Botox gibt es auch vegan! Wir haben den Trend genauer unter die Lupe genommen und wagen sogar den Selbsttest.
Veganes BotoxWirkt das wirklich? Wir haben den Test gemacht
Strahlende, frische, jugendliche Haut – das wünschen sich viele. Und dafür greifen manche auch ganz schön tief in die Tasche. Beautybehandlungen mit Botox & Co. boomen – es kommen immer neue Trends hinzu, die die Schönheit „unterstützen“ sollen.
Mittlerweile gibt es sogar veganes Botox. Was das ist? Wir haben diesen und andere Trends mal unter die Lupe genommen – und einen Selbsttest gewagt.
Botox, aber bitte vegan!
„Bisher benötigten die Hersteller von Botulinumtoxinen (Fachbegriff für Botox) tierische Proteine als Stabilisatoren“, erklärt uns Dr. Afschin Fatemi, Facharzt für Dermatologie und Spezialist für ästhetische Hautbehandlungen bei unserem Besuch in seiner Klinik in Düsseldorf.
Die Nervengift-Präparate in Pulverform, die die Muskelfunktion hemmen und so Falten beseitigen und vorbeugen, mussten vor der Behandlung mit Flüssigkeit angemischt werden. Botox wird nicht synthetisch hergestellt, sondern von lebenden Bakterien produziert, die brauchten bisher aber Stabilisatoren – und die werden schon mal aus Hahnenkämmen etc. gewonnen.
All das fällt beim veganen Botox weg. „Das ist nicht nur flüssig und damit gebrauchsfertig, es kommt auch ohne tierische Proteine als Stabilisatoren aus.“
Veganes Botox: Ein Selbsttest
Ich bin neugierig, wage den Selbsttest. Dr. Fatemi spritzt mir das Nervengift gezielt in die Stirn, behandelt meine Zornesfalte, die zum Glück noch nicht so ausgeprägt ist. Erschreckend: Schon mit Ende 20 hat meine Stirn bereits Fältchen, gegen die Dr. Fatemi mit Botox nichts mehr tun kann. Ich ziehe meine Stirn einfach zu oft hoch.
Schmerzhaft sind die Einstiche nicht, es ziept, nach wenigen Minuten ist’s vorbei. Am Tag nach der Behandlung soll ich auf Alkohol, Sport und Sauna verzichten und die Stirn nicht massieren. Nach einigen Tagen spüre ich, dass es mir schwerer fällt, die Stirn zu runzeln. Glatter sieht sie auch aus.
Zwei Wochen nach der Behandlung hat das Nervengift seine endgültige Wirkung entfaltet. Wenn ich jetzt die Stirn runzele, sieht man nur noch winzige Fältchen. Die Augenbrauen kann ich weiterhin normal hochziehen. Mimik habe ich noch. Aber: Wenn ich böse gucke, entsteht tatsächlich gar keine Zornesfalte mehr. Das Ergebnis ist noch natürlich, man sieht auf den ersten Blick auf keinen Fall, dass etwas gemacht wurde.
Botox hilft nicht nur gegen Falten
Genutzt wird auch das vegane Botox vor allem, um Falten auf der Stirn und an den Augen zu mildern oder ihnen vorzubeugen. Die so genannten Krähenfüße sind ein weiteres beliebtes Anwendungsgebiet. Da zucke ich zurück, ich lache viel, die Augen lachen mit, das würde zu stark auffallen.
Durch die Botox-Behandlung wird die Muskelfunktion an der behandelten Stelle geschwächt, die Bewegung gehemmt. Die Haut wird gestrafft, Falten können nicht entstehen oder werden nicht tiefer. „Auch gegen Migräne und vermehrtes Schwitzen können Botoxinjektionen helfen“, erklärt der Experte.
Ab wann es Sinn macht, sich mit Botox behandeln zu lassen, hängt u. a. davon ab, wie aktiv die Mimik ist, erklärt Afschin Fatemi. Menschen, die „viel mit dem Gesicht sprechen“, neigen schneller zu Falten. In der Regel hält die Wirkung des normalen Botox ca. drei bis vier Monate, der Hersteller der veganen Variante spricht von bis zu sechs Monaten Wirkung, so lange wie das normale Botox hält es auf jeden Fall. Zwei bis vier Behandlungen im Jahr braucht man schon für den gewünschten Effekt. Das geht ins Geld. Eine Behandlung kostet zwischen 200 und 400 Euro, veganes oder normales Botox macht preislich keinen Unterschied.
Botox-Behandlungen sind nicht risikofrei
Behandlungen mit Spritzen sind natürlich auch immer risikobehaftet. „Unmittelbar nach der Behandlung kann es zu Rötungen, leichten Schwellungen oder blauen Flecken kommen“, erklärt Fatemi. Außerdem seien Infektionen, Asymmetrien und ein hängendes Lid möglich, bei richtiger Anwendung passiert das aber äußerst selten.
Wer Botox kritisch gegenübersteht, für den ist natürlich auch die vegane Variante nichts. Aber für alle, die einer Behandlung mit dem Nervengift nicht abgeneigt sind, ist das neue Botox eine tierfreundliche Alternative, die sich mit besserem Gewissen nutzen lässt.
Sanfte Behandlungen statt großer OPs
„Seit Beginn der Pandemie und durch das Tragen von Masken achten mehr Menschen verstärkt auf die Augenpartie“, sagt Dr. Afschin Fatemi. Lidstraffungen seien derzeit beliebter denn je. Aber auch hautstraffende Behandlungen ohne OP sind im Trend. Es geht weg von der großen OP, hin zu kleineren Behandlungen.
„Da gibt es verschiedene Methoden, z. B. CO2-Laser, Ultherapy oder Radiofrequenztherapie“, so der Experte. Beim CO2-Lasern werden z.B. weniger Mikro-Wunden als beim herkömmlichen Lasern verursacht. Ultherapy ist eine Liftingmethode ohne Schneiden, nur mit Ultraschall. Und bei der Radiofrequenztherapie werden Radiowellen an die Haut abgegeben, die die Zellerneuerung und die hauteigene Kollagenproduktion anregen. Damit könne man das Hautbild verbessern und auch Narben und Dehnungsstreifen behandeln.
In den sozialen Medien gerade der Hit, weil man es einfach zu Hause machen kann: Faceyoga mit Gua-Sha-Steinen. Die sollen den Lymphfluss anregen, die Gesichtsmuskulatur im Gesicht trainieren, wodurch die Haut straffer wirken soll. Dr. Fatemi warnt: „Mit Faceyoga sein Gesicht wirklich zu straffen, geht nicht. Zwar ist jede Art von Sport erst einmal gut, steigert die Durchblutung. Aber eine zu starke muskuläre Aktivität kann die Faltenbildung sogar fördern.“