Spektakulär und weltberühmt: So läuft die knifflige Kreuzfahrt-Passage durch den Panamakanal.
Oh, wie eng ist PanamaKaribik-Kreuzfahrt mit Passage des legendären Kanals

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Spektakulär! Ein Fracht- und ein Kreuzfahrtschiff passieren eine der insgesamt drei Schleusenanlagen des Panamakanals.
Er ist eines der sieben Weltwunder der Moderne: 1995 wurde der Panamakanal in die Liste der architektonischen Meisterwerke der Gegenwart aufgenommen. Für einen Kreuzfahrt-Touristen ist eine Fahrt durch diese wohl bekannteste künstliche Wasserstraße der Welt zwischen Atlantik und Pazifik ein unvergessliches Urlaubs-Highlight.
Dabei hat das mittelamerikanische Land weitaus mehr zu bieten als den 1914 in Betrieb genommenen Kanal. Eine schöne historische Altstadt, eine moderne Skyline mit Bankenviertel (Stichwort: Panama-Papers), einen tropischen Regenwald mit exotischer Tierwelt oder auch die zweitgrößte Freihandelszone der Welt (nach Schanghai). Oh, wie schön ist Panama – wie es im berühmten Kinderbuch von Janosch heißt.
Panama-Kanal: Passage ist nur per Teamwork zu bewältigen
- Die Route: Wir starteten mit dem Kreuzfahrtschiff „Norwegian Jade“ in Tampa im US-Bundesstaat Florida. Ein erster Höhepunkt der Reise ist gleich der zweite angelaufene Hafen: Key West, die Stadt mit dem südlichsten Punkt der USA und temporäre Wahl-Heimat vieler Prominente, darunter Tennis- oder Golfstars. Über Cozumel/Mexiko gehts weiter nach George Town auf den Cayman Islands (neben Panama ein weiteres Steuerparadies). Weiter führt die Route quer durch die Karibik auf den südamerikanischen Kontinent nach Cartagena in Kolumbien, nach Colon in Panama und Limon in Costa Rica. Wieder zurück nach Panama geht es über Colon unter der großen Atlantikbrücke hindurch in den Panamakanal, um dann nach rund neunstündiger Passage Panama-Stadt an der Pazifikküste zu erreichen.
- Herausforderung Panamakanal: Das Befahren des 80 Kilometer langen Panamakanals zwischen Atlantischem und Pazifischen Ozean gehört auch für erfahrene Kapitäne zu den Herausforderungen ihres Berufs. „Eine Fahrt durch den Panamakanal wird nie zur Routine“, sagt Robert Hammerin, Kapitän der „Norwegian Jade“. Der Schwede weiß, wovon er spricht. 22 Mal hatte er bis zu unserer Durchfahrt schon „diese beste Abkürzung der Welt“ genommen. Warum es denn so schwierig sei, wollen wir wissen. Hammerin: „Die Wasserbewegungen in den Schleusen sind immens. Obwohl das Schiff von sechs schweren Lokomotiven gehalten wird, müssen wir auf der Brücke darauf achten, dass es nicht zu unerwarteten Schiffsbewegungen kommt und sofort gegensteuern. Das Durchfahren einer der drei Gatunschleusen auf der Atlantikseite bei Colon dauert 45 Minuten. Da die Schleusen unmittelbar aneinander liegen, erfordert es über zwei Stunden lang allerhöchste Konzentration des Kapitäns.“
- Teamwork an Bord: Das sei für einen allein nicht machbar. Hammerin: „Ich wechsle mich mit seinem Staff-Kapitän (2. Kapitän/die Red.) ab, ich mache, die erste Schleuse, der Staff-Käpt'n die zweite und ich wiederum die dritte.“ Insgesamt seien bei der Passage „neun bis zehn Personen“ auf der Brück im Einsatz. Die Reederei muss für die Passage von 500.000 bis zu zwei Millionen Dollar zahlen.
