Kim Kardashian, Elon Musk & Co. feiern esHype um Mittel für rasantes Abnehmen auch bei uns: Arzt warnt

Mit einem Mittel ohne viel Aufwand die Bikinifigur optimieren? Derzeit wird in den sozialen Medien ein Medikament gefeiert, das beim schnellen Abnehmen helfen soll. Doch ein Mediziner warnt vor zu viel Sorglosigkeit.

Mit einem Mittel ohne viel Aufwand die Bikinifigur optimieren? Derzeit wird in den sozialen Medien ein Medikament gefeiert, das beim schnellen Abnehmen helfen soll. Doch ein Mediziner warnt vor zu viel Sorglosigkeit.

Keine Frage: Die Corona-Pandemie führte dazu, dass viele Menschen auf der Waage genervt die Augen verdrehen, die Hose zwickt immer mehr. Andere haben gesundheitlich mit dem Gewicht zu kämpfen. In den USA wird derzeit ein spezielles Mittel zum Abnehmen gelobt – auch in Deutschland teilen die ersten ihre Erfahrungen damit: Ist der Hype gerechtfertigt? Ein Arzt warnt nun.

„Jeder wiegt plötzlich 25 Pfund weniger. Was passiert, wenn sie aufhören, Ozempic zu nehmen?“ Ozempic: So heißt das angebliche Diät-Wundermittel, das von Stars und Sternchen und unzähligen Usern in den sozialen Netzwerken gefeiert wird. Der US-Moderator Andrew Cohen hat sich auf Twitter über das Mittel lustig gemacht, in den USA und speziell in Hollywood ist Ozempic schon länger ein Hype.

Elon Musk soll es nehmen, ebenso Kim Kardashian: „Wegovy“. Es ist bereits seit 2018 auch auf dem deutschen Markt erhältlich, hierzulande unter dem Namen „Ozempic“ – zum Spritzen gegen Diabetes. Nun wird das Diabetesmedikament zum Abnehmen angepriesen, der Hashtag #Ozempic findet sich über 350 Millionen Mal auf Twitter & Co. Auch in Deutschland ist der Hype angekommen. Doch wird das Medikament zurecht gefeiert? Ein Arzt spricht nun eine Warnung aus.

Ozempic: Wie gut hilft das Medikament beim Abnehmen

Ein Diabetesmedikament als Diät-Mittel – kann das funktionieren? Professor Dr. Harald J. Schneider, Endokrinologe und Dozent an der Ludwigs-Maximilians-Universität in München, erklärt im Interview mit der FAZ, dass in dem Medikament mit dem Wirkstoff Semaglutid ein sogenannter GLP1-Agonist wirkt. Der greife bei Diabetespatienten positiv in den Stoffwechsel ein, fördere die Insulinausschüttung. Bei Patienten, die Semaglutid wegen ihrer Zuckererkrankung nehmen, habe man dann beobachtet, dass sie außerdem abnehmen.

„Daraufhin haben Hersteller mit einer höher dosierten Darreichung von Semaglutid Studien mit Patienten durchgeführt, die nicht an Diabetes, aber an starkem Übergewicht leiden“, erklärt der Arzt. Es habe sich gezeigt: Auch sie haben deutlich an Gewicht verloren. „Das hat, um ehrlich zu sein, auch die Fachwelt beeindruckt. Man kann schon sagen, das war in der medikamentösen Adipositasbehandlung ein Durchbruch.“

Bei sehr hohem Übergewicht, das die Gesundheit bedroht, wirke das Medikament also gut. Dennoch zeigt sich der Mediziner beunruhigt, denn das Mittel werde immer mehr als Lifestyle-Produkt angesehen und ohne ärztliche Behandlung eingenommen. „Es ist, wie gesagt, für schwer übergewichtige Menschen gedacht und dafür auch zugelassen. Für jemanden, der normalgewichtig ist und nur etwas abnehmen oder seine Bikinifigur optimieren will, aber nicht.“

Eigentlich ist das Medikament verschreibungspflichtig, dennoch scheinen viele Ärztinnen und Ärzte es ihren Patientinnen und Patienten als Lifestyleprodukt zu verschreiben – obwohl sie nicht die Kriterien erfüllen. Schneider: „Das halte ich für wirklich gefährlich, weil bei denjenigen, die diese Kriterien nicht erfüllen, der Schaden den Nutzen übertreffen könnte. Außerdem ist die Dosis, in der das Medikament zum Abnehmen zugelassen ist, hier in Deutschland gar nicht verfügbar.“

Ozempic und Wegovy: Es gibt bereits Engpässe

Daneben gebe es noch ein anderes Problem: Das Medikament mit demselben Wirkstoff, das aber in Europa einen anderen Handelsnamen trägt – Wegovy und nicht Ozempic – ist zwar seit Anfang des Jahres in auch in Europa zugelassen. Doch aufgrund der extremen Nachfrage gebe es Lieferengpässe – es fehle vor allem in den USA an Medikamenten für die Diabeteskranken.

Ob es auch in Deutschland zu Engpässen komme, hänge davon ab, wie wir mit dem Medikament umgehen und wann Wegovy hier im Handel zur Verfügung stehe, erklärt der Arzt. „Ich merke schon, dass die Nachfrage danach steigt. Ich habe immer wieder Patienten, die von dem Abnehmeffekt gehört haben. Manchen würde es wirklich helfen beim Abnehmen, und es wäre auch indiziert. Andere wollen eben einfach nur dünner werden – aus reinem Schönheitsideal.“

Dabei habe das Medikament eben auch Nebenwirkungen: Neben harmlosen Magen-Darm-Problemen könnte es auch zu Bauchspeicheldrüsenentzündungen kommen oder zu Gallenblasenproblemen. In Tierversuchen gebe es auch Hinweise auf ein vermehrtes Auftreten von Schilddrüsenkrebs. Statt sich das Medikament auf illegalem Wege zu besorgen, sollten die Menschen mit einem Arzt sprechen, der sich etwa in der Behandlung von Adipositas auskennt: Ernährungsmediziner, Endokrinologen oder Diabetologen. (mg)