Dune du PilatSahara-Feeling am Atlantik: Tipps für Europas größten Sandkasten

Sand, so weit das Auge reicht auf der Dune du Pilat bei Arcachon am Atlantik.

2,9 Kilometer lang, 616 Meter breit und bis zu 110 Meter hoch: Die Dune du Pilat, der sensationellste Sandhaufen Europas, ist die höchste Wanderdüne unseres Kontinentes. Das Foto zeigt sie im September 2023.

Die Dune du Pilat ist die größte Wanderdüne Europas. Und genau wie die Umgebung zwischen Arcachon und Cap Ferret äußerst sehenswert. Allez, auf zum Atlantik.

von Stefanie Monien  (smo)

Es ist ja immer ein bisschen heikel mit Superlativen. Als mein Mann vor unserer jüngsten „Tour de France“ nicht müde wurde zu betonen, einmal (bitte, bitte) die Dune du Pilat, die größte Wanderdüne Europas, besuchen zu wollen, war ich skeptisch.

„Düne?! Toll... bestimmt so ein überschätzter Sandhaufen.“ Von wegen! Ein fast unwirkliches (und schweißtreibendes) Erlebnis. Und die Umgebung der Düne, das Becken von Arcachon sowie die Atlantikküste ist ebenso sehenswert.

Dune du Pilat bei Arcachon: Auto parken, Aufstieg und Ausblick

Gut ein Jahr nach den schrecklichen Waldbränden, die rund um die Düne wüteten, sich durch Pinienwälder fraßen, Campingplätze und Existenzen zerstörten, ist weitgehend Normalität eingekehrt.

  1. Die Dune du Pilat: Der Zugang zur Düne vom Parkareal mit rund 950 Stellplätzen (Pkw: 7 €/4 Std; Wohnmobil: 10 €/4 Std.) wurde nach den Bränden neu gestaltet. Hübsche Holzhäuschen mit Info-, Imbiss- und Souvenirständen schmiegen sich in die Landschaft. Vom Parkplatz geht's über eine Zuwegung rund 400 Meter bis zur Düne. Dort wird von April bis November eine Kunststoff-Treppe mit bis zu 160 Stufen (je nach Beschaffenheit der Düne) aufgebaut, die den Aufstieg leichter macht. Jedes Jahr kommen zwei Millionen Besucher, um die 55 Millionen Kubikmeter Sand zu bestaunen, die sich jedes Jahr um rund fünf Meter weiter landeinwärts schiebt.
  1. Achtung: Am Fuß der Dune du Pilat und im Bereich rund ums obere Ende der Treppe knubbelt es sich heftig – wer gut zu Fuß ist, sucht im wahrsten Sinne des Wortes schnell das Weite und erhascht sensationelle Ausblicke über das Meer. So muss es in der Sahara sein, wenn plötzlich eine Oase (oder eine Fata Morgana) auftaucht. Der Besuch der Düne ist ganzjährig kostenlos möglich, im Winter allerdings ist Kraxeln angesagt, weil die praktische Kunststofftreppe dann abgebaut ist.
Aufstieg zur Dune du Pilat bei Arcachon

Sieht ein bisschen aus wie der jährliche Bergsteigerstau vorm Hillary-Step am Mount Everest, ist aber weniger gefährlich (und wärmer): 160 Stufen gilt es zu bewältigen, dann ist die Dune du Pilat in Frankreich erklommen.

  1. Unbedingt machen: Die Treppe beim Abstieg links liegen lassen und die gewaltige Sandflanke hinrennen. Einfach herrlich! Das Runterschliddern auf Tüten o. ä. ist allerdings verboten.

Dune du Pilat: Strände ohne Ende, aber Vorsicht vor der Strömung

  1. Strände: Gegenüber der Düne, auf einer Landzunge, liegt Cap Ferret. Zur Atlantikseite hin locken Traumstrände, der wohl schönste ist der Plage du Truc Vert. Bei Ebbe unfassbar breit, der Sand ist fein und schmeichelweich wie ein Seidenteppich. Ebenfalls ein Träumchen: der Plage de la Torchère. Der ist allerdings unbewacht – an beiden Stränden sollte nur mit äußerster Vorsicht gebadet werden, die Strömung ist extrem heftig!
Zugang zum Strand Plage du Truc Vert

Der Zugang zum Strand Plage du Truc Vert. Atlantiktypisch sind die Wolken schnell unterwegs, die Wellen kabbelig und der Wind durchdringend. Top für Kite- und andere Surfer, schlecht für die Frisur.