- Technisches Wunder: Der Kapitän erklärt uns: „Die Wasserbewegungen in den Schleusenkammern sind deshalb so extrem, weil es keine Pumpen wie in anderen Schleusen gibt. Das Wasser wird beim Hochschleusen aus dem 26 Meter hoch gelegenen Gatun-See durch riesige Rohre in die Kammern geleitet, beim Herunterschleusen wird es in den Atlantik abgeleitet. Ohne Motorkraft!“ Der Gatunsee wurde künstlich angelegt, um die Wasserversorgung der riesigen Schleusen zu gewährleisten. Bei der Durchfahrt des Panamakanals wird unser Schiff auf der Atlantikseite durch die drei aufeinanderfolgenden Gatunschleusen auf 26,1 Meter Höhe angehoben. Auf der Hochebene erfolgt die Durchfahrt. Kurz vor dem Ende des Kanals auf der Pazifikseite wird das Schiff wieder auf den Wasserspiegel es Ozeans heruntergeschleust, durch die Pedro-Miguel-Schleuse und zwei Miraflores-Schleusen.
- Traum eines jedes Seefahrers: Die Passage des Panamakanals ist nicht nur ein Highlight für jeden Kreuzfahrturlauber (beim Schleusen stehen sämtliche Passagiere neugierig oben auf dem Freideck). Hammerin: „Der Panamakanal ist auch der Traum eines jeden Kapitäns. Schon als Schüler war es mein Wunsch, ihn einmal durchfahren zu können.“ Kreuzfahrtdirektorin Tahani Bautista ergänzt: „Diese Reise wird von 95 Prozent unserer Gäste allein wegen des Panamakanals gebucht.“
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- Unbedingt unternehmen: Vor der Kanaldurchfahrt am elften und letzten Tag gibt es zahlreiche außergewöhnliche Erlebnisse. In Key West/Florida einen Daiquiri in „Sloppy Joes Bar“, dem Stammlokal des Schriftstellers Ernest Hemmingway, trinken. Oder dort das „kleine Weiße Haus“, von dem der 33. Präsident Harry S. Truman zweitweise (vorwiegend im Winter) die USA regiert hat, besuchen. Im mexikanischen Cozumel mit Delfinen schwimmen. Tipp: Nicht als Ausflug auf dem Schiff buchen (Kosten 189 Dollar), sondern man spaziert vom Hafen entlang der Küstenstraße (etwa 1,5 Kilometer) bis zum direkt am karibischen Meer gelegenen „Dolphinaris“, das die Mexikaner in Selbstbescheidenheit „Weltbestes Delfinarium“ nennen. Ein Ticket kostet am Eingang 89 Dollar! Oder die Begegnung mit frei im Meer lebenden Schildkröten oder Rochen. Mit einem Motorboot fährt man fünf Kilometer hinaus zu einer Sandbank, an der man die wildlebenden Stachelrochen sehen und füttern kann. Man kann den Ausflug bei Einheimischen im Hafen von George Town buchen (Kosten: 50 Dollar). Auf dem Schiff kostet der Ausflug mehr als das Doppelte. In Jamaika gehört das Hochklettern eines Wasserfalls im Dunns River bei Ocho Rios zu den Höhepunkten, man kann auch an einer Zipline über dem Dschungel schweben (Kosten: 67 Dollar). Beim Ausflug in den Dschungel von Costa Rica erlebt man umherkletternde Äffchen, in den Bäumen hängende Faultiere oder Tukane mit ihren großen, bunten Schnäbeln. In Cartagena betritt man den südamerikanischen Kontinent und taucht beim Altstadtbesuch in die Kultur und Lebensweise der Kolumbianer ein.
- Das nervt: Die mitunter überhebliche Art der Amerikaner an Bord des Schiffes (machen 90 Prozent der Gäste aus), die den Trumpschen Grundsatz „America first“ gern richtig ausleben. Und leider das von Burgern und (schlecht zubereiteten) Fritten dominierte Essen an Bord.
- Das bleibt: Eine unvergessliche Reise voller emotionaler Erlebnisse unterschiedlichster Art – mit dem Höhepunkt zum Schluss: Weltwunder Panamakanal!
Passage durch den Panama-Kanal: So komm' ich hin
Die „Norwegian“-Reederei (NCL) bietet als einzige regelmäßige Fahrten durch den Panamakanal an. Buchbar über deutsche Reisebüros. Bei Internet-Anbietern (e-hoi ist dabei ein seriöser) gibt's oft Angebote.
Die elftägige Kreuzfahrt ist für 2000 bis 2500 Euro für die Innenkabine zu haben (je nach Tagespreis der zwei Langstreckenflüge). Andere Reedereien bieten Panamakanal-Fahrten hauptsächlich im Rahmen von Weltreisen an.