„Frauen in unserem Alter sind kompetent, haben viel zu bieten, aber werden oft nicht wirklich wahrgenommen“, sagen Karen Boettcher (Stylistin und Modeexpertin) und Simone Standl (Journalistin und Moderatorin). Die beiden Kölnerinnen sind Jahrgang 1961.

Wenn sie durch die Stadt flanieren, ernten die Powerfrauen nach wie vor bewundernde Blicke. Ihr Know-how, was den großen Auftritt jenseits der 50 angeht, geben sie jetzt weiter – mit Erfolg!

Frauen jenseits der 50 fallen oft durchs Mode-Raster

Es ist in dieser Gesellschaft nun mal so – die äußere Hülle nimmt man zuerst wahr. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass es nur 0,3 bis maximal sieben Sekunden dauert, bis wir uns einen ersten Eindruck eines anderen Menschen gebildet haben, also in extrem kurzer Zeit.

Und da fallen gerade Frauen jenseits der 50 schon mal durchs Raster, auch wenn sie noch so versiert in ihrem Job sind. Simone Standl, Ende 50 vom WDR als „Lokalzeit“-Moderatorin gegen eine Jüngere ersetzt, kann davon ein Liedchen singen.

Aber der Blick geht nicht zurück im Zorn, sondern nach vorn. Gemeinsam mit Karen Boettcher, die seit 23 Jahren als Stylistin arbeitet, hob sie auf YouTube das Projekt sichtbar.tv aus der Taufe, durch ein oranges Logo prägnant in Szene gesetzt.

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„Im Netz findet man viele Modetipps, aber die sind leider oft altbacken oder rein auf den Verkauf aus“, sagen die Expertinnen. Sie haben einen anderen Ansatz. Und der kommt an. „Wir haben ein Stammpublikum, das jedes Video kommentiert.“

Farbe, Muster, Qualität: Die Top-Tipps der Mode-Powerfrauen

Hier kommen die besten Mode-Tipps und Styling-Tricks der beiden Moderatorinnen:

1. Nachhaltigkeit ist Trumpf: „Bevor ich etwas kaufe, sollte ich mir folgende Fragen stellen“, raten sie: „Brauche ich das wirklich? Wie kann ich es kombinieren?“ Deshalb lautet ihr Credo: Weniger, dafür aber hochwertiger kaufen. Boettcher: „Billige Taschen und Schuhe sowie Klimper-Modeschmuck sollten für Frauen unseres Alters ein No-Go sein. Ausnahme: Das „Ferien-Ich“ – da dürfen es auch XL-Ohrringe sein.“
2. Mehr Mut zur Farbe: „Wie will ich mich fühlen? Wie will ich in den Tag gehen? Wen treffe ich?“ Gerade zu den Festtagen: „Wie schnüre ich das Paket für den großen Auftritt?“ Boettcher: „Warum nicht mal in einer Trendfarbe allover erscheinen?“ Da schaut jeder hin. Tipp: Wählen Sie die Oberteilfarbe passend zur Augenfarbe, so bringen Sie die Augen besonders zum Leuchten.“

1. Mehr Mut zum Muster: Klar, der Klassiker Jeans, Shirt und Blazer geht im Alltag immer, aber auch jenseits der 50 macht es mal Spaß, aus der Reihe zu tanzen. Außerdem gelte längst: Zu viel Muster war gestern. „Da kann mittlerweile wild kombiniert werden“, so die Expertin.
2. Alterslose Mode: „Bleistiftröcke*, Cropped-Jacken*, vegane Lederhosen* kennen kein Alterslimit – auf die richtige Kombi kommt es an. Simone Standl hakt lachend ein: „Ich zeige da auf unserem YouTube-Kanal gerne mal einen absoluten Fehlgriff von mir und Karen erklärt, warum das gar nicht geht. Oder sie greift zu Dingen, die ich nie angerührt hätte, z. B. Jumpsuits*.“ Das mache sicher den Followerinnen Mut, auch einmal etwas Neues zu wagen.

Knopffarbe und das richtige Maß nehmen: praktische Styling-Tipps

1. Die Knopffarbe des Blazers gibt einen Hinweis darauf, mit welcher Farbe er zu kombinieren ist.
2. Vor Online-Bestellungen Maße nehmen, wenn man bei der Größe nicht sicher ist. Tipp: Maßband nicht an der Hüfte, sondern an der dicksten Stelle des Pos ansetzen.
3. Bei weiten Hosen sollte der Saum fast den Boden berühren.
4. Beim angesagten Oversize-Look ist es optisch von Vorteil, das Oberteil vorn in den Hosenbund zu stecken, damit das Gesamtbild nicht zu formlos wirkt.

Die besten Tipps für einen festlichen Auftritt

Investition fürs Leben: Hochpreisige Basics lohnen sich und sind nachhaltig. „Unbedingt den Sale nutzen“, rät Karen Boettcher. Weniger ist mehr. „Abendtaschen in Gold oder Silber (z. B. von Allsaints) sind eine Anschaffung fürs Leben. Es gibt auch Onlineplattformen, auf denen man schauen kann, etwa rebelle.com.“

Pailletten-Trend: Etwas Glamour schadet nie und ist mittlerweile nicht nur Silvester, sondern im Alltag garantiert ein Hingucker. Doch wie setzt man das Trend-Thema Paillette* geschickt in Szene? „Eine Paillettenhose (beispielsweise Cambio) kann man zum Beispiel mit schlichtem Pullover oder Hemd und Sneakern* kombinieren.“

Muster machen Mode: Tolle Strumpfhosen peppen schlichte Kleider auf. Tipps: „Schuhe und Strumpfhose in der gleichen Farbe verlängern das Bein. Dicke Wollstrumpfhosen tragen auf, schöner sind blickdichte Strumpfhosen mit 60 DEN in Farbe! Gemusterte Strumpfhosen* farblich passend zum Stiefel oder Kleid/Rock wählen.“

Auch mal Rot sehen: Mut zur Farbe! Warum nicht mal in den Trendfarben Rot, Orange, Grün oder Lila von Kopf bis Fuß? So kombiniert man einen knalligen Blazer* (z. B. von Comma) am besten partytauglich: „Toll zur schwarzen veganen Lederhose und zur spitzen Stiefelette“, rät Karen Boettcher.

Fußschmerzen ade: Sollen die Jüngeren sich doch auf hohen Hacken Blasen laufen. Fußschmerzen ade, Bequemlichkeit ist Trend. „Der flache Schuh geht auch am Abend“, erklären die Expertinnen. Ballerinas (z. B. von Bibi Lou) ersetzen Pumps. Aber aufgepasst: Sneaker sind keine Alternative, wenn's fein sein darf.