Wildromantisch, verwunschen und geschichtsträchtig: Auf Kreuzfahrt mit der MSC Euribia durch die Fjorde Norwegens.
Kreuzfahrt durch die FjordeNorwegens Traum-Natur – aber eine Sache nervt gewaltig
Der tiefste See Europas? Der größte Gletscher des Kontinents? Der tiefste und längste Fjord Norwegens? Dies alles ist auf einer einzigen Reise zu bewundern, für die man noch nicht einmal während des einwöchigen Urlaubs die Koffer ein- und auspacken oder das Hotel wechseln muss.
Die wohl bequemste Art, die Naturschönheit Norwegens zu erleben, ist eine Kreuzfahrt. Wir fuhren für eine Woche ab Kiel mit der MSC Euribia durch den Skagerrak über die Nordsee in die Welt der Fjorde.
Kreuzfahrt in Norwegen – das liebte schon Kaiser Wilhelm II.
Eine Kreuzfahrt in Norwegens Fjord- und Berglandschaft ist kein Phänomen der neueren Zeit – mit dem von vielen kritisierten Massentourismus auf den Ozeanriesen. Ende des 19. Jahrhunderts hatte Kaiser Wilhelm II. seine Liebe zum Nordland entdeckt. Jeden Sommer reiste der letzte deutsche Monarch mit seinem Schiff „Hohenzollern“ nach Norwegen.
Schon vor mehr als 120 Jahren wurde der Kaiser so zum heimlichen Begründer des Kreuzfahrttourismus, denn viele betuchte Untertanen wollten es ihm nachmachen und buchten Schiffsreisen.
Heute sind solche Kreuzfahrten gut durchorganisiert und auch erschwinglich geworden. Eine Innenkabine für eine Woche ist ab 849 Euro zu haben (in der Hauptferienzeit teurer). Allerdings empfiehlt sich, um die Schönheit der norwegischen Landschaft richtig genießen zu können, die Einquartierung in eine Balkonkabine (1169 Euro).
Die Route: Von Kiel aus geht es zunächst in eine Weltmetropole: Kopenhagen. Die Stadt im Urlaubsparadies Dänemark, die durch alte und bunte Giebelhäuschen (Nyhavn) und durch moderne skandinavische Architektur geprägt ist, ist immer eine Reise wert. Die „Kleine Meerjungfrau“ ist stets von fotografierenden Japanern umlagert, auf Schloss Amalienborg ist die Wachablösung (täglich 12 Uhr) ein sehenswertes Spektakel.
Nach einem Seetag erreicht das Schiff das Städtchen Hellesylt, nur unweit vom Weltkulturerbe Geirangerfjord gelegen. Hellesylt ist aber eher Ausgangpunkt für einen von zahlreich angebotenen Ausflügen. Die Stadt Molde wird als nächstes Ziel angesteuert.
Kreuzfahrt zu den Fjorden – dann kommt der Deutsche Fußballmeister ins Spiel!
Die „Stadt der Rosen“ liegt am Fuße des Vaardensgebirge am Romsdalfjord. Da der Golfstrom hier für recht milde Temperaturen sorgt, wachsen Rosen und viele andere Planzen, die sonst in wärmeren, südlicheren Gegenden beheimatet sind.
Fußballfans von Bayer 04 Leverkusen dürfte der Ort Molde noch ein Begriff sein, denn der Deutsche Meister spielte im vergangenen Oktober bei Molde FK und gewann auf dem Weg ins Europa-League-Finale im direkt am Ufer des Romsdalfjord gelegen Aker-Stadion 2:1.
Die dritte Fahrt in die Fjorde führt über den Sognefjord in den Aurlandsfjord nach Flam. Mit einer Länge von 205 Kilometern ist der Sognefjord der längste in Norwegen. Und auch der tiefste (tiefster Teil: 1300 Meter). Von Flam fährt die MSC Euribia dann mit einem Seetag (an dem man das Erlebte mal sacken lassen kann) zurück nach Kiel.
Ausflüge: Wer erstmals eine Kreuzfahrt in die Fjorde macht, für den sind die Fahrt in die Meeresarme und der Aufenthalt in die Anlegerstädtchen Hellesylt/Geiranger, Molde oder Flam schon Attraktion genug. Der ein oder andere Ausflug vermittelt aber noch mehr Einblick in Norwegens Wunder der Natur.
Wenn es das Budget erlaubt, unbedingt machen: Eine Wanderung hinauf zum Briksdalen-Gletscher, Ausläufer des größten zusammenhängenden Gletschers auf dem europäischen Festland (Jostedalsbreen).
Der Weg ist mitunter steil und mühsam, aber er lohnt sich. Vorbei an rauschenden Wasserfällen und wilder Natur erreicht man den kleinen See unterhalb des Gletscherarms. Gut trainierte Wanderer können auch den „Kaiser Wilhelm Stig“ nehmen, der kürzer, aber auch noch viel steiler ist und den vor mehr als 120 Jahren (wie der Name vermuten lässt) schon von Kaiser Wilhelm II. begangen wurde.
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Auf der Fahrt zum Ausgangspunkt der Wanderung macht der Bus Halt am Hornindalsvatnet, dem mit 514 Metern tiefsten See Europas. Von der örtlichen Reiseführerin Anna-Maria, die in Bonn studiert hat und hauptberuflich als Archäologin arbeitet, erfahren wir Wissenswertes über den Schmelzvorgang des Gletscher-Eises infolge des Klimawandels und über so freigelegte historische Werkzeuge.
Von ihr erfahren wir auch, dass Stryn, wo wir unser typisch norwegisches Mittagessen einnehmen, das Heimatdorf des weltbesten Biathleten Johannes Tignes Bö (5 Mal Olympia-Gold, 20 Mal Weltmeister) ist. Dieser Ganztagesausflug inklusive Busfahrt und Mittagessen ist mit 254 Euro allerdings nicht ganz preiswert.
Ausflug in Flam: Die Flamsbahn führt über eine der steilsten Strecken von Meereshöhe nach Myrdal (866 Meter hoch) und zurück. Unterwegs macht die Bahn Halt am wunderschönen Kjofossen-Wasserfall (Kosten: 201 Euro).
Das hat genervt: Wanderung durchs Vardengebirge bei Molde: Alle Ausflugsgruppen wurden gleichzeitig losgeschickt, sodass sich eine Menschenschlange von mehreren hundert Personen den engen Weg hinunter schlängelte. Warum macht man das nicht zeitversetzt? Wandern durch Norwegens wilde Natur stellt man sich anders vor ...
Das bleibt: Das Natur-Erlebnis von den Wanderungen sowie die Stille bei der Fahrt des Schiffs durch die engen Fjorde. Man kommt vom Alltagsstress wirklich runter.
Norwegens Naturwunder per Kreuzfahrt: So komm' ich hin
Die Anreise zum Hafen in Kiel erfolgt entweder mit dem Auto oder dem ICE von Köln (am frühen Vormittag fährt ein Zug direkt – ohne Umstieg in Hamburg Hbf.). Bei der Reise mit MSC Euribia ist die ICE-Anreise im Paket mit buchbar.
Empfehlenswert ist eine Sitzplatzreservierung im Zug, da der wegen der Anfahrt mehrerer Kreuzfahrtschiffe in Kiel häufig voll ausgelastet ist. Bei Pkw-Anreise: Die Parkkosten am Pier im Ostuferhafen belaufen sich auf 149 Euro für eine Woche.