Geld sparenDarum sollten Sie Mautstraßen nicht umfahren

Ein Hinweisschild für Straßenmaut auf der Bundesstraße B 96 bei Bremerhagen. Umfahren lohnt meist nicht.

Viele europäische Länder bitten Autofahrer auf Autobahnen mit einer Maut zur Kasse. Wer bei der Urlaubsreise Ausweichstrecken über die Landstraße wählt, spart also vermeintlich Geld. Doch das stimmt längst nicht überall. Experten raten von Umwegen ab.

Doch laut Herbert Müller vom Auto Club Europa (ACE) ist das meist nicht der Fall: „In Österreich beispielsweise kostet die Vignette für 10 Tage 8,50 Euro - das hat man, wenn man sich auf Nebenstrecken durch Ortschaften quälen muss, schnell an Spritkosten verfahren.“ Der Touristik-Experte rät dazu, die Maut-Kosten ins Verhältnis zum Urlaubsbudget zu setzen. „Pro Person gibt man pro Urlaubstag zwischen 80 und 100 Euro aus - da macht die Maut meist nur einen sehr kleinen Teil aus.“

Lkw verstopfen Nebenstrecken

Zudem gibt Müller zu bedenken, dass Nebenstrecken oft nicht gut ausgebaut seien. „In Österreich oder in der Schweiz sind das oft sehr kurvige Pässe, da braucht man wesentlich länger“, sagt er. Doch auch gut ausgebaute Landstraßen, wie sie etwa in Frankreich parallel zu vielen Autobahnen zu finden seien, hätten ihre Tücken: „Hier fahren dann auch so ziemlich alle Lkw, das stresst enorm.“ Auch insofern hält er es für sinnvoller, den erholsameren Weg zu wählen.

Auch Thomas Schreiner vom Auto- und Reiseclub Deutschland (ARCD) rät speziell bei langen Strecken davon ab, auf Landstraßen auszuweichen. „Ausweichstrecken sind oft stark verkehrsbelastet, so dass man deutlich langsamer vorankommt.“ Dadurch könne sich ein so großer Zeitverlust ergeben, dass sogar eine Zwischenübernachtung nötig werde. „Spätestens dann ist die Kostenrechnung kaputt“, sagt er.

Kleine Straßen sind dicht

Den Kauf einer Schweizer Jahresvignette vermeiden viele Autofahrer, wann immer sie können. Bevor es über die Grenze geht, fahren sie etwa in Weil am Rhein von der Autobahn und quälen sich über verzweigte Wege in die Stadt. „Der Verkehr, der die Schweiz zum Ziel hat, quält sich durch unsere Ortsdurchfahrten“, sagt Wolfgang Dietz, der Oberbürgermeister des Nachbarstädtchens von Basel.

Vielen Anwohnern stinkt das gewaltig. Sie haben Protestplakate an ihre Häuser gehängt, sind genervt vom Lärm und den Abgasen. Verantwortlich dafür sind nach ihrer Sicht aber nicht die Urlauber, die sich die Maut sparen wollen, sondern die Lastwagen, die in Richtung Basel unterwegs sind und deren Fahrer sich das kurze Stück Autobahn und damit die Gebühr sparen.

Mogler werden zurückgeleitet

„Das kleine Wohnmobil mit dem Rentnerehepaar, das durch unsere Stadt in die Schweiz tuckert, stört uns nicht“, sagt Dietz. Durch eine entsprechende Beschilderung versuche die Stadt, den Verkehr auf die Autobahn zu lenken.

Eines ähnlichen Tricks bedienen sich die slowenischen Behörden. Damit Autofahrer gar nicht auf die Idee kommen, sich auf dem Weg von Italien gen Süden an den Autobahnen vorbeizumogeln, sperren sie Straßen immer wieder ab und zwingen die Durchreisenden direkt auf die Fernstraßen, wie der ACE berichtet.

Deutsche Mautpläne kommen

Noch kann jedes Land selbst entscheiden, ob es Straßengebühren verlangt - und wie hoch sie ausfallen. Doch auf EU-Ebene wird neuerdings verstärkt über eine gesamteuropäische Maut diskutiert. Das Vorhaben sei aber so komplex, dass mit einer raschen Realisierung nicht zu rechnen sei, sagen Experten. So lange werden die unterschiedlichen Regelungen bestehenbleiben.

In Deutschland will Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) demnächst Eckpunkte für Mautpläne vorlegen. Die Maut soll inländische Autofahrer nicht zusätzlich belasten - fraglich ist aber, wie das mit dem EU-Recht zu vereinbaren

Vignetten vor dem Urlaub kaufen

Zeitbasierte Vignetten etwa für Österreich, die Schweiz, Slowenien oder die Slowakei lassen sich schon im Voraus besorgen. Sie können zum Beispiel bei Automobilclubs bestellt werden und kommen dann mit der Post. „So spart man sich unter Umständen einen Extra-Stopp“, sagt ARCD-Mitarbeiter Schreiner.

Und selbst bei streckenbasierten Mautsystemen wie in Frankreich, Italien oder Spanien ist man inzwischen nicht mehr auf Kleingeld angewiesen. „Es gibt Dienstleister, die elektronische Mautboxen an ausländische Autofahrer vermieten“, so Schreiner. Damit könne man die Mautstellen dann auf den entsprechenden Fahrspuren passieren und spare Zeit. Abgerechnet wird dabei in der Regel monatlich.