Was kommt nach dem Verliebtsein?So bleiben Paare lange glücklich
Köln – Wer in seiner Beziehung unglücklich ist, sucht die Schuld gerne beim Partner. So einfach ist es aber nicht. Stattdessen muss man an die eigenen Schwächen ran sich in Toleranz üben und viel miteinander reden. Denn nur so überlebt die Beziehung den anfänglichen Status der Verliebtheit – und wird zur dauerhaft glücklichen Liebe.
Grenzenlos verliebt ist man eben nur am Anfang. Es fühlt sich an, als könne man die Gedanken des anderen lesen. Doch der Alltag kommt – und hinterlässt irgendwann deutliche Spuren. Dann stellt sich die Frage, wie glücklich man in der Partnerschaft noch ist.
Ein Beispiel: Er will sie überraschen, hat zwei Karten fürs Theater gekauft und einen Tisch im Lieblingsrestaurant reserviert. Doch die Reaktion ist anders als erwartet. Sie will mit ihren Freundinnen weggehen. Er ist maßlos enttäuscht. Und dann der Satz: „Du hast dich total ins Negative verändert, du hast noch nicht mal Zeit für einen netten Abend zu zweit.“
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Was dahintersteckt
Er oder sie fühlt sich vernachlässigt und hat den Eindruck, nicht mehr die Nummer eins im Leben des anderen zu sein. Auch wenn es sich nicht schön anfühlt – unnormal ist das nicht.„Nach circa einem Jahr ist in einer Partnerschaft die Phase der Verliebtheit vorbei, dann beginnt die erwachsene Beziehungsphase“, sagt Maxim Tenenbaum, psychologischer Berater bei Pro Familia in Berlin.
Reden ist der Schlüssel
In dieser Phase müssen beide Partner bestimmte Dinge neu aushandeln. „Wichtig ist, miteinander zu reden, und das immer wieder“, erklärt der Berliner Psychotherapeut Moritz Ischebeck. Jeder soll seine Bedürfnisse und Wünsche klar formulieren. Dazu kann auch eine bessere Organisation gehören.
Probleme kann es aber auch geben, wenn Menschen nur ihre eigenen Bedürfnisse sehen. Oder wenn einer stillschweigend die Erfüllung seiner Wünsche vom Partner erwartet. „In einer Beziehung ist es wichtig, eine Balance herzustellen zwischen den eigenen Bedürfnissen und denjenigen des Partners“, sagt der Berliner Diplom-Psychologe Klaus Seifried.
Vorwürfe sind Wünsche
Und das geht nur über Kommunikation. „Dabei sollte möglichst die sogenannte Vorwurfspistole weggepackt sein“, erklärt Tenenbaum. Denn hinter jedem Vorwurf steckt ein Wunsch. Statt: „Ich fände es schön, wenn du das nächste Mal den Müll runterbringen würdest“ heißt es dann: „Du hast schon wieder nicht den Müll runtergebracht“.Es kann auch andere Gründe geben, warum einer der Partner in einer Beziehung unglücklich ist. Sie macht die Finanzplanung und bezieht ihn nicht ein. Oder er beteiligt sich kaum oder gar nicht an der Hausarbeit, obwohl beide arbeiten. Das führt zu Enttäuschung, Kränkung, Frust.
Solche Knackpunkte anzusprechen und eine Lösung zu finden kann mit Hilfe einer Paartherapie gelingen. Denn viele Verhaltensmuster laufen unbewusst ab. „Ein Therapeut nimmt dann eine neutrale Position ein und sieht das Paar von außen“, erläutert Seifried.Voraussetzung ist aber, dass das Paar – und nicht nur einer der beiden – bereit für eine Beratung ist. Egal, ob mit oder ohne Therapie: Partner können nicht nur die Erwartung haben, dass der andere sich ändert. „Vielleicht muss einer lernen, mehr Akzeptanz fürs Verhalten des anderen zu entwickeln“, so Tenenbaum.