In anderen Ländern ist das Verspeisen von Insekten bereits lange etabliert. Auch in Deutschland gibt es mehrere Start-ups, die ihre Mitmenschen dazu animieren wollen, mehr Insekten zu essen – denn das bringt viele Vorteile mit sich, da Insekten nicht nur gesund, sondern auch nachhaltig sind.
Insekten als unschlagbares NahrungsmittelWarum Insekten zu essen so viele Vorteile mit sich bringt
Erkelenz. Die Mutprobe war programmiert: Die Freunde Finn Bußberg und Kai Funada Classen reisten vor dem Schulabschluss durch Asien. Es war nur eine Frage der Zeit, bis ihnen ein Straßenverkäufer Snacks aus irgendwas mit sechs Beinen anbot.
„Keine Ahnung, was das war. Aber wir haben es gegessen“, erinnert sich Finn Bußberg. Die Neugier war größer als der Ekel was dann folgte, könnte man Faszination nennen. Die Schüler befassten sich nach ihrer Rückkehr mit dem Thema Ernährung der Zukunft und stießen auf die offizielle Empfehlung der Vereinten Nationen, mehr essbare Insekten zu züchten.
Insekten zu essen bringt viele Vorteile
Vieles spricht dafür: Insekten liefern hochwertige Proteine, Mineralien und Vitamine, die Ökobilanz fällt unschlagbar gut aus: Insekten sind leicht und artgerecht zu züchten, brauchen wenig Platz, verursachen wenig Emissionen.
„Erst wollten wir irgendein Projekt daraus machen, sind aber dazu ermutigt worden, gleich ein Unternehmen zu gründen“, so Bußberg. Heute betreiben die 21-Jährigen die Firma „Entorganics“ und verkaufen unter dem Namen „Mybugbar“ Proteinpulver für Sportler, das unter anderem aus dem Mehl von Buffalo-Würmern besteht.
Insekten als Nahrungsmittel: Zukunftsfähig und nachhaltig
Ihr Unternehmen sehen die Männer auch als Fortführung ihres Umwelt-Engagements. Beide stammen aus Erkelenz, das gleich um die Ecke des Braunkohletagebaus Garzweiler liegt. „Wir haben als Jugendliche viel dagegen und für mehr Klimaschutz protestiert.“
Eine ganz ähnliche Geschichte gibt es auch in Köln: Das von Charlotte Binder, Tim Dapprich und Nicolas Viegener gegründete Start-up „Isaac Nutrition“ verkauft ebenfalls Proteinpulver auf Basis von Insektenmehl, das aus Buffalo-Würmern gewonnen wird. Die Firma arbeitete gemeinsam mit Lebensmittel- und Ernährungswissenschaftlern der FH Münster an dem Produkt. Die Zielgruppe: Sportler.
Wichtig: Nur zugelassene Insekten verspeisen
Der Markt steht noch ganz am Anfang: Erst seit Mai 2021 ist der gelbe Mehlwurm als Lebensmittel zugelassen. Nach der Novel-Food-Verordnung gilt für andere ausgewählte Insekten seit 2018 zumindest eine Übergangsregelung. Angesichts der allgemeinen Verunsicherung bei vielen Menschen rät die Verbraucherzentrale immer wieder dringend dazu, nur Insekten zu essen, die ausdrücklich für den menschlichen Verzehr gezüchtet wurden.
Wer die Tierchen mal probieren will, kann sich auch einen Tisch im Restaurant „Mongo’s“ in Köln reservieren. Hier werden Salate der Saison mit Heuschreckentopping serviert, frittierte Buffalowürmer und Grillen. Wie das ankommt? Pressesprecher Eike Hoffmann formuliert es so: „Unsere Gäste sind in der Frage sehr gespalten.“