Urlaub bei Kim Jong-unSo streng sind die Regeln für Reisende nach Nordkorea
Nordkorea ist alles andere als ein klassisches Reiseland - eher das Gegenteil. Doch ein Urlaub dort ist nicht unmöglich. „Die nordkoreanische Regierung hat den Tourismus in ihrem Land sehr gefördert“, sagt Harry Reingruber vom German Travel Network, das seit Jahren Reisen nach Nordkorea anbietet.
Doch der Ablauf einer Reise ist mehr als ungewöhnlich. Touristen müssen sich dem politischen System des Landes fügen. Fragen und Antworten dazu im Überblick.
Wer darf nach Nordkorea einreisen?
Fast jeder darf nach Nordkorea reisen - außer Südkoreaner. „Auch Journalisten kann der Aufenthalt untersagt werden“, sagt Jianli Chen vom Reiseunternehmen China Hansa Travel. Für die Einreise nach Nordkorea brauchen Touristen ein Visum. Die Organisation übernimmt immer der Reiseveranstalter, der die Visa über die Botschaft anfordert. „Die Zusammenarbeit mit den Behörden ist einfacher, als bei vielen anderen Ländern“, sagt Reingruber.
Wie läuft eine Reise nach Nordkorea ab?
Jede Reise nach Nordkorea muss als Pauschalurlaub gebucht werden und ist nicht günstig: Acht Tage ab Peking kosten rund 2000 Euro. Die Touren dauern ein bis zwei Wochen und starten immer in Chinas Hauptstadt. Von dort gibt es eine der wenigen Flugverbindungen in Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang. Alle Hotels, Restaurants und Ausflüge werden vorher ausgewählt.
Wünsche kann man durchaus einbringen, doch was die Touristen sehen, bestimmt letztlich die Regierung. Denn allein sein darf man nicht in Nordkorea: Jede Reise wird von zwei Reiseleitern und einem Fahrer durchgängig begleitet. Ausflüge auf eigene Faust sind untersagt. Die Begleiter sind aber keinesfalls bloß mürrische Aufpasser: „Viele der Reiseleiter sprechen fließend Deutsch“, sagt Reingruber.
Was bekommen Besucher in Nordkorea zu sehen?
„Etwa 15 Orte dürfen Touristen in Nordkorea besuchen“, sagt Reingruber. Von der Armut und den strukturellen Problemen im Land werden Touristen ferngehalten. Die meiste Zeit verbringen die Reisenden in Pjöngjang. Von der Hauptstadt aus bieten die Veranstalter aber auch Touren in die Berge an. Dort können Besucher wandern oder Skifahren. Außerdem sind Besuche bei historischen Bauten möglich. Der Goguryeo-Gräberkomplex und die historischen Monumente in Kaesong sind Weltkulturerbe der Unesco.
Welche Einschränkungen gibt es für Touristen in Nordkorea?
Strom und warmes Wasser fallen in Nordkorea regelmäßig aus. „Die Hotels entsprechen gehobener Mittelklasse“, sagt Chen. Mobiles Netz gibt es nicht, Internet nur selten und wenn, dann unter strengen Voraussetzungen. Telefonieren können Touristen in den meisten Hotels aber problemlos. Das Geld für alle geplanten Ausgaben vor Ort müssen Reisende in bar mitbringen. Denn auch Geldautomaten gibt es nicht. Bezahlen kann man aber in Euro. Mit dem nordkoreanischem Won haben Besucher in der Regel genauso wenig Kontakt wie mit dem eigentlichen Geschehen im Land.
Was sollten Besucher in Nordkorea auf keinen Fall machen?
Bereits kritische Fragen an die Reiseleiter kommen nicht gut an. „Eine Abwertung oder Beleidigung des politischen Systems ist ein No-Go“, sagt Eric Ballbach vom Institut für Koreawissenschaften an der Freien Universität Berlin. Gleiches gilt für westliche Symbole: Eine deutsche Zeitung oder eine Bibel mitzunehmen ist tabu. Wie die Regierung reagiert, hängt vor allem von dem Heimatland der Besucher ab. Im schlimmsten Falle werden Touristen ausgewiesen oder gar als politisches Druckmittel verwendet, sagt Ballbach.
Welche gesundheitlichen Vorkehrungen müssen Reisende treffen?
Für Nordkorea gibt es keinen vorgeschriebenen Impfschutz. Das Auswärtige Amt empfiehlt jedoch Impfungen gegen Tetanus, Diphtherie, Polio und Hepatitis A. „Das Gesundheitssystem in Nordkorea ist dramatisch schlecht“, sagt Ballbach. Notwendige Medikamente sollte man deshalb in jedem Fall in ausreichender Menge aus Deutschland mitbringen. Es empfiehlt sich eine Auslandsreise-Krankenversicherung, die auch den medizinisch sinnvollen Rücktransport abdeckt.
Ist eine Reise nach Nordkorea ethisch vertretbar?
„Das individuelle Motiv für die Reise ist entscheidend“, sagt Ballbach. Nur für den Stempel im Reisepass oder eine lustige Geschichte sollte man nicht nach Nordkorea reisen. Etwa 300 Deutsche reisen laut Reingruber jedes Jahr in das Land.Viele wollen das Geschehen in Nordkorea besser verstehen. Andere stammen aus der DDR und interessieren sich für das kommunistische System. Dass Touristen mit einer Reise direkt das Militär finanzieren, sei falsch. In Nordkorea gibt es verschiedene Wirtschaftskreisläufe. Die Einnahmen aus dem Tourismus fließen in die Planwirtschaft. Ausgaben für Militär und Nuklearwaffen haben einen eigenständigen Wirtschaftskreislauf, erklärt Ballbach. (dpa/tmn)