„Nutzlos-Pflanzen“ wie Forsythien und Kirschlorbeer gelten derzeit als populäre „Hassgewächse“. Was aber soll ich tun, wenn ich die im Garten habe?
Hass-Pflanze KirschlorbeerBiologe sagt, was Gartenfans jetzt tun sollten
Jahre-, bisweilen jahrzehntelang grünten sie in unseren Gärten still und friedlich vor sich hin, doch plötzlich sind sie Zielscheibe von „Botanik-Bashing“: Forsythie, Kirschlorbeer, Thuja und Ballenhortensie haben einen schlechten Ruf bekommen.
Einige der Vorwürfe: Wertlos für Insekten. Locken mit leuchtendem Gelb Bienen an, obwohl ihre Blüten keinen Nektar bilden. Breiten sich unkontrolliert aus. Verflixt, verpflanzt – und jetzt sofort raus mit dem Strauch?! Wir haben mit dem Biologen und Gartenexperten Dr. Markus Phlippen gesprochen.
Biologe: „Garten soll auch die Seele erfreuen“
Ein leuchtendes Beispiel für eine populäre Hasspflanze ist die Forsythie“, sagt der wissenschaftliche Leiter von gardify.de. „Sie hat aber auch gute Eigenschaften, die man nicht verschweigen sollte. Der Strauch bietet, wenn er belaubt ist, Unterschlupf für Vögel.“
Nicht zu vernachlässigen sei auch das psychologische Moment. „Viele Menschen mögen das schöne, leuchtende Gelb als Frühjahrsstart, als Balsam für die Seele. Ein Garten ist nicht nur die Diktatur des Ökosystems, sondern soll auch die Seele erfreuen“, sagt Phlippen.
Er empfiehlt, passend zur Blütezeit der Forsythie noch nektarproduzierende Zwiebelblumen, die zeitgleich blühen, zu setzen. Wie Narzissen, Krokusse oder Blaustern, an denen sich Wildbiene und Co. schon im frühen Frühjahr laben können.
Im Übrigen müsse man sich um die Honigbiene („die ist fast wie ein Haustier“) weniger sorgen als um Wildbienen, Wespen, Käfer: „An die denken (noch) zu wenige Hobbygärtnerinnen und -gärtner. Doch auch sie brauchen Blätter und Blüten. Garteninsekten wie kleine Fliegen oder Wanzen fressen dort – und werden wiederum eine Nahrungsquelle für Vögel.“
Generell sei es völlig legitim, dass man, wenn Pflanzen wie Geranien, Hortensien sowie Gewächse mit gefüllten Blüten (z. B. Dahlien, viele Rosensorten) liebt, diese auch im Garten hat.
„Dann bitte noch an die Tierchen denken und gute Pflanzen dazu setzen“, sagt Markus Phlippen, der aus einer traditionsreichen Gärtnerfamilie stammt.
Aber was sind denn „gute“ Pflanzen? „Heimische Blütenstauden, z. B. Blutweiderich, Salvien. Mittelmeerkräuter wie üppig blühender Rosmarin, Thymian, Oregano. Lavendel funktioniert immer sehr gut – genau wie eine Wilde Ecke. Wenn man im Garten an beides denkt – an den Menschen sowie an pollen- und nektarreiche Pflanzen – hat man eine gute Balance geschaffen.“
Tipps für die „Wilde Ecke“ im Garten
Es muss nur ein kleines, Eckchen sein, das ein großartiges „Buffet“ für heimische Tier- und Insektenarten bietet. In die „Wilde Ecke“ gehören zum Beispiel:
- Back- oder Ziegelsteine für Amphibien
- Etwas altes Holz für Insekten
- Selbst aussäende Wildkräuter
- Insektenhotel
- Reisig- und/oder Laubhaufen
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Kummer mit Kirschlorbeer: Gehölz mit ganz schlechtem Ruf
Ein „Sonderproblem“ ist der großblättrige Kirschlorbeer, eine invasive Pflanzenart. Dessen Blätter sind kaum kompostierbar. Er breitet sich zudem in freier Natur aus, wenn Vögel die Samen weitertragen oder Grünschnitt unsachgemäß an Wald- und Wiesenrändern entsorgt wird. Dort verdrängt der Kirschlorbeer (auch Lorbeerkirsche genannt), dann heimische Pflanzen, die unseren Insekten Nahrung darbieten.
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Und wenn ich eine Hecke neu anpflanzen möchte? Dann bitte, so der Experte, Kirschlorbeer und die Thuja, die es als Flachwurzler zunehmend schwer mit den klimatischen Bedingungen hat, links liegen lassen. Stattdessen drei bis vier verschiedene heimische Gehölze wie Weißdorn, Holunder, Hainbuche wählen.
„Stark im Kommen ist auch die Ölweide als immergrüner Ersatz für Kirschlorbeer. Aber was sie nicht gut abkann, ist Kälte. Für die Eifel oder das Bergische Land ist sie weniger geeignet. In der Köln/Bonner Bucht kann man weniger falsch machen mit der Ölweide – zumal sie in Zeiten des Klimawandels interessant ist, da sie Trockenheit und Wind verträgt.“
Götterbaum und Knöterich: die schlimmsten invasiven Neophyten
Der Klimawandel schreitet schneller voran als unsere heimischen Pflanzen folgen können. Daher kommen Pflanzen aus aller Welt – die man erstmal nicht generell verteufeln sollte. „Die Welt verändert sich, wir haben zwangsläufig dann andere Pflanzen und irgendjemand muss ja Photosynthese machen“, sagt Phlippen.
ABER: „Es gibt invasive Neophyten, die alles überwuchern. Wie der Götterbaum, der aussieht wie unsere heimische Esche. Der wächst mit Ausläufern rasend schnell, hat in unserer Region schon ganze Mittelstreifen erobert. Oder der Japanische Staudenknöterich, der zum Beispiel an vielen unserer Autobahnen wächst.“
Zudem hängen Knöterich-Gewächse auch von vielen Lärmschutzwänden herab. Weitere invasive Neophyten sind u. a. Riesen-Bärenklau (kann Verbrennungen auslösen) und Beifuß-Ambrosie (hochgefährlich für Allergiker).