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SchmerzfalleOrthopäde sagt, wann Sie vor einem Arztbesuch besser Reißaus nehmen sollten

Orthopäde Dr. Opitz bei der Untersuchung einer Patientin in seiner Praxis.

Eine ausführliche Diagnose ist das A und O, sagt Dr. Gerhard Opitz. Seine Erkenntnisse hat der Orthopäde im Buch „Die Schmerzfalle“ (Gräfe und Unzer, 22 Euro) zusammengefasst.

Schmerzen – jeder kennt sie und sie können uns das Leben wirklich sauer machen. Ein Orthopäde kritisiert nun seine Kollegen und Kolleginnen, sagt, dass zu schnell operiert würde.

von Christof Ernst  (che)

Der Kopf brummt, der Magen rebelliert, das Herz tut weh, der Rücken schießt stechende Pfeile durch den Körper. Auf zum Arzt, mit dem klaren Auftrag: Lieber Doc, mach, dass das ganz schnell aufhört. „Und schon tappen Patient und Arzt in die ‚Schmerzfalle‘“, sagt Orthopäde Dr. Gerhard Opitz – und hat so auch sein Buch genannt.

Opitz’ Hauptvorwurf: mangelhafte Diagnose. „Die Kunst der manuellen Untersuchung ist weitgehend in Vergessenheit geraten“, sagt er im Gespräch mit dem EXPRESS. „Stattdessen gibt es Computerbilder und Kernspintomographie, die eine Detailansicht bis in die tiefsten Körperregionen ermöglichen.“

Schmerzen durch Stress: Symptome können Kopfschmerz, Durchfall sein

Aber es gebe im Körper eben auch Prozesse, die mit der besten Medizintechnik nicht dargestellt werden könnten. Dr. Opitz meint damit den Stress-Schmerz: „Es ist wissenschaftlich unumstritten, dass Stress Schmerz verursachen kann. Spannungskopfschmerz, Völlegefühl oder Durchfall – das alles ist ein Ausdruck unserer Befindlichkeit.“

In den Arztpraxen, vor allem in der Orthopädie, werde, so Opitz, die Bedeutung der Faszien (Bindegewebe) nicht ausreichend gewürdigt. In ihnen befinden sich Nerven, die unsere Konstitution definieren. Dr. Opitz: „Das kann jeder an sich selbst feststellen. Wenn’s kalt ist, ziehen sich die Faszien zusammen, man kriegt leichtes Frösteln, die Haare stellen sich auf, die Poren schließen sich.“

Anderes Beispiel: Viele Menschen reagieren auf eine aufregende Situation mit Nervosität, Schlafstörungen und Reizungen der Magenschleimhaut. All das werde bei der Suche nach dem Schmerz häufig übersehen. Viel zu oft laute der Rat: Ab zur OP.

Dabei nimmt Dr. Opitz seine Kollegen aber auch ein wenig in Schutz: „Auch ein Orthopäde ist nur ein Mensch, der seine Ertragstätigkeit optimieren möchte. Da spielt ihm unser Abrechnungssystem in die Hände. Wenn der Patient damit einverstanden ist, kann ich alle möglichen Untersuchungen machen, bekomme das auch von den Kassen bezahlt.“

Im Gegensatz dazu würden konservative Leistungen wie intensive Gespräche und individuelle manuelle Behandlungen deutlich schlechter entlohnt. Deshalb solle man als Patient vor einer OP-Entscheidung unbedingt eine zweite Meinung einholen. Dr. Opitz’ drastischer Rat: „Wenn Sie ein Arzt ohne eingehende Anamnese und Untersuchung direkt ins MRT (Magnetresonanztomographie, d. Red.) schickt, nehmen Sie am besten Reißaus.“

Man solle einen Arzt genauso fordern wie einen Autoverkäufer: „Von dem lasse ich mir ja auch alles bis ins Detail erklären.“ In seinem Buch „Die Schmerzfalle“ (Gräfe und Unzer, 22 Euro) beschreibt Dr. Gerhard Opitz in einem 12-Punkte-Plan, wie man als Patient der Schmerzfalle entgehen kann.

Schmerzen vermeiden: Stress reduzieren kann helfen

Ein wichtiger Punkt lautet: Stressbelastung reduzieren. Langanhaltende Arbeit am Computer ohne körperlichen Ausgleich kann zu erheblichen körperlichen Beschwerden aber auch emotionalen Störungen führen.

Auch wichtig: Der Arzt ist Autorität, aber kein Halbgott. „Notieren Sie sich vor einem Arztbesuch, was Ihnen wichtig ist. Lassen Sie sich vom Arzt die Fachbegriffe aufschreiben, damit Sie sie zu Hause weiter recherchieren können, was dahintersteckt.“ Opitz: „Man sagt, die Zeit heilt alle Wunden. Darauf würde ich mich als Patient nicht immer verlassen.“ Eigeninitiative sei gefragt.