B. bei Analverkehr, beim gemeinsamen Kokainkonsum (gleiches Röhrchen zum Schnupfen auf Sexpartys)
Diagnose: Bluttest auf Viren oder Antikörper
Vorbeugung: Kombi-Impfung für Hepatitis A und B (v. a. vor Auslandsreisen empfohlen), für C gibt es derzeit keine Impfung.
HIV/AIDS
Infektion mit dem HI-Virus, die unbehandelt zu Immunschwäche und Tod führt. Neuinfektions-Statistik ist in Deutschland stabil, es gibt eine hohe Zahl an "Late Presenters", Menschen, die schon lange HIV-infiziert sind, es aber nicht wissen. Viele Ärzte haben Scheu, z. B. beim Feststellen von Gürtelrose (kann Anzeichen sein) zur Sicherheit HIV-Test zu empfehlen.
Übertragung: Ungeschützter Sex, Blut-zu-Blut-Kontakt. Küssen ist kein Problem.
Diagnose: Mit einem Standard-Labortest kann die Infektion schon 6 Wochen nach dem letzten Risikokontakt ausgeschlossen werden. Der "HIV-Schnelltest" kann das nach 12 Wochen. "Schnell" ist daran nur, dass das Ergebnis nach kurzer Wartezeit vorliegt. Die 12 Wochen-Frist gilt auch für den neuen HIV-Heimtest.
Behandlung: lebenslang einzunehmende Medikamente, die die Viruslast so reduzieren, dass sogar ungeschützter Verkehr möglich ist.
Vorbeugung: Safer Sex
Alte Last, neue Last
Manchmal gibt es auch gute Nachrichten: Filzläuse, früher ein häufiges Thema, kommen in der Praxis so gut wie gar nicht mehr vor. "Vermutlich weil sich die meisten Menschen heute rasieren", so Dr. Katrin Baumhauer. Neu unter den sexuell übertragbaren Krankheiten wird aber Skabies (Krätze) geführt. Die Milben (Foto) verursacht starken Juckreiz.
Übertragung: Hautkontakt
Diagnose: Juckende punktförmige Rötungen an Händen, Füßen, Bauch und
Sexualorganen Behandlung: Spezial-Lotion und Hygienemaßnahmen
Vorbeugung: Hautkontakt vermeiden