Kaum einer redet darüberWarum E-Autos unsere Umwelt am Ende doch zerstören
Köln/Aachen – Das Auto der Zukunft läuft mit E-Antrieb. So viel ist sicher.
Laut den EU-Zielen sollen bis zum Jahr 2025 mindestens 15 Prozent der in Europa neu zugelassenen Fahrzeuge elektrisch laufen. Die Rede ist von 15 bis 20 Millionen E-Autos.
Doch woher kommen eigentlich all die Akkus, die sie antreiben werden? Die Hunderte Kilo schweren Batterien benötigen jede Menge Lithium, Kobalt und Nickel.
TV-Forscher Harald Lesch warnt: Keiner spricht über das Lithium-Problem
Experten befürchten schon jetzt massive Rohstoffknappheit und katastrophale Folgen für die Umwelt.
TV-Forscher Harald Lesch („Leschs Kosmos“) warnte kürzlich in einem Vortrag an der Technischen Universität Ilmenau: „Kein Mensch spricht darüber, woher all das Lithium kommt, das wir brauchen für die Batterien. Niemand will darüber reden!“
Am meisten Lithium gibt es in Chile
Die Hauptproduktion des Schwermetalls liegt im Dreiländereck Chile, Bolivien, Argentinien. Hier gibt es große Salzseen wie in der Atacama-Wüste.
Mit riesigen Pumpen wird aus ihnen mineralhaltiges Wasser aus dem Boden gesaugt. Fünf Monate dauert es, bis aus dem Wasser eine dickflüssige Substanz gewonnen ist, die dann rund sechs Prozent Lithium enthält.
Es klingt absurd: Doch wir wollen die Umwelt mit E-Technologie schützen und zerstören sie dafür an anderer Stelle völlig.
Diese Länder haben die größten Lithium-Reserven (laut Statista 2016)
Lithium-Gier zerstört die Umwelt
Auf der 44 Quadratkilometer großen Anlage in der Atacama-Wüste beispielsweise – einer der trockensten Regionen der Erde – werden pro Tag 21 Millionen Liter Grundwasser nach oben gepumpt.
Das wirkt sich auf die Wasserreserven der gesamten Region aus. Der Grundwasserspiegel sinkt, Flüsse trocknen aus.
Chilenische Biologen warnen vor dem Zusammenbruch des Öko-Systems, weil viele seltene Vogelarten aussterben würden. Und auch die Bauern in der Region müssten zusehen, wie sich ihre fruchtbaren Ackerflächen in öde Wüsten verwandeln.
Bis 2025 soll in Chile die Lithium-Produktion noch vervierfacht werden. „Wir richten unglaubliche Schäden an“, resümiert TV-Forscher Lesch.
Batterie-Experte sieht Engpässe auf die Branche zukommen
Batterie-Experte Sven Bauer vom deutschen Akku-Produzenten BMZ sieht schon bald Engpässe auf seine Branche zukommen. „Es ist ein Kampf um das Rohmaterial ausgebrochen“, sagt er.
Das Problem liege nicht einmal in der global verfügbaren Menge von Lithium, Nickel und Kobalt, sondern es gebe „ein Mengenproblem bei der Förderung, weil die Minen nicht auf die steigende Nachfrage eingestellt sind“.
Batterie-Experte Prof. Dr. Egbert Figgemeier (47) von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen sieht das Problem weniger bei Lithium- und Nickel-, sondern eher beim Kobalt-Vorkommen.
Hier lesen Sie mehr: Pro und Kontra – was tun wir der Umwelt mit E-Autos an?
„Das ist in den riesigen Mengen angesichts der Ziele bis 2025 möglicherweise schwer verfügbar.“ Kobalt steht in der Kritik, weil – unter anderem im Hauptproduktionsgebiet im Kongo – oftmals Kinder in den Minen schürfen müssen.