WutausbrücheÄrger besser rauslassen als reinfressen
Seine Wut immer in sich reinzufressen, anstatt den Ärger auch mal rauszulassen, macht auf Dauer krank. Ein heftiger Tobsuchtsanfall führt jedoch eher zu noch mehr Stress. Wie man seine Wut in die richtigen Bahnen lenkt.
Manchmal ist es ein doofer Spruch vom Kollegen, der einen auf die Palme bringt. Die aufschäumende Wut im Bauch führt dann oft zu Überreaktionen, die im Zweifel noch mehr Ärger auslösen. Wer sich aber im Moment der größten Erregung zurückhält, hat gute Chancen, das Gewünschte später zu erreichen. Das Gute: Diese Zurückhaltung lässt sich lernen.
„Bis zehn zählen, aus dem Raum gehen, tief Luft holen“, empfiehlt der Diplompsychologe Christoph Burger aus Herrenberg (Baden-Württemberg) in der akuten Situation. Erst nach dieser kleinen Verschnaufpause rät er dazu, dem Ärger Luft zu machen und deutlich anzusprechen, was einen stört. „So bekommt das Gegenüber die Emotionen noch zu spüren, solange sie heiß sind“, sagt er. Fasse man sich zu spät ein Herz, könne der Ärger schnell verpuffen. Die dargelegte Meinung hat dann nicht mehr den Informationswert, die sie haben soll.
Aufgestauten Ärger ablassen
Nicht die Fassung zu verlieren, wenn der Kragen fast platzt, das klingt auf den ersten Blick schwierig. „Das ist ein längerer Prozess“, räumt Burger ein. Zunächst müssten die eigenen Bedürfnisse zutage gebracht werden. Welcher innere Antrieb steckt hinter der Wut? Das kann nach Burgers Ansicht etwa der Wunsch nach mehr Anerkennung oder Entscheidungsfreiheit sein. Wer den Grund für seinen Ärger erkennt, hat schon viel erreicht.
Wichtig bleibt unterm Strich, die Wut im Bauch auf irgendeine Weise loszuwerden. „Den aufgestauten Ärger abzulassen, ist grundsätzlich gesünder, als ihn in sich hineinzufressen“, meint Burkhard Heidenberger, Trainer für Zeitmanagement und Arbeitsmethodik aus Wien. Diverse wissenschaftliche Studien belegten, dass häufig unterdrückte Wut Krankheiten hervorrufen könne.
Wut oder Angst sind schädlich fürs Herz
Auch Wut allgemein wird oft ein negativer Einfluss auf die Gesundheit nachgesagt. So haben Wissenschaftler des Instituts für klinische Physiologie im italienischen Pisa im Rahmen einer Langzeitstudie bei Herzinfarktpatienten festgestellt, dass negative Emotionen wie Feindseligkeit, Depressionen, Wut oder Angst schädlich fürs Herz sind. Umgekehrt kann der scheinbar unkontrollierte Gefühlsausbruch auch durchaus Positives mit sich bringen. „Der Emotionszustand Wut ist immer auch ein Antreiber“, sagt Heidenberger. „Er setzt Kräfte frei und kann einen Änderungsprozess ins Rollen bringen.“
Brüllendes Kleinkind wird akzeptiert
Wutausbrüche werden unterschiedlich wahrgenommen. Wirft sich ein Kleinkind brüllend auf den Boden des Supermarkts, wird dies allgemein akzeptiert. Bei Erwachsenen wirkt das lächerlich. Christoph Burger unterscheidet: „Die Gesellschaft toleriert eher männliches Wutablassen.“ Frauen rät er dennoch, ihren Zorn weniger höflich zu verpacken, als es mitunter ihre Art ist. „Damit verletzen sie zwar niemanden, werden aber auch von vielen Männern nicht verstanden.“ Zumindest für Frauen ein Grund mehr, richtig mit der Wut umzugehen.
Tipps, wie es gelingen kann, die Wut zu zähmen:
- Ein Spaziergang an der frischen Luft kühlt das Gemüt ab und macht den Kopf frei.
- Die Wutauslöser aufs Papier zu bringen - so werden die Gedanken klarer und können später strukturierter wiedergegeben werden.
- Sich in die Lage des Streitpartners versetzen - so werden auch dessen Gründe mitunter verständlicher.
- Eine Nacht darüber schlafen - mit etwas Abstand sehen viele Dinge anders aus.
(dpa, ef)