Ein U-Bahnstation mitten in der Wildnis, weit und breit ist keine Menschenseele zu sehen. Doch in der verlassenen Metrostation Caojiawan in China halten tatsächlich Züge – und zwar im Fünf-Minuten-Takt. Nur dass niemand ein- oder aussteigt. Wie kann das sein?

Die bizarre Szenerie, die etwa 20 Kilometer von der Metropole Chongqing entfernt liegt, avanciert inzwischen schon zu einem Geheimtipp für Touristen, die die „einsamste Metrostation der Welt“ sehen wollen. Immer öfter tauchen auch in sozialen Netzwerken Bilder der U-Bahnhaltestelle mitten im Nirgendwo auf.

Chongqing dehnt sich immer weiter aus

Die Station sei 2015 eröffnet worden, schreibt CNN. Die dort verkehrende Linie verbinde den Vorort Caijiagang mit dem Zentrum von Chongqing. Die drei Ein- und Ausgänge der Station, von denen nur einer in Betrieb sei, lägen versteckt hinter Sträuchern und Büschen. Doch laut CNN ist die Station Teil eines ausgeklügelten Plans, der davon ausgeht, dass die nahe Millionenstadt Chongqing bald in diese Richtung wachsen wird.

Zu diesem Schluss kommt auch das Wissenschaftsmagazins Galileo, das vor Ort recherchierte, wie im Video oben zu sehen ist. Die Metropole hat fast 29 Millionen Einwohner und ist mit einer Fläche von 82.000 Quadratkilometer fast so groß wie Österreich. Jedes Jahr ziehen eine Million Menschen nach Chongqing, weshalb immer mehr Wohnraum benötigt wird. Allein 130.000 Quadratmeter werden hier an einem einzigen Tag gebaut.

Die Stadt baut erst Metro-Stationen, dann Häuser

Ein Experte, der für die Stadt Bauprojekte betreut, sagte Galileo, die Metrostation Caojiawan sei an einem strategisch wichtigen Punkt entstanden. Die Stadt sorge erst für die Infrastruktur, baue Metrostationen und Straßen, bevor weitere Häuser errichtet würden.

Das Metro-Netz von Chongqing ist derzeit schon 213 Kilometer lang, in zehn Jahren soll es sogar eine Strecke von 800 Kilometer haben. Und dann wird wohl auch die Metrostation Caojiawan nicht mehr so verlassen sein. (dmn)