Schwarzfahrer wider WillenDeutschlandticket günstiger? Schön wär's

Da das Deutschlandticket ohnehin überall das Gleiche kostet und zu den gleichen Konditionen zu haben ist, sollte man es am besten über das kommunale Verkehrsunternehmen vor Ort kaufen.

Da das Deutschlandticket ohnehin überall das Gleiche kostet und zu den gleichen Konditionen zu haben ist, sollte man es am besten über das kommunale Verkehrsunternehmen vor Ort kaufen.

Bei der Kontrolle hält man den Fahrschein vor - doch der ist plötzlich ungültig. Das ist Menschen passiert, die ihr Deutschlandticket bei einem fragwürdigen Anbieter gekauft hatten. Was folgt daraus?

Bei Lockangeboten zum Deutschlandticket mit günstigeren Preisen oder besonders kurzen Laufzeiten ist größte Vorsicht geboten. „Das ist im Grunde ein falsches Angebot“, stellt die Juristin Melanie Schliebener von der Schlichtungsstelle Nahverkehr in Düsseldorf klar. „Es gibt ganz klare Verkaufsregeln für das Deutschlandticket - und davon darf nicht abgewichen werden.“

Zuletzt hatte es Berichte über plötzlich ungültige gewordene Deutschlandtickets gegeben. Nutzer wurden dann bei Kontrollen als Schwarzfahrer belangt. Betroffen waren nach einer Recherche des Portals heise.de Menschen, die das Deutschlandticket bei der Plattform D-Ticket.su gekauft hatten. Die Tickets seien mit einem zunächst gültigen Kryptoschlüssel signiert gewesen, der jedoch Ende Januar unter mysteriösen Umständen widerrufen wurde, heißt es in dem Bericht.

D-Ticket sei als Geheimtipp gehandelt worden, weil der Shop ein Angebot mache, das es gar nicht geben dürfte, schreibt heise.de: Demnach habe man Tickets für den laufenden Monat vergünstigt erwerben können, die bereits abgelaufene Zeit des Monats sei anteilig abgezogen worden. 

Das Portal verkauft offenbar weiter Tickets nach diesem Muster. Am Tag, an dem dieser Text entsteht (20. Februar), soll das Deutschlandticket dort 18,64 Euro kosten. Nach den Recherchen und Einschätzungen von Fachleuten kann man nur raten: Finger weg!

Kürzer als einen Monat, weniger als 58 Euro? Geht nicht

Denn es gilt: Das Deutschlandticket gibt es nur im Abo, für 58 Euro pro Kalendermonat – ganz egal, wie lange der Monat schon läuft. Kündbar ist es immer zum Zehnten eines Monats, dann läuft das Abo zum Ende jenes Monats aus. „Das ist für alle gleich, egal, wo man es kauft“, betont Schliebener. „Man kann nicht ein Deutschlandticket nur für eine Woche oder so kaufen. Das gibt es eben nicht.“

In ihrer Schlichtungsstelle hatte sie schon mehrere Fälle Betroffener auf dem Tisch, die das Ticket bei D-Ticket.su gekauft hatten und bei einer Kontrolle Bußgeld zahlen mussten, weil der Fahrschein ungültig geworden war.

Unterwegs mit dem Regio: Bei Lockangeboten zum Deutschlandticket mit günstigeren Preisen oder besonders kurzen Laufzeiten ist größte Vorsicht geboten.

Unterwegs mit dem Regio: Bei Lockangeboten zum Deutschlandticket mit günstigeren Preisen oder besonders kurzen Laufzeiten ist größte Vorsicht geboten.

Die fragwürdige Erklärung des Anbieters

Der Betreiber des Portals, die in London ansässige Firma RouteVibe Limited, weist in einer Stellungnahme Betrugsvorwürfe zurück. Die Begründung für die Probleme liest sich aber fragwürdig: Über D-Ticket.su seien seit Mitte August 2024 Mobilitätstickets, darunter das Deutschlandticket, verkauft worden. Ein bayerisches Mobilitätsunternehmen, das aus rechtlichen Gründen noch nicht explizit genannt werden könne, sei Partner gewesen.

Im Januar habe es „Fake-Shop“-Vorwürfe von anderen Verkehrsbetrieben an das Portal gegeben. Anfang Februar sei es dann nach einem „Kommunikationsstillstand“ mit dem Partnerunternehmen zu massiven Problemen gekommen, dieses habe die Tickets zurückgezogen. Man wolle den Schaden für die Kunden nun so gering wie möglich halten und faire Lösungen finden, heißt es am Ende des online veröffentlichten Statements.

Juristin Melanie Schliebener hält das beschriebene Konstrukt für „mindestens fragwürdig“ und „nicht glaubwürdig“. Für Geschädigte sieht sie wenig Aussichten auf finanzielle Entschädigung.

Wo man das Deutschlandticket am besten kauft

Der Rat der Expertin: Da es ohnehin überall das Gleiche kostet und zu den gleichen Konditionen zu haben ist, sollte man das Deutschlandticket am besten über das kommunale Verkehrsunternehmen vor Ort kaufen. Wenn es Schwierigkeiten mit dem Ticket gibt, kann man die direkt in deren Kundencenter klären. Und manchmal legen die Unternehmen auch kleine „Bonbons“ dazu, so Schliebener. Zum Beispiel 30 Freiminuten monatlich fürs örtliche Leihfahrradnetz oder Ähnliches.

Nur: Rabatte auf das Ticket an sich wird es nicht geben. Und wenn doch, ist das höchstwahrscheinlich eine betrügerische Website, auf der man gelandet ist. Die sicherste Anlaufstelle sind immer noch die Verkaufsseiten und -stellen der regionalen und überregionalen Verkehrsunternehmen in Deutschland. (dpa)