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  1. Übernachten: Frankreich ist nicht umsonst Europas Campingnation Nummer eins, überall gibts Plätze für jeden Geschmack, dazu auch „Chalets“ für diejenigen, die ohne Wohnwagen oder Camper reisen. Wunderschön gelegen zwischen uralten Sandkiefern ist der „Camping du Truc Vert“. Die Sanitärs haben den abgerockten Charme der späten 70er, sind aber sauber. Und man darf in Sachen Baumharz nicht pingelig sein, da tropft schon mal was auf Camper oder Höckerchen. Aufpassen bei der Reiseplanung: Viele Campingplätze in der Region schließen schon Mitte September.

Dune du Pilat: Austern satt am Becken von Arcachon

  1. Angucken: Am Becken von Arcachon liegen die Hütten der Austernzüchter wie Perlen auf einer Schnur. In L'Herbe zum Beispiel kann man durch die winzigen, von Stockrosen, Palmen und Funkien gesäumten Wege quer durch das Netz von Holzhäuschen flanieren.
  2. Aktivitäten: Surf- oder Kitekurse gibt es an den Stränden ebenso wie Reitmöglichkeiten. Oder man erkundet die Gegend mit dem Fahrrad auf der Halbinsel Lège-Cap-Ferret locken 50 Kilometer Radwege von Strand zu Strand, durch duftende Wälder...
Austern mit Vinaigrette

Frischer geht es nicht! Austern gibt's am Becken von Arcachon in jeder Ecke. Kein Wunder, gilt die geschützte Bucht doch als eine von Frankreichs besten „Kinderstuben“ für Babyaustern und deren Aufzucht.

  1. Essen: In L'Herbe oder dem benachbarten Canon führt kein Weg an ihnen vorbei: Austern. Frischer kommt man kaum ran an die Meeresfrüchte. Serviert werden sie in aller Regel mit Baguette, Salzbutter, Zitrone und einer köstlichen Vinaigrette aus Rotweinessig und feingehackten Schalotten. Die Delikatesse, hierzulande eher teuer und Sinnbild von Luxus, ist am Atlantik nichts Besonderes, selbst Kleinkinder essen sie. Von der absoluten Frische bis hin zum „Spottpreis“ (das Dutzend gibt's mit Zitrone, Brot und Butter schon für 12 Euro), sind sie in Frankreich unübertroffen.
  2. Gourmet-Tipp: Das Fleisch der Auster mit der Gabel vorsichtig ablösen. Spritzer Zitrone und ein Löffelchen Vinaigrette drauf geben, das Ganze entweder schlürfen oder die „gewürzte“ Auster vorsichtig aus der Schale heben. Unbedingt den Muskel, der in der Schale zurückbleibt, ablösen und extra probieren. Schmeckt formidabel, ganz nussig und „rund“. Einen tollen Blick bis hin zur Dune du Pilat hat man bei „Chez Guillaume“ in L'Herbe. Übrigens: alle Degustationsstationen liegen an der Avenue de L'Herbe ...

Dune du Pilat: Austernwissen für „Angeber“

  1. Austernwissen: Die edlen Muscheln werden in Größen eingeteilt und mit Zahlen versehen. In Frankreich geht die Skala von 5 (petit; also klein) über 4 und 3 (moyen; mittelgroß) bis 2 (grand; groß) sowie 1 und 0 (très grand; sehr groß). Am leckersten schmecken Austern der Größen 3 und 4 – sie haben auch eine perfekte, mundgerechte Größe. 
  1. Das nervt: Kreisverkehre. Und Bremsschwellen. Egal in welcher Reihenfolge.
  2. Das bleibt: Feiner Sand in so ziemlich jedem Winkel des Campers und der meeresfrische Geschmack von Austern (die ich bis zu diesen Ferien zugegebenermaßen nicht sooo gerne mochte).

Dune du Pilat und Umgebung: So komm' ich hin

Vom Rheinland aus ist man in etwa zehneinhalb Stunden an der Dune du Pilat. Am besten eine Übernachtung einplanen, zum Beispiel bei Vierville oder Baudreville (dann hat man die eher ätzende Paris-Umfahrung schon hinter sich).

Mit dem Zug geht es in ca. elf Stunden von Köln über Paris nach Arcachon (ca. 140 Euro oneway). Von Köln startet z. B. Lufthansa (ab 212 Euro) nach Bordeaux. Von dort kann man dann den Zug nehmen